02.07.2019 - 17:27 Uhr

Bunter Sommer im endlosen Herbst

Nur noch zwei der Beach-Boys-Dinosaurier sind übrig geblieben. Zu wenige für ein Konzert auf der Burg Abendberg? Absolut nicht.

Die letzten zwei Dinosaurier vom kalifornischen Strand: Bruce Johnston (links) und Mike Love, die seit den Anfangstagen bei den Beach Boys spielen. Beide sind nicht weit vom 80. Geburtstag entfernt. Bild: Wolfgang Houschka
Die letzten zwei Dinosaurier vom kalifornischen Strand: Bruce Johnston (links) und Mike Love, die seit den Anfangstagen bei den Beach Boys spielen. Beide sind nicht weit vom 80. Geburtstag entfernt.

30 Grad bis in den späten Abend hinein, weiter Rundblick von der Burg Abenberg im fränkischen Kreis Roth. Die Kulisse taugt. Das Orchester auf der Bühne auch. Es nennt sich Beach Boys. Doch von denen, die damals von Kalifornien aus eine musikalische Antwort auf die Beatles aus dem Land Ihrer Majestät gaben, sind nur noch zwei dabei. Die anderen sieben kennen die Songs nur von CDs oder bestenfalls von Platten. Aber sie haben gut zugehört.

Grandioses Duo

Von den flotten Wellenreitern ist ein bis heute grandioses Duo übrig geblieben: Bruce Johnston und Mike Love. Grandios deswegen, weil sie das volle Programm der legendären Beach-Boys-Song noch drauf haben. Was sie stimmlich nicht mehr schaffen, machen die anderen. Zu Beispiel Mike Loves Sohn Christian. Der weiß vom Papa, wie sich "Good Vibrations" anhört.

Die alten Herren und ein junges Musikervolk. Wie würde das funktionieren, hat man sich vorher gefragt. Kaum sind sie da, geht's rund. Es ist, als ob sich das Rad der Zeit 50 Jahre zurück dreht. Eine Mark in die Jukebox - und dann ist es wie einst. Alles in der Liste, was diesen Sound vom Venice Beach bis zum Nordpol und nach Feuerland schickte. Natürlich "Surfin' USA" und "Little Deuce Coup", die "California Girls" und "Shut Down". Hinter Johnston und Love stehen drei Palmen von mickriger Größe. Aber dafür laufen auf einer Leinwad Szenen von damals, als noch die Wilson-Brüder Carl, Dennis und Brian zum Feldzug gegen britische Rock-Konkurrenz angetreten waren.

Hilfreiche Band

Es gibt alles im Harmonie-Gesang, was man daheim im Plattenschrank aufbewahrt hat. Auch Lieder aus der "Wild Honey"- und "Pet Sounds"-Phase. Dazu "Surfer Girl", "409" und "Dance, Dance, Dance". Wo Johnstons und Loves Stimmen nicht mehr reichen, schreitet die Band permanent hilfreich ein. Dann aber folgt etwas, das so garnicht hinein passt in diese Show. Erst George Harrisons "Here Comes The Sun", dann Eddie Cochrans "Summertime Blues" und schließlich noch Chuck Berrys "Rock'n Roll Music". Überflüssig, diese Griffe in die Schatztruhe anderer. Und dann auch noch ein Song von den Ramones. Das lässt eingefleischte Fans schaudern.

Versöhnliches Finale. Na endlich doch noch: "Fun, Fun, Fun". Mike Love in Bestform. Mit persönlichen Erinnerungen. Denn da kommt vor, dass ein Vater seiner Tochter den T-Bird wegnimmt. Wir haben uns damals gefragt, was dieser T-Bird denn für eine Vogelsorte sei. Bis endlich US-Soldaten für Klarheit sorgten: Kein Flattermann. Stattdessen die Abkürzung für einen Sportwagen namens Thunderbird. Der "Endless Summer" wird bald zu Ende sein. Aber schön war er. Auch wenn der Herbstwind die welken Blätter an den Sandstrand bläst.

 
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