Mit dem neuen amerikanische Präsidenten Joe Biden verbinden sich viele Hoffnungen - nicht nur bei seinen Wählern, sondern auch hier in Europa und wohl rund um den Erdball. Als 46. Präsident der Vereinigten verkörpert Biden die Aussicht auf ein Ende der schrecklichen vier Jahre, mit denen sich die Welt unter dessen Vorgänger Donald Trump konfrontiert sah.
Biden steht mit seiner langjährigen politischen Erfahrung für jene Tugend des Kompromisses, die in Washington schon so lange schmerzlich vermisst wird. Gut möglich, dass es ihm gelingt zu jenen Republikanern eine Brücke zu bauen, die ihre Partei nicht auf Dauer dem Trumpismus überlassen wollen.
Gut möglich, dass der oberste Republikaner im US-Senat, Mitch McConnell, dazu bereit ist, Brücken zu den Demokraten Bidens zu bauen. Immerhin hat McConnell inzwischen auch dem abgewählten Präsidenten Donald Trump eine Mitschuld an der gewaltsamen Erstürmung des Kapitols am 6. Januar gegeben.
Niemand sollte sich aber täuschen: Die Gräben in den US-Gesellschaft sind tief und auch Biden hat bei seinen Demokraten mit einem Flügel zu kämpfen, dem linken. Was nach deutschen Maßstäben gut sozialdemokratisch wäre, ist für viele Amerikaner geradezu linksradikal. Auch diese Kräfte wollen und müssen eingebunden werden. Das erschwert für Biden das Brückenbauen und die Versöhnung der amerikanischen Gesellschaft.
Der neue Präsident versucht es mit einer Erzählung, die an den amerikanischen Traum eines neuen Aufbruchs anknüpft. Das hat sich schon in seiner Weihnachtsansprache gezeigt, das findet sich in seiner ersten Ansprache als Präsident an die Amerikaner. Darüber sollte niemand vergessen, Trump ist zwar nicht mehr Präsident, aber er ist nicht weg. Der Mythos von der gestohlenen Wahl, den er schuf, lebt weiter. Dieser hat alles Zeug dazu, das gleiche zersetzende politische Gift zu werden, wie der Glaube an eine konföderierte, eine Südstaaten-Identität.