Im Sport ist es eine Binse, dass Trainer erfolgreiche Mannschaften nicht auseinanderreißen sollten. "Never change a winning team!" lautet der Leitsatz in England, dem Mutterland des Fußballs. Genau diesen beherzigen nun die bayerischen Grünen für die Landtagswahl im kommenden Jahr. Sie gehen - wenn in zwei Wochen auch der Parteitag in Landshut zustimmt - mit dem bewährten Duo Ludwig Hartmann und Katharina Schulze in den Wahlkampf. Diese Empfehlung hat am Freitag der Parteivorstand ausgesprochen. Mit den Fraktionschefs als Spitzenkandidaten holten die Grünen 2018 mit 17,6 Prozent ihr bislang bestes Ergebnis im Freistaat.
Jetzt aber wollen die beiden mehr. Wenn es geht natürlich auch an Prozenten, aber wichtiger ist ihnen, dass es endlich mit einer Regierungsbeteiligung klappt. "Wir wollen 2023 in Bayern regieren", gibt Landeschef Thomas von Sarnowski bei der Präsentation des Spitzenteam als Ziel aus. Hartmann erinnert sich ungern an die Tage nach der Wahl 2018, als sich rasch abzeichnete, dass die Sondierungen mit der CSU nicht in eine Koalition führen würden. "Die Menschen hatten die Hoffnung, uns gestalten zu zu sehen, doch Markus Söder hat sich nicht getraut", blickt Hartmann zurück. Nun strebe man ein Ergebnis an, "dass ohne uns keine Regierung gebildet werden kann".
"Verlorene Jahre" mit CSU und FW
"Wir wollen gemeinsam mit den Menschen unser Bayern ein Stück besser machen", erklärt Schulze. Um Probleme zu lösen und die Krisen zu meistern, lägen Ideen und Vorschläge auf dem Tisch, allein die CSU weigere sich, diese aufzunehmen und umsetzen, sagt sie. Für Hartmann sind die vergangenen vier Jahre der CSU/FW-Koalition "verlorene Jahre" für den Klimaschutz, das nachhaltige Wirtschaften und das Streben nach sozialer Ausgewogenheit. Man wolle das "Wertvolle behalten und das Neue zulassen", umschreibt Schulze die Pläne der Grünen, man sehe die Vielfalt im Land als Chance.
Hartmann und Schulze sind verheiratet, aber nicht miteinander. Trotzdem sind sie politisch schon länger ein Paar. Kennengelernt haben sich im Aktionsbündnis "NOlympics", das sich mit Erfolg gegen eine Bewerbung Münchens für die Winterspiele 2022 eingesetzt hatte. Seit 2017 führen sie gemeinsam die Landtagsfraktion der Grünen. Sarnowski nennt die beiden ein "starkes und lange eingespieltes Team". Genau ein solches brauche es nun. "Die Herausforderungen dieser Zeit kann man nicht alleine lösen, auch nicht mir dem größten Ego", erlaubt er sich einen Seitenhieb auf den amtierenden Ministerpräsidenten.
Zwei unterschiedliche Temperamente
Mit Hartmann und Schulze setzen die Grünen erneut auf ein Duo der unterschiedlichen Typen. Hartmann geht mit Faktenwissen gerne in Diskurse im kleineren Kreis, sein Redetalent ist überschaubar. Schulze strahlt schier unerschütterlichen Optimismus aus, sie liebt den großen Auftritt. "Wir sind nicht austauschbar, wir ergänzen uns", urteilt Hartmann. Allerdings ist die Zusammensetzung des Teams auch gewagt, denn Markus Söder glaubwürdig herausfordern kann eigentlich nur Hartmann. Mit seinen 44 Jahren erfüllt er das Mindestalter für bayerische Ministerpräsidenten, Schulze (37) ist dafür noch zu jung. Sie macht aber nicht den Eindruck, als dass sie sich deswegen irgendwelche Zurückhaltung im Wahlkampf auferlegen würde.
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