Ein bunter Vogel wirbelt in der Wiener Gesellschaft Staub auf. Das musikalische Genie Wolfgang Amadeus Mozart trifft dabei auf den Platzhirschen, den Hofkomponisten Antonio Salieri. Es entwickelt sich eine schicksalhafte Rivalität. Das Landestheater Oberpfalz (LTO) zeigt mit "Amadeus" nun ab diesem Freitag die Ränkespiele bei den Burgfestspielen Leuchtenberg. Kurz vor der Premiere spricht Regisseur Till Rickelt über das neue LTO-Stück.
ONETZ: Den gleichnamigen, oscarprämierten Miloš-Forman-Film von 1984, der sich an die gleiche Vorlage anlehnt, kennen viele, aber nicht mehr alle. Ohne zu viel zu verraten: Worum geht es in „Amadeus“?
Till Rickelt: Erzählt werden die letzten zehn Lebensjahre Mozarts, von seiner Übersiedlung nach Wien 1781 bis zu seinem frühen Tod. Allerdings - und das ist der geniale Kniff des Stückes - aus der Sicht von Mozarts Rivalen Salieri, der einem unbestätigten Gerücht zufolge Mozart sogar ermordet haben soll. Das Stück ist einerseits ein bunter Bilderbogen, der alles auffährt, was das Theater an komödiantischen und dramatischen Effekten zu bieten hat, andererseits aber auch ein raffinierter Thriller und ein intimes Kammerspiel mit drei komplexen Charakterrollen - Salieri, Mozart und dessen Frau Constanze.
ONETZ: Peter Shaffer hat sowohl das Theaterstück als auch das Film-Drehbuch verfasst. Welchen eigenen Reiz hat die Bühnenfassung?
Das Stück bietet sich aufgrund seiner Dramatik und des historischen Stoffes natürlich für eine Verfilmung an. Trotzdem hat die Bühnenform einen entscheidenden Vorteil, den der Film mit seinen imposanten Bildern nicht aufwiegen kann, und das ist die Einbeziehung des Publikums, das in der Aufführung von Salieri direkt angesprochen wird und so quasi die Rolle seines Beichtvaters und heimlichen Komplizen übernimmt.
ONETZ: Was war für Sie das Herausfordernde bei der Umsetzung des Stoffs?
Neben dem Einbeziehen des Publikums ist die zweite große Qualität des Stückes die raffinierte Verzahnung der Bühnenhandlung mit Mozarts Musik. Auch die Szenen und Dialoge selbst haben eine große Musikalität. Peter Shaffer selbst hat in seinem Bühnenmanuskript vermerkt, das Stück müsse von Anfang bis Ende mit der federnden, graziösen Energie gespielt werden, die Mozarts Musik so besonders macht.
ONETZ: Wie sehen Sie den ausgeschmückten Konflikt der Rivalen, der von Musikhistorikern dagegen sehr differenziert betrachtet wird?
Dass Salieri, der ja eigentlich ein produktiver und begabter Komponist war, heute nur als angeblicher Rivale und sogar als möglicher Mörder Mozarts bekannt ist, liegt natürlich auch an Shaffers Stück und dessen Verfilmung. In denen wird die von der Forschung längst widerlegte Legende so überzeugend und stimmig dargestellt, dass viele sie für historische Wahrheit halten ...
ONETZ: ... die sich zudem durch Verwendung des Motivs in anderen Werken der Popkultur verfestigt hat.
Das alles war von Shaffer allerdings nie beabsichtigt. Im Kern ist das Stück eigentlich eine Parabel über die Konflikte, die entstehen, wenn exzentrische Genialität auf Menschen und gesellschaftliche Strukturen trifft, die sich von ihr überfordert und bedroht fühlen.
ONETZ: Worauf dürfen sich die Zuschauer bei der „Amadeus“-Inszenierung auf der Burg Leuchtenberg freuen?
Ich bin sehr froh und stolz über die beeindruckende Entwicklung meiner Darsteller während der Probenarbeit der letzten Wochen. Ich habe das Gefühl, dass hier gerade etwas wirklich Besonderes und Herausragendes entstehen könnte.
Termine: Freitag, 14. Juni (Premiere), Sonntag, 23. Juni, Samstag, 29. Juni, Donnerstag, 4. Juli, Freitag, 5. Juli, Freitag, 19. Juli, Samstag, 20. Juli, jeweils 20 Uhr, Burg Leuchtenberg; Karten beim NT/AZ/SRZ-Ticketservice unter Telefon: 0961/85-550, 09621/306-230 oder 09661/8729-0 sowie unter www.nt-ticket.de


















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