München
07.01.2020 - 18:04 Uhr

Grundschullehrer müssen künftig mehr arbeiten

Um den Lehrermangel aufzufangen, müssen die Grundschullehrer in Bayern ab dem nächsten Schuljahr eine Stunde pro Woche mehr unterrichten. Und das Kultusministerium hat weitere Pläne.

Ein Junge einer 2. Klasse arbeitet in einer Grundschule im Klassenzimmer an einem Arbeitsblatt. Der bayerische Kultusminister Piazolo (Freie Wähler) will den Lehrermangel an Grund-, Mittel- und Förderschulen abpuffern. Bild: Sven Hoppe/dpa
Ein Junge einer 2. Klasse arbeitet in einer Grundschule im Klassenzimmer an einem Arbeitsblatt. Der bayerische Kultusminister Piazolo (Freie Wähler) will den Lehrermangel an Grund-, Mittel- und Förderschulen abpuffern.

Zur Behebung des sich abzeichnenden Lehrermangels an den bayerischen Grund-, Mittel- und Förderschulen will Bildungsminister Michael Piazolo (Freie Wähler) die Lehrkräfte zumindest vorübergehend zu Mehrarbeit verpflichten. Nach Piazolos Angaben könnten sonst zu Beginn des Schuljahres 2020/21 an den drei Schularten rund 1400 Vollzeitstellen nicht besetzt werden, da entsprechender Lehrernachwuchs derzeit nicht zur Verfügung stehe. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) lehnte die Pläne umgehend als "kontraproduktiv und demotivierend" ab.

Zum kommenden Schuljahr will Piazolo vier verpflichtende Maßnahmen im Dienstrecht verankern. Den meisten Ertrag erhofft er sich von der Verschiebung des vorzeitigen Ruhestands auf Antrag von 64 auf 65 Jahre. Das allein soll 470 Stellen bringen. Mit weiteren 400 Stellen rechnet der Minister durch die Erhöhung der Mindeststundenzahl bei Teilzeit von 20 auf 23 an den Förderschulen und von 21 auf 24 bei den Grund- und Mittelschulen. Die Teilzeit aus familiären Gründen ist davon ausgenommen. Abgeschafft wird die mögliche Beurlaubung für ein "Sabbat-Jahr". Das entspricht nach den Berechnungen des Ministeriums rund 50 Stellen.

29 Unterrichtsstunden

Wegen der auf absehbare Zeit steigenden Schülerzahlen an den Grundschulen - als Gründe nannte Piazolo höhere Geburtenzahlen und den Zuzug aus dem Im- und Ausland nach Bayern - wird für die Lehrkräfte dort erneut ein Arbeitszeitkonto eingeführt. In Vollzeit bedeutet das fünf Jahre lang 29 statt 28 Unterrichtsstunden. Die zusätzliche Stunde wird anschließend über fünf Jahre durch eine entsprechende Absenkung der Unterrichtspflichtzeit "zurückgegeben". Die Maßnahme soll 170 Stellen bringen. Das Konto gilt nicht für Lehrkräfte über 58 Jahre. Alle Vorhaben hätten laut Piazolo vorübergehenden Charakter und würden zurückgenommen, sobald es die Bedarfssituation zulasse.

"Jeder Kopf zählt"

"Wir müssen wie jedes Jahr nachsteuern, um das Schiff auf Kurs zu halten", sagte Piazolo. Die Vorgaben stellten die Unterrichtsversorgung unter "möglichst geringer Belastung für die Lehrkräfte" sicher. Alternativen wie größere Klassen oder Einschnitte in die Stundentafel seien "keine Option" gewesen, da sie die Qualität an den bayerischen Schulen gefährden würden. Zusätzliche Entspannung erhofft sich Piazolo von freiwilligen Beiträgen der Lehrkräfte."Jeder Kopf, jede Stunde zählt", sagte Piazolo.

BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann warnte davor, die ohnehin hohe Belastungssituation für Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen noch weiter zu erhöhen. Diese hätten im Vergleich zu anderen Schularten schon jetzt die höchste Pflichtstundenzahl bei schlechterer Bezahlung. Auf diese Weise werde auch die immer wieder beschworene Attraktivität des Lehrerberufs nicht verbessert.

 
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