Nach Einschätzung des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) wird der Schulstart in der kommenden Woche besser verlaufen als im vergangenen Jahr. Bis auf wenige Ausnahmen werde der Pflichtunterricht an den Schulen ohne Stundenkürzungen abgedeckt werden können, erklärte Verbandsvize Gerd Nitschke vor der Presse in München. Grund dafür seien auch vom BLLV angestoßene Maßnahmen wie die frühzeitige Verlängerung von Zeitverträgen und der Einsatz pädagogisch geschulter Quereinsteiger. Insgesamt gebe es in Bayern aber weiterhin zu wenig voll ausgebildete Lehrkräfte. Anders als im Vorjahr, als der BLLV 4000 fehlende Pädagogen beklagte, wollte man heuer keine konkrete Zahl nennen.
Regional werde es aber einige Lücken in der Versorgung geben, verwies Nitschke auf Rückmeldungen aus den Bezirken. In der Oberpfalz seien aktuell von den knapp 1600 noch offenen Unterrichtsstunden erst 1350 durch befristete Arbeitsverträge abgedeckt. Man gehe aber davon aus, dass die Lücken noch gefüllt werden können. Wie in bayernweit vielen Schulamtsbezirken fehlten auch in der Oberpfalz mobile Reserven als vorübergehender Ersatz für erkrankte Lehrkräfte. Grund dafür seien schon jetzt bekannte Langezeitausfälle, die über die Springer abgedeckt werden müssten. Zahlreiche Schulleitungen hätten zudem von geringen personellen Spielräumen für Zusatzangebote und Fördermaßnahmen berichtet.
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann warnte davor, die aktuelle Lage schon als Trendwende zu verstehen. Der allgemeine Lehrermangel bestehe fort, insgesamt gebe es weiter deutlich zu wenig voll ausgebildete Lehrkräfte in Bayern. "Fragen zu Verbesserung der Bildungsqualität kann man unter diesem Umständen derzeit nicht stellen", sagte Fleischmann. Mit nicht voll ausgebildeten Quer- und Seiteneinsteigern lasse sich die Qualität im Schulsystem nicht sichern. "Aktuell geht es darum, irgendwie durchzukommen", erklärte sie. Durch wegfallende Förderstunden drohe auch eine zunehmende Bildungsungerechtigkeit. Viele berechtigte Erwartungen der Eltern könnten unter diesen Umständen leider nicht erfüllt werden. Durch die steigende Zahl an Aushilfskräften an den Schulen – bayernweit schätzt der BLLV diese auf bis zu 30 000 – sah Fleischmann eine "Entprofessionalisierung des Lehrerberufs" aufziehen.
An die Politik appellierte die BLLV-Präsidentin, durch ein Sofortprogramm die Kernmannschaft in den Kollegien zu stärken. Diese sei "Garant für die Bildungsqualität der Zukunft". Man dürfe die hauptamtlichen Lehrkräfte "nicht weiter ausquetschen wie eine Zitrone", betonte Fleischmann. Nur ein starker Lehrer sei ein guter Lehrer. Um die Lehrkräfte zu unterstützen, hat der BLLV einen 36 Punkte umfassenden Katalog erstellt. Er reicht von bürokratischen Entlastungen, über den Erhalt familienfreundlicher und attraktiver Arbeitszeitmodelle sowie die Unterstützung durch zusätzliches pädagogisches Personal bis zum Verzicht auf schulorganisatorische Maßnahmen wie die Vergrößerung von Klassen und zusätzliche Pflichtaufgaben.













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