Der Bund Naturschutz (BN) drängt auf die Aufwertung des Grünen Bandes entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu einem Natur- und Kulturschutzgebiet von internationalem Rang. Der BN-Ehrenvorsitzende und Beauftragte für das Grüne Band, Hubert Weiger, forderte die betroffenen Bundesländer auf, den Schutzstatus des rund 1400 Kilometer langen Streifens von der Ostsee bis zum Dreiländereck Bayern-Sachsen-Böhmen östlich von Hof entsprechend anzuheben und als Nationales Naturmonument auszuweisen. Bislang haben dies nur Thüringen, Hessen und Sachsen-Anhalt getan. "Auch Bayern muss hier ein viel aktivere Rolle spielen", sagte Weiger bei einer Pressekonferenz in München.
Die qualitativ hochwertige Unterschutzstellung sei Grundvoraussetzung für die Ernennung des Grünen Bandes zur UNESCO-Welterbestätte. "Das Grüne Band würde dann in einer Weltliga mit dem Yellowstone Nationalpark in den USA oder dem Great Barrier Reef vor Australien spielen", erklärte Weiger. Fernziel wäre es, das Grüne Band entlang des gesamten früheren Eisernen Vorhangs von der norwegisch-russischen Polarmeerküste bis an die Adria und zum Schwarzen Meer als weltweit längstes zusammenhängendes Schutzgebiet auszuweisen. Weiger sprach vom "ökologischen und kulturellen Rückgrat Europas", das wie nichts anderes für das Zusammenwachsen des Kontinents stehen könne. Dazu müssten auch die Aktivitäten entlang der bayerisch-tschechischen Grenze intensiviert werden. "Das Grüne Band muss zum gemeinsamen Anliegen Bayerns und Tschechiens werden und wäre damit ein Ansatzpunkt für die weitere Aussöhnung", erklärte Weiger.
Als ersten Schritt brauche es dazu die Aufwertung zum Nationalen Naturmonument in Deutschland. Bayern solle sich hier am Vorbild Thüringens orientieren. Hinzu kämen die kulturhistorischen Aspekte mit Bezug auf die früheren Grenzsicherungsanlagen der DDR. Um das UNESCO-Prädikat zu bekommen, das nach Einschätzung Weigers auch große Chancen für den Tourismus in den ehemaligen Grenzregionen böte, müsse der Freistaat seine Zurückhaltung bei der Schutzgebietsausweisung aufgeben und sich finanziell an dem bislang nur von Thüringen unterstützten Welterbebüro für das Grüne Band beteiligen.
Die Leiterin des BN-Kompetenzzentrums "Grünes Band", Liana Geidezis, forderte als flankierende Maßnahme einen mit 50 Millionen Euro ausgestatteten Sonderfonds des Bundes, um bestehende Lücken im Grünen Band schließen zu können. Rund zwölf Prozent der in Deutschland nötigen Flächen müssten noch renaturiert und in den Biotopverbund integriert werden, damit das grüne Band als Schutzraum für Pflanzen und Tiere sowie als lebendige Erinnerungslandschaft an die deutsche und europäische Geschichte erhalten und weiterentwickelt werden könne. Ein gemischtes Kultur- und Naturwelterbe wäre einzigartig in Deutschland.
Das Grüne Band war während der europäischen Teilung von 1945 bis 1989 entstanden, da sich in dem abgeriegelten Gebiet die Natur ohne den störenden Einfluss des Menschen entwickeln konnte. "Aus dem menschenfeindlichen Todesstreifen wurde ein Rückzugsraum für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten", erklärte Weiger. Die Grundlagen für das Grüne Band seien am 9. Dezember 1989 beim ersten gemeinsamen deutsch-deutschen Naturschützertreffen in Hof geschaffen worden. 35 Jahre später brauche es nun weitere Schritte zum Schutz und zur Aufwertung dieses ökologisch wie geschichtlich bedeutsamen Streifens.
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