"Gefährliche Invasion, eine Karawane von Kriminellen, Gefahr für die nationale Sicherheit", nennt US-Präsident Donald Trump die Einwanderer. Jetzt hat ein junger Weißer selbst die Verteidigung der Grenze in die Hand genommen und wahllos 20 Menschen in einem Einkaufszentrum El Pasos getötet, 26 verletzt: eine gezielte Hinrichtung lateinamerikanisch aussehender Zufallsopfer.
Viele Faktoren ließen den Sprengsatz in die Luft gehen: die aufgeheizte Stimmung, ein skrupelloser Demagoge und ein Täter, der sich zum Blutrausch aufstacheln lässt. Die Schuldfrage ist keine Einbahnstraße, Trumps Mitverantwortung jedoch offenkundig. Es ist aber zu einfach, mit dem Finger nur auf die USA zu zeigen, wo grenzdebile Waffennarren mühelos Massenvernichtungsmittel in die Hände bekommen.
"Ich wünsche mir einen Bürgerkrieg"
Vor dem Attentat auf den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke hat Erika Steinbach, Chefin der AfD-nahen Stiftung, dessen alte, polarisierende Rede auf ihrem Twitter-Account gepostet - wohl wissend, damit rechte Spinner auf den Plan zu rufen. "Zehntausende afrikanische Migranten warten in Italien darauf, endlich ins gelobte Land reisen zu können", teasert die AfD auf Facebook in Trumps Duktus eine Doku an. Der sächsische AfD-Kandidat Thomas Goebel findet, Deutschland leide "unter einem Befall von Schmarotzern und Parasiten", die dem deutschen Volk "das Fleisch von den Knochen fressen".
Jede Irrsinnstat wie der Schwertmord in Stuttgart oder die Attacke am Frankfurter Bahnhof wird von Social-Media-Hetzern als Beleg ihres Verfolgungswahns bejubelt: Die Regierung wolle das deutsche Volk vernichten. Unter diesem Eindruck schrieb der inzwischen aus der AfD ausgeschlossene Rostocker Holger Arppe: "Das ganze rotgrüne Geschmeiß aufs Schafott schicken." Und seine Fans fantasieren: "Ich wünsche mir so sehr einen Bürgerkrieg und Millionen Tote. Frauen, Kinder. Mir egal. Hauptsache es geht los." In den USA ging es längst los.













Die Springerpresse heizt die Stimmung in Deutschland seit Jahren an, um dann die gesellschaftlichen Auswirkungen zu beklagen. Der Wahrheitsgehalt hält sich jeweils in Grenzen. Um es mit den "Ärzten" zu sagen: Die Bild besteht aus "Angst, Hass, Titten und der Wetterbericht!"
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Alles richtig, Herr Herda! Aber warum so zurückhaltend?
Das schreckliche Zitat am Ende des Kommentars stammt nicht von irgendwelchen (anonymen) Fans eines Ex-AfD-Kaders, es stammt von einem konkreten Mitarbeiter der AfD im Baden-Württembergischen Landtag.
Und wo bleibt die Kritik an Volksverhetzern im eigenen Lager? Ganz vorne dabei die Bild, die sich unter einem Chefredakteur Julian Reichelt zu einer Vorfeldorganisation der AfD entwickelt hat (Zitat Michael Spreng, ehemaliger stellvertretender Chefredakteur der Bild und ehemaliger Chefredakteur der Bild am Sonntag). Auch wenn sich die Auflage dieser Hetzschrift im freien Fall befindet, erreicht sie dennoch täglich Millionen Leser, die den Kampagnenartikeln auf den ersten Seiten genauso glauben wie den Fußballergebnissen ein paar Seiten weiter hinten.
Man muss hier auch immer Max Goldt zitieren: "Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Es ist falsch, sie zu lesen. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel. Es wäre verfehlt, zu einem ihrer Redakteure freundlich oder auch nur höflich zu sein. Man muß so unfreundlich zu ihnen sein, wie es das Gesetz gerade noch zuläßt. Es sind schlechte Menschen, die Falsches tun."
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