Der durchschnittliche Unternehmensgewinn der bayerischen Landwirte ist von 2021 bis 2023 um 33,4 Prozent auf 92 672 Euro gestiegen. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen vor fast 60 Jahren. Die Zahlen gehen aus dem neuen Agrarbericht für den Freistaat hervor, den Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) am Mittwoch im Landtag vorstellte. Aktuelle Entwicklungen im laufenden Jahr sind dabei nicht berücksichtigt. Hauptgrund für die positive Entwicklung im Berichtszeitraum waren die um 32,1 Prozent gestiegenen Erzeugerpreise, die den gleichzeitigen Schub bei den Betriebsausgaben vor allem für Heizstoffe und Düngemittel um 24,2 Prozent mehr kompensierten. Der Anteil der staatlichen Zuschüsse und der Zahlungen für Gemeinwohlaufgaben am Gewinn ging durch die positive Preisentwicklung von knapp 50 auf unter 40 Prozent zurück.
Gewinnsprünge um bis zu 50 Prozent machten im Berichtszeitraum die Milch- und Veredelungsbetriebe, Futteranbauer und Weinbauern dagegen profitierten deutlich unterdurchschnittlich von der positiven Entwicklung. Auch spielte die Größe der Bauernhöfe eine Rolle. So lag der Gewinn bäuerlicher Familienbetriebe in der Größenklasse von 30 bis 60 Hektar bei 73 540 Euro (+ 17 Prozent), der in der Größenklasse von 60 bis 200 Hektar dagegen bei 125 234 Euro (+ 40 Prozent). Anders als in den Vorjahren konnten auch die Öko-Betriebe mit dem allgemeinen Zuwachs nicht mithalten. Ihr durchschnittlicher Gewinn lag bei 74 250 Euro (+ 15,9 Prozent). Begründet lag dies vor allem in einer Absatzdelle bei Bio-Produkten.
Trotz der wirtschaftlichen Erholung ging die Zahl der Agrarbetriebe in Bayern zwischen 2021 und 2023 um 2,2 Prozent auf 100 735 zurück. Fast 2300 Landwirte gaben ihren Hof auf. In der Oberpfalz lag der Rückgang bei 2,4 Prozent auf 12 524, in Oberfranken ebenfalls bei 2,4 Prozent und in Niederbayern bei 2,3 Prozent. Die wenigsten Betriebsaufgaben gab es in Oberbayern (-1,3 Prozent). Hauptursache für das Höfesterben war der Rückgang bei den Nutztierhaltern. Bayernweit sank die Zahl der Schweinehalter im Berichtszeitraum um 12,1 Prozent, in der Oberpfalz um knapp 13 Prozent. Bei den Rinderhaltern lag das Minus in Bayern bei 3,6 Prozent, in der Oberpfalz bei 4,1 Prozent.
Die landwirtschaftliche Nutzfläche der aufgegebenen Höfe wurde zu einem Großteil von anderen Landwirten übernommen. Die durchschnittliche Betriebsgröße stieg dadurch auf gut 31 Hektar. In der Oberpfalz lag die Betriebsgröße bei einem Mittelwert von 31,5 Hektar. Bayernweit stieg die Zahl der Höfe mit mehr als 100 Hektar bewirtschafteter Fläche um drei Prozent, während die der Durchschnittsbetriebe in der Größenklasse von 20 bis 50 Hektar um 4,4 Prozent zurückging. Der Anteil des Öko-Landbaus in Bayern wuchs leicht auf 13,5 Prozent. In der Oberpfalz lag die Quote bei nur 10,8 Prozent. Vom Ziel der Staatsregierung, den Öko-Anteil bis 2030 auf 30 Prozent anzuheben, ist man aber noch weit entfernt.
Kaniber bewertete die Ergebnisse des Agrarberichts insgesamt positiv und als Bestätigung des "bayerischen Wegs" in der Landwirtschaft. Mit der gezielten Unterstützung bäuerlicher Strukturen widersetze man sich dem Trend vom "Wachsen oder Weichen". Kaniber verwies vor allem darauf, dass knapp zwei Drittel der bayerischen Landwirte sich bereits weitere Standbeine etwa im Tourismus oder in der Landschaftspflege aufgebaut hätten, um ihre Höfe zu halten. Sorge bereiteten ihr aber die vielen Betriebsaufgaben von Tierhaltern, trotz spürbar steigender Gewinne. Dies sei direkte Folge der "tierhaltungsfeindlichen Politik der Bundesregierung". "Das ist kein Strukturwandel mehr, das ist ein Strukturbruch", sagte Kaniber. Ursache seien die Bürokratie und zu hohe Standards für die Tierhaltung bei gleichzeitig zu niedriger Förderung für notwendige Stallumbauten. Dies bedränge vor allem die kleineren und mittleren Betriebe in Bayern.
Paul Knoblach (Grüne) warnte in diesem Zusammenhang vor einem Absenken der Tierwohlvorgaben. Es gebe einen gesellschaftlichen Konsens, dass die Nutztierhaltung insgesamt verbessert werden müsse. Auch in Bayern gebe es hier "noch einiges zu tun". Letztlich gehe es dabei um die Akzeptanz der Nutztierhaltung in der Bevölkerung. Einen kritischen Blick auf die Zahlen warf Ruth Müller (SPD). Sie beklagte den Verlust landwirtschaftlicher Nutzfläche durch anderweitigen Flächenverbrauch und blickte besorgt auf das fortdauernde Verschwinden kleinerer Höfe. "Dass nur die Großen wachsen, kann nicht der bayerische Weg sein", sagte Müller. Zudem mahnte sie, den Trend zu mehr vegetarischer und veganer Ernährung als Chance für die bayerischen Landwirte zu sehen und sie bei der Produktion entsprechender Lebensmittel besser zu unterstützen. Ralf Stadler (AfD) forderte eine höhere Förderung für Stallumbauten wegen des geplanten Verbots der Anbindehaltung. Er brachte eine "Abwrackprämie" für veraltete Ställe in die Diskussion.













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