Herbert Sörgel war wohl der vorletzte eigene Pfarrer der evangelischen Gemeinde Flossenbürg. Vor etwas über drei Jahren ging er in den Ruhestand. Einen Tag nach dem Heiligen Abend starb der gebürtige Nürnberger im Alter von 68 Jahren.
Glaube, Gewissen, Ethik, der Kampf um deren Inhalte und praktische Umsetzung mitunter auch auf ungewöhnlichen, mutigen Wegen und mit klaren, nicht selten provozierenden Worten und Fragen waren ihm wichtiger als Vorschriften und Dogmen. Grenzen interessierten ihn wenig. Er arbeitete mit Christen im Pfarrkapitel Westböhmen zusammen und engagierte sich für eine israelisch-palästinensische-deutsche Jugendbegegnung.
Sörgels Sorge galt immer dem Menschen, theologische Tiefe wandelte er um in Solidarität. Dabei war er immer ein Suchender, einer, der zuhörte. Wichtig war ihm zu erkunden, warum Menschen sich so verhalten, wie sie es tun. Dabei machte er keinen Unterschied, ob er mit dem Nachbarn oder einem Mitglied der ehemaligen bayerischen Herrscherfamilien aus dem Hause Wittelsbach sprach, den er in der KZ-Gedenkstätte getroffen hatte.
Dort war der Bonhoeffer-Experte vor allem bei Führungen und Diskussionsrunden engagiert. "Ich glaube, dass der Mensch nicht aus schlechten, sondern aus guten Beispielen lernt", war einer seiner Leitsätze. Sörgel suchte nach Geschichten, in denen Menschen aus Solidarität Menschen geholfen haben. "Es gibt neben Bonhoeffer auch viele stille kleine Helden", lautete eine seiner gelebten Überzeugungen.
Sörgel besuchte in Hersbruck das Gymnasium, studierte in Erlangen evangelische Theologie und absolvierte das Vikariat in Nürnberg St. Matthäus. Weitere Stationen des Vaters von vier Kindern waren die Gemeinden Laufamholz ebenfalls in Nürnberg sowie Traunreut in Oberbayern.
2004 kam der Seelsorger mit Ehefrau Claudia nach Flossenbürg, wo er bis zum Ruhestand 2019 als Pfarrer tätig war. Er war daneben zeitweise Dekanatsjugendseelsorger und verantwortlich für das Evangelische Bildungswerk im Dekanat Weiden. Bei den Weidener Filmgesprächen übernahm er häufig die Moderation.
"Ich hoffe, dass der Herrgott mir keinen Stein auf den Kopf wirft und mich noch etwas leben lässt", hatte Sörgel kurz vor seinem Ruhestand gesagt. Dieser Wunsch war ihm nur für wenig mehr als drei Jahre an seinem letzten Wohnort in Georgenberg vergönnt. Verabschiedungsgottesdienst ist am 18. Februar um 14 Uhr in der Maria-Magdalena-Kirche in Sörgels Geburtsort Nürnberg-Behringersdorf.
Pfarrstellen
- St. Matthäus Nürnberg
- Heilig-Geist Nürnberg Laufamholz
- Paulusgemeinde Traunreut
- Flossenbürg
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