Corona-Hilferuf aus dem Krankenhaus in Cheb/Eger

Eger (Cheb)
11.01.2021 - 15:58 Uhr

Alarmierender Hilferuf aus dem Krankenhaus in Cheb: Stanislav Adamec, Chef der Inneren Medizin, hatte am Wochenende auf Facebook beklagt, dass keine Intensivbetten mehr zu Verfügung stünden.

Ein medizinischer Mitarbeiter vor einem Zelt, das für die Entnahme von Covid-19-Tests vor dem Krankenhaus von Cheb (dt. Eger) errichtet wurde.

Stanislav Adamec, Chef der Inneren Medizin, hatte am Wochenende auf Facebook beklagt, dass keine Intensivbetten mehr zu Verfügung stünden: „Wir müssen eine Auswahl treffen, welche Patienten wir noch intensiv betreuen können, und wen wir faktisch auf einer normalen Station mit einer schweren Lungenentzündung seinem Schicksal überlassen müssen.“ Zudem sei die personelle Versorgung völlig unzureichend.

Babiš weist Forderung der Opposition zurück

Weil am Montag in Cheb nur noch drei Betten für Covid-19-Intensivpatienten verfügbar waren, haben die oppositionellen Christdemokraten (KDU-CSL) die Regierung aufgerufen, die Nachbarstaaten Tschechiens unverzüglich um Hilfe zu bitten.

Premierminister Andrej Babiš (ANO) verwies dagegen auf ausreichend freie Kapazitäten in anderen Regionen des Landes. Vor „Panikmache“ warnte auch Gesundheitsminister Jan Blatný (parteilos). Der frühere stellvertretende Direktor der Uniklinik in Brno/Brünn betonte, Patienten könnten in weniger ausgelastete Krankenhäuser innerhalb Tschechiens verlegt werden.

Regierungspräsident: "Versuchen alles, sie zu entlasten"

Ähnlich äußert sich auch Petr Kulhánek (Karlsbader Alternative), der Regierungspräsident des Kreises Karlsbad: „Die Situation im Cheber Krankenhaus ist ernst, aber bisher haben wir immer eine Lösung gefunden.“ Die körperliche und geistige Erschöpfung von Menschen, die sich Tag und Nacht aufopfernd um Corona-Patienten kümmern müssten, und dabei selbst Gefahr liefen, sich zu infizieren, sei für Außenstehende kaum vorstellbar, zeigte er Verständnis für den Hilferuf von Adamec. „Das einzige, was wir für sie tun können, ist alles zu tun, um sie zu entlasten.“

Das versuche gerade die regionale Koordinatorin der Intensivstationen, Dagmar Uhlíková. Dazu gehöre, die Kapazitäten zu erweitern und – so weit möglich – Patienten in andere Krankenhäuser und Regionen zu verlegen. „Das Krankenhausmanagement und andere medizinische Einrichtungen arbeiten daran.“

Verlegung auf andere Krankenhäuser

So habe man am Sonntagmorgen Intensivpatienten, die nicht an Covid erkrankt seien, auf Krankenhäuser in Sokolov (Falkenau) und Karlovy Vary (Karlsbad) verlegt. „Am Freitag wurden Patienten nach Prag und Pilsen gebracht, am Samstag nach Karlsbad und Nejdek, heute ins Krankenhaus nach Mariánské Lázně.“

Die Situation in Cheb würde man permanent im Auge behalten. „Wir stehen praktisch immer in Kontakt mit der regionalen Koordinatorin und dem Krankenhaus-Management.“ Kulhánek sei bewusst, dass alle Lösungsversuche unter den gegebenen Rahmenbedingungen suboptimal seien. „Aber diese Welle des Coronavirus trifft alle Regionen ohne Unterschied, und wir versuchen, die Versorgung bestmöglich zu organisieren und niemanden damit allein zu lassen.“

Keine Anfrage bei Oberpfälzer Kliniken

Auf Anfrage von Oberpfalz-Medien bestätigte der Ärztliche Leiter der Krankenhauskoordination des Marienklinikums Amberg, Marc Bigalke, bisher keine Anfrage erhalten zu haben, Patienten aus Cheb zu übernehmen. „Grundsätzlich müssen Auslandsanfragen laut Herrn Bigalke stets zentral über Bund und Länder koordiniert werden“, teilte eine Sprecherin mit. „Eine Verteilung erfolgt dann nach verschiedenen Parametern, wozu etwa der Inzidenzwert zählt.“

Ziel sei es, einzelne Regionen nicht zu überlasten. Auch die Ärztlichen Leiter der Krankenhauskoordination für die Kliniken Nordoberpfalz, Michaela Hutzler und Dr. Jürgen Altmeppen, hätten bisher keine Anfrage erhalten.

OnetzPlus
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