Bayerns Schulen – für den Landtag offenbar zwei verschiedene Parallelwelten

München
29.03.2023 - 18:23 Uhr

Sind Bayerns Schulen Spitze oder herrscht dort die Krise? Bei der Debatte um den Bildungshaushalt gehen im Landtag die Meinungen über diese Frage weit auseinander.

Ist die Situation an Bayerns Schulen nun schlecht oder gut? Darüber streitet sich der Landtag.

Wenn im Landtag über die Situation an Bayerns Schulen gesprochen wird, scheinen die Abgeordneten in zwei verschiedenen Parallelwelten unterwegs zu sein. "Es gibt in Bayerns Schulen keinen Anlass für schlechte Stimmung, wir haben mehr Lehrkräfte, kleinere Klassen und mehr Qualität als je zuvor", sagt zum Beispiel der CSU-Abgeordnete Michael Hofmann. Keine fünf Minuten später ist vom Grünen Maximilian Deisenhofer zu hören: "Im Bildungsbereich brennt die Hütte, an manchen Stellen sogar lichterloh!" Ja was jetzt?

Der Haushalt des Kultusministerium steht auf der Tagesordnung des Parlaments. Nüchtern liest er sich so: 14,8 Milliarden Euro wird der Freistaat heuer für Bildung ausgeben – 400 Millionen mehr als 2022 –, 1152 zusätzliche Lehrerstellen sowie rund 500 weitere Stellen für Assistenzkräfte und Verwaltungsangestellte schaffen. Mehr Personal war zumindest auf dem Papier noch nie an Bayerns Schulen, mehr Geld auch nicht. Das sei, erklärt Hofmann, mal wirklich ein "echter Wumms". Sein CSU-Kollege Gerhard Waschler ergänzt, dass Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländern bei der Bildung durchweg "Spitzenpositionen belegt".

"Blanker Hohn"

"Wolkige Beschönigungen" nennt das dagegen Deisenhofer. Neue Stellen seien längst keine zusätzlichen Köpfe an den Schulen, der Mittelzuwachs gleiche zudem die Inflation nicht aus. Von einer "hausgemachten Lehrerkrise" spricht Simone Strohmayr (SPD). Wenn Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) bei nach Angaben von Lehrerverbänden real 4000 fehlenden Lehrkräften allein an Grund- und Mittelschulen von einer gesicherten Unterrichtsversorgung rede, dann sei das "blanker Hohn". Aktuell fielen schulartübergreifend zehn Prozent des Unterrichtsangebots aus, erklärt Strohmayr unter Einbeziehung von Wahlfächern und Neigungsgruppen.

Auftritt Matthias Fischbach (FDP). Er beklagt, dass Bayerns Schulen bei der Digitalisierung noch immer einen gewaltigen Nachholbedarf hätten. Fördergelder kämen nicht an, die Richtlinien zur Betreuung von Schulcomputern und digitaler Infrastruktur stammten unverändert aus dem Jahr 2000.

Empörung über AfD-Mann

Das bringt Kultusstaatssekretärin Anna Stolz (Freie Wähler) auf die Palme. Nach diesem Schuljahr werde jede Lehrkraft über ein Dienst-Laptop oder -Tablet verfügen. 90 Prozent der Klassenzimmer seien bereits digital ausgestattet, die Zahl der digitalen Leihgeräte für Schüler sei im Vergleich zu 2021 versechsfacht worden. Wenn einer mit alten Zahlen jongliere, dann Fischbach.

Zumindest in einem Punkt herrscht Einigkeit: In der Empörung über den AfD-Abgeordneten Oskar Atzinger. Der würde am liebsten die Kinder von Zuwanderern und Flüchtlingen aus den Schulen entfernen, weil diese den Lernerfolg der einheimischen Schüler behinderten. Anders, meint er, sei die "drohende Katastrophe im Bildungswesen nicht abzuwenden". Waschler weist das nicht nur als pädagogischen Unsinn zurück, er stört sich auch daran, dass Atzinger und dessen AfD-Fraktion ein Menschenbild in das Parlament trage, "das der bayerische Landtag nicht verdient hat". Für diese Feststellung bekommt er, mit Ausnahme von ganz rechts, den allgemeinen Beifall des Hohen Hauses.

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