Deutschland und die Welt
28.11.2019 - 15:35 Uhr

Kein Grund für einen Ferien-Krieg um den teuren August

Der aktuelle Ferienkrieg zwischen den Bundesländern ist keine Frage von Sein oder Nichtsein. Es geht bei diesem Nord-Süd-Konflikt vielmehr um Gewohnheitsrecht und siechendes Brauchtum.

Kommentar von Jürgen Herda
Nicht nur Vorteile: Bayerische Familien müssen nicht unbedingt im August die Bettenburgen Palma de Mallorcas erobern. Bild: Clara Margais/dpa
Nicht nur Vorteile: Bayerische Familien müssen nicht unbedingt im August die Bettenburgen Palma de Mallorcas erobern.

Deutschland hat schon die seltsamsten Kriege erlebt: Den Dorfener Bierkrieg von 1910, bei dem Brauereien brannten. Oder den Brotkrieg im Ersten Weltkrieg, als der Hunger die Menschen demoralisierte - immerhin gelang zur Verbesserung der Versorgungslage am 9. Februar 1918 ein separater Brotfrieden zwischen den Mittelmächten. Beim jetzigen Ferienkrieg zwischen Berlin, Hamburg und München geht es dagegen nicht um Existenzen. Das Hauptargument "Hamma scho immer so g'macht!", ist nicht sehr Föderalismus-tauglich.

Denn während die meisten Länder sich mit dem "Hamburger Abkommen" von 1964 auf einen sechswöchigen Ferienkorridor zwischen 1. Juli und 10. September verständigten - mit rotierendem Ferienbeginn -, scherten Bayern und Baden-Württemberg aus: Sie besetzten die letztmöglichen Termine, weil die Schulkinder früher in den Ferien häufig bei der Ernte helfen mussten.

Bayerische Interessen auf anderen Feldern

Dieses Argument hat an quantitativer Kraft verloren. Dagegen haben die Einwände der Nordlichter durchaus Gewicht: Wenn alle rotieren, warum dann nicht auch die Südländer? Schließlich gibt es gemeinsame Ziele: Die Entlastung der Autobahnen, die gleichmäßige Auslastung der Hotels.

Und Hand aufs Herz: Welche Nachteile entstünden den bayerischen Familien, wenn sie nicht immer zu Höchstpreisen in der Hochsaison die Bettenburgen stürmen müssen?

Es ehrt Markus Söder, dass er nicht gleich jeden Vorstoß aus Hamburg und Berlin brav abnickt. Schließlich muss man bei der derzeitigen Kompromissmüdigkeit ein langes Gezerre bei einer Neuordnung befürchten. Nach gründlicher Abwägung spricht aber nichts dagegen, dass der Ministerpräsident besser auf wichtigeren Feldern bayerische Interessen vertritt.

 
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