Die Geschichte ist inzwischen in ganz Bayern durch. Alle haben sie berichtet. Vom "Münchner Merkur" bis zum "Nordbayerischen Kurier", zuerst "Der neue Tag": Die Geschichte vom Postboten Markus Schmid, der zum Moosbacher Weiberfasching 2019 eine echte Polizeilederjacke trug und deshalb 1800 Euro Geldstrafe kassierte. Wegen Titelmissbrauch. Dabei wollten er und sein Kumpel Andre Hilburger, der tatsächlich aussieht wie Rudi Birkenberger, nur die Titelhelden des Films "Leberkäsjunkies" darstellen.
Moosbacher Chefsache
Nach einem Einspruch vor dem Weidener Amtsgericht wurde zwar die Strafe auf 450 Euro eingedampft, mit Gerichts- und Anwaltskosten summiert sich das Ganze dennoch auf 1300 Euro. Ein Pleysteiner "Sympathisant" rief damals spontan zum Crowdfunding ("Free Eberhofer) auf und sammelte fast 200 Euro. Die waren plötzlich überflüssig, als "Constantin Film" die Kosten übernahm. Auf Intervention von Autorin Rita Falk, mit Unterstützung von Schauspieler Sebastian Bezzel & Co.
Wohin mit den gespendeten Euros? Schmids Idee mit der "Lewakas-Party" fiel in Moosbach auf fruchtbaren Boden. In keinem anderen Ort im Landkreis Neustadt/WN versteht man so zu feiern. Bürgermeister Hermann Ach sagte dem "falschen Eberhofer" die volle Unterstützung zu und hielt sein Versprechen ein: Ach spielt am Samstag selbst Trompete bei den "Böhmischen Blechblous'n". Seine Frau Wilma gibt mit Sabine Eckl Leberkäs-Semmeln aus. Nach zwei Stunden sind die ersten Tausend weg.
Der Nachschub rollt unablässig. Gleich mehrere Metzgereien treten als Sponsoren auf. Insgesamt 150 Kilo Leberkäs sind gestiftet worden. Der Erlös geht an die Kinderkrebshilfe Nordoberpfalz und die Polizeistiftung. Von der Kinderkrebshilfe ist ein ganzer Tisch vor Ort: Herbert Putzer, Petra Troppmann, Jutta Harbig, Hartmut Ordnung, Helene Rolle. Unverhofft kommt oft. "Die von uns betreuten Familien sind die Nutznießer", sagt Putzer. Dritte Vorsitzende Gunda Hagn steht am Eingang mit Martina Fink, der gut gelaunten Mutter des Postboten, an der Spendenbox. Auch Scheine flattern ein.
In Moosbachs Haushalten bleibt am Samstagabend offenbar die Küche kalt. Gefühlt jeder schaut in der Turnhalle vorbei. Um kurz nach 18 Uhr sind schon fast 200 Leute da. Familien mit Kindern. Die Schützen, die nebenan einen Schießabend haben. Die Kirchgänger kommen nach dem Segen. Aber auch aus dem ganzen Landkreis und Nachbarlandkreisen rollen die Autos heran. Aus Windischeschenbach sind Gerhard Herrmann und sein Sohn Martin nach Moosbach gefahren. "Mir hat das gefallen, dass ein Fest draus wird. Und dann noch mit Spenden - das ist Spitze", sagt Gerhard Herrmann.
Original-Filmmusik
Gerade bei älteren Herrschaften sind Selfies mit "Eberhofer und Birkenberger" gefragt. Andre Hilburger, Beamter des Wasserwirtschaftsamtes, gibt das erste Autogramm seines Lebens. "Könnten Sie da unterschreiben, Herr Birkenberger?", fragt die Dame. "Aber so hoiß ich doch gar nicht", sagt Hilburger. "Heit scho", sagt die Frau.
Auf der Bühne läuft die "Böhmische Blechblous'n" zur Hochform auf. Die Musiker spielen "Auf die Socken", die Original-Titelmusik aus dem Film "Leberkäsjunkie", der aktuell die Kinos füllt. Bürgermeister Hermann Ach hat im Vorfeld Komponist Martin Probst angeschrieben, der über Nacht grünes Licht für die Verwendung gab. Der pensionierte Moosbacher Musiklehrer und Organist Hans Karl schrieb die Noten nach Gehör und arrangierte das Stück für die "Blechblous'n".
Video vom Lewakas-Event
Auch Postbote Markus Schmid muss auf die Bühne. Er begrüßt die Kollegen vom Postamt Vohenstrauß und die Kameraden der Feuerwehr Vohenstrauß. "Wer hätte das gedacht, dass der Weiberfasching Moosbach so einen Rattenschwanz nach sich zieht." Ein wenig süffisant dankt er dem Polizisten, der ihn damals kontrollierte. "Ohne ihn hätten wir das Fest jetzt nicht." Ohne die Helfer auch nicht. Selbst die Security arbeitet für lau: der Sicherheitsdienst von Sandra und Christian Ach, einem gebürtigen Moosbacher.
Hauptveranstalter aber ist das "Mühlschleifhaisl", also der Verein, der den Moosbacher Weiberfasching auf die Stufe der Massenveranstaltung hob. 30 Helfer sind am Start. Manuel Balk legt als DJ bis in den frühen Morgen auf. Die Mitglieder sind großteils ein Jahrgang (1991) und gingen genau hier, in der Trautwein-Volksschule miteinander in die Klasse. Beim Weiberfasching hätte man auch nie geahnt, wie auch nie jemand gedacht, wie sich das entwickeln würde. "Wir haben damals gedacht: Stellen wir eine Anlage auf den Marktplatz und schauen wir mal",sagt Balk. Und jetzt das Lewakas-Fest." Mal sehen, ob's bleibt.
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