Deutschland und die Welt
18.03.2022 - 08:46 Uhr

Ukraine-Krieg: Mit noch mehr Besonnenheit berichten

Das von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik veröffentlichte Bild zeigt Journalisten in einem Dorf nördlich von Donezk. Bild: Ilya Pitalev
Das von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik veröffentlichte Bild zeigt Journalisten in einem Dorf nördlich von Donezk.

Kommunikationswissenschaftlerinnen der Freien Universität Berlin haben Medienschaffende zu noch mehr Besonnenheit in der Berichterstattung über den Ukraine-Krieg aufgerufen. Eine Berichterstattung im Krieg und über die Konfliktparteien erfordere ein überaus hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, erklärten Anna Litvinenko, Expertin für osteuropäische und russische Medien, Margreth Lünenborg, Professorin für Journalistik, und Carola Richter, Professorin für Internationale Kommunikation, in Berlin.

Dieser Anforderung würden Medienschaffende in Deutschland überwiegend gerecht, doch gebe es auch Unachtsamkeiten in der Berichterstattung. So sehe man zunehmend die Gefahr, dass ein antirussisches Feindbild die Berichterstattung präge, über das pauschal alle Russinnen und Russen verunglimpft würden. Individuen dürften jedoch nicht für Staatshandlungen verantwortlich gemacht werden.

Vermieden werden sollte nach Einschätzung von Richter zudem ein von Kriegsrhetorik geprägter "Waffenjournalismus", bei dem militärstrategische Überlegungen, Heldenstilisierung und der Fokus auf Gewinnen oder Verlieren im Vordergrund stünden.

Stattdessen sollten die Suche nach diplomatischen Lösungen und die negativen Auswirkungen des Krieges für die Zivilgesellschaft in beiden Ländern in den Fokus rücken. Auch hier gebe es Defizite in der Berichterstattung.

Die Forscherinnen rieten, neben der Berichterstattung zu den aktuellen Ereignissen in stärkerem Maße historische und geopolitische Entwicklungen und Kontexte aufzuzeigen. Diese erleichterten es dem Publikum, die aktuelle Situation zu verstehen.

Eine Auseinandersetzung mit der Auflösung des Warschauer Pakts und der Nato-Osterweiterung rechtfertige nicht Verständnis für den Angriff auf die Ukraine, doch werde das Wissen über die geopolitischen Entwicklungen in der Region erweitert. Dies sei notwendig, um politische Reaktionen und Strategien der Länder zugunsten von Friedensmaßnahmen einordnen zu können.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.