Als Vorsitzender des Armin-Laschet-Fanclubs würde Markus Söder auch an diesem Montag nicht durchgehen. Zwar kann der CSU-Chef nach den überraschenden Zugewinnen der CDU in Sachsen-Anhalt endlich mal wieder gute Stimmung verbreiten. Einen messbaren Anteil daran will er dem Kanzlerkandidaten der Union aber nicht einmal auf Nachfrage zu seinem Pressestatement in der CSU-Zentrale zubilligen. Das gute Ergebnis der CDU sei "Rückenwind für alle in der Union, also auch für Armin Laschet", sagt Söder ohne sichtbare Regung. Und schiebt trocken hinterher: "Der Matchwinner war Reiner Haseloff!"
Über Sachsen-Anhalts alten und wohl auch neuen Ministerpräsidenten gerät Söder geradezu ins Schwärmen. Haseloff sei ein toller Regierungschef und mache eine prima Politik für das Land. Besonders aber lobt Söder Haseloffs Standhaftigkeit gegenüber der AfD und dem nach rechts abdriftenden Teil der örtlichen CDU. Von diesem habe er sich nicht unter Druck setzen lassen und stattdessen "klar Schiff gemacht" in der Partei. Diese klare Linie auch in Angrenzung der AfD sei vom Wähler honoriert worden, analysiert Söder. "Es bleibt der Auftrag, die AfD zu bekämpfen und zu stellen", lautet seine Mahnung an alle in der Union.
CSU-Chef: Höhenflug der Grünen gestoppt
Statt die Wahl zu einem Push für Laschet zu deuten, bereitet es Söder mehr Freude, über den mauen Aufschlag der Grünen zu reden. "Grüne Bäume wachsen doch nicht in den Himmel", schwingt Genugtuung und Erleichterung über den Dämpfer für die Öko-Partei nach zuletzt mitunter furiosen Wahlsiegen mit. Trotz manch guter Ideen seien die Grünen eben auch nur eine "normale Partei mit Problemen und Unstimmigkeiten". Söder liest etwas Entscheidendes aus ihrem Abschneiden am Sonntag heraus: "Bei vielen Bürgern fehlt das Letztvertrauen, dass die Grünen geeignet sind, die Führung dieses Landes zu übernehmen." Ihr Höhenflug sei jedenfalls "eindeutig gestoppt".
Beim neuen Führungsduo der bayerischen Grünen scheint diese Erkenntnis noch nicht ganz angekommen zu sein. In einer gemeinsamen Stellungnahme erklären Eva Lettenbauer und Thomas von Sarnowski, "die Menschen setzen auf uns Grüne". Dass es in Sachsen-Anhalt nur 5,9 Prozent der wählenden Menschen waren und damit nur unwesentlich mehr als im Jahr 2016 irritiert das Duo offenbar nicht. Es wirkt fast so, als ob die Erklärung schon lange vor Schließung der Wahllokale noch in der Hoffnung auf ein Durchstarten verfasst worden war. In einem letztlich ungefährdeten, aber keineswegs fulminanten Wiedereinzug in den Landtag einen Motivationsschub für den Bundestagswahlkampf zu sehen, hat schon etwas von Autosuggestion.
Dämpfer für Hubert Aiwanger
Söders Bild von nicht in den Himmel wachsenden Bäumen gilt auch für die Freien Wähler. Bundeschef Hubert Aiwanger hatte fest darauf gehofft, mit seiner Truppe in Sachsen-Anhalt den vierten Landtag zu erobern. Am Ende blieb sie bei 3,1 Prozent der Zweitstimmen hängen. Aiwanger sieht einen Grund im wegen Corona überwiegend virtuell geführten Wahlkampf. Für eine nicht im Landtag vertretene Gruppierung sei das ein Nachteil. Weil die 3,1 Prozent im Vergleich zu den 2,2 Prozent bei der Wahl 2016 aber einen Zuwachs bedeuten, urteilt Daueroptimist Aiwanger mit Blick auf die Bundestagswahl: "Die Richtung stimmt!"
Bei der AfD in Bayern herrscht Freude darüber, dass die Kollegen in Sachsen-Anhalt trotz einiger Verluste zweitstärkste Kraft geblieben sind. Fraktionschef Ingo Hahn rundet zwar großzügig auf, wenn er bei 20,8 Prozent erklärt, knapp ein Viertel der dortigen Wähler und damit "weite Teile der Gesellschaft" stünden hinter der AfD. Erfreut zeigt sich Hahn über die einstelligen Ergebnisse von SPD, Linken und Grünen. Dies zeige, dass eine linke Politik "nicht erwünscht" sei. Das sieht die neue SPD-Landeschefin Ronja Endres komplett anders: "Die Zeit der linken Politik ist noch lange nicht vorbei." Das schlechte Abschneiden linker Kräfte führt sie auf die spezielle Situation in Sachsen-Anhalt zurück. Ihre Empfehlung an die Genossen: Das SPD-Programm unter die Menschen bringen und "Ärmel hochkrempeln".













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