Im öffentlichen Bus- und Schülerverkehr Bayerns fehlen derzeit rund 4000 Fahrerinnen und Fahrer. Das berichtete der Geschäftsführer des Landesverbandes der bayerischen Omnibusunternehmen (LBO), Stephan Rabl, im Verkehrsausschuss des Landtags. Die Mangellage werde sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen. 46 Prozent der aktiven Chauffeure sei älter als 55 Jahre, Nachwuchs rar. Schon heute füllten etwa 4000 Fahrer im Rentenalter Lücken auf. "Bei diesen Zahlen ist an einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs nicht zu denken, es geht vielmehr darum, den Status Quo irgendwie zu halten", sagte Rabl.
Um den Job hinter dem Lenkrad attraktiver zu machen, habe sich die Branche mit den Gewerkschaften auf einen neuen Tarifvertrag mit deutlich höheren Löhnen geeinigt. Als wichtigsten Schritt zur Nachwuchsgewinnung sah Rabl allerdings Änderungen beim Führerscheinerwerb und beim Berufszugang. So müsse die im europäischen Vergleich mehr als doppelt so hohe Zahl an Pflichtfahrstunden reduziert werden, um die Führerscheinkosten von derzeit durchschnittlich 12 000 Euro mindestens zu halbieren. Außerdem sollte das Mindestalter für Busfahrer grundsätzlich von 21 auf 18 Jahre abgesenkt werden. Nur so könne es gelingen, Nachwuchskräfte frühzeitig an die Unternehmen zu binden, sagte Rabl.
Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen in Bayern, Burkhard Hüttl. Er trat zudem für eine Vereinheitlichung der Busfahrerausbildung in Europa und die schnellere Anerkennung von ausländischen Fahrerlaubnissen ein. Ohne die möglichst unbürokratische Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland werde der Mangel mit Blick auf die demographische Entwicklung nicht zu beheben sein. Ungeachtet dessen setze die Branche alles daran, den Beruf attraktiver zu machen, betonte Hüttl. Man arbeite an Teilzeitmodellen und "Wunschdienstplänen", um mehr Frauen für den Fahrbetrieb zu gewinnen. Zudem strebe man den Bau von Sanitäranlagen an den Endhaltestellen an. Hier fehle es aber oft an geeigneten Flächen. Als Möglichkeit, um den Personalmangel abzufedern, nannte Hüttl den Einsatz autonom fahrender Busse ohne Fahrer. Man beteilige sich an Pilotprojekten dazu. Bis zu einem Einsatz im größeren Umfang dürfte es aber vor allem auf dem Land noch längere Zeit dauern.
Seitens der Abgeordneten gab es breite Unterstützung für die Forderungen aus der Busbranche. Ausschusschef Jürgen Baumgärtner (CSU) verwies jedoch darauf, dass die entscheidenden Stellschrauben in Brüssel und Berlin lägen. Man werde dort entsprechend Druck machen.
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