Zahl der schweren Straftaten in Bayern steigt

München
15.03.2023 - 15:26 Uhr

Nach der Corona-Delle 2021 ist die Kriminalitätsbelastung in Bayern wieder gestiegen. Trotzdem lebt es sich im Freistaat so sicher wie zuletzt 1979. Die Oberpfalz liegt beim Thema Sicherheit weiter im bayernweiten Mittelfeld.

Ein Mann in Handschellen. Die Zahl der schweren Gewaltverbrechen hat in Bayern zugenommen.

Die Zahl der in Bayern registrierten Straftaten ist 2022 wieder angestiegen, liegt aber weiter unter dem Niveau der Vor-Corona-Jahre. Konkret zählte die Polizei 561.961 Delikte, gut 50.000 mehr als 2021, aber rund 6600 weniger als 2019. Auch die Kriminalitätsbelastung, also die Zahl der Straftaten je 100.000 Einwohner, lag mit 4260 um 1,9 Prozent unter dem Wert von 2019, aber um zehn Prozent über dem Vorjahr. Nimmt man das Ausnahmejahr 2021 aus, war die Kriminalitätsbelastung im vergangenen Jahr so niedrig wie seit 1979 nicht mehr. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) führte die aktuelle Entwicklung bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik für 2022 vor allem auf das Auslaufen der Corona-Maßnahmen zurück. Insgesamt bleibe Bayern aber mit einer Aufklärungsquote von 64,4 Prozent das "sicherste Bundesland".

Auch in der Oberpfalz nahm die Zahl der Straftaten im Vergleich zu 2019 ab, und zwar um 2,3 Prozent auf knapp 42.000. Die Kriminalitätsbelastung sank wegen der gestiegenen Einwohnerzahl sogar um 3,1 Prozent auf 3759 Straftaten je 100.000 Einwohner. Die Oberpfalz lag damit im bayerischen Mittelfeld. Die Zahlen für die Oberpfalz würden noch besser aussehen, wäre die Kriminalitätsbelastung in Regensburg nicht leicht auf 7909 Fälle je 100.000 Einwohner angestiegen. Die unter den Bezirken höchste Kriminalitätsbelastung wies Oberfranken mit einer Häufigkeitszahl von 4445 auf, die niedrigste Niederbayern mit 3375.

Zunahme bei Gewaltverbrechen

Während bayernweit im Vergleich zu 2019 in vielen Deliktsbereichen Rückgänge zu verzeichnen waren – so zum Beispiel beim Diebstahl (-4,7 Prozent) und bei den Wohnungseinbrüchen (-34,5 Prozent) – bereitete Herrmann die Zunahme bei Gewaltverbrechen um 3,3 Prozent auf 20.608 Fälle Sorgen. Die Fälle von versuchtem oder vollendeten Mord und Totschlag blieben mit 532 Fällen konstant, dafür gab es bei schwerer und gefährlicher Körperverletzung ein Plus von 20,9 Prozent und bei Raub um 29,8 Prozent. Herrmann kündigte an, dem Anstieg durch mehr polizeiliche Präsenz und Personenkontrollen entgegenwirken zu wollen.

Erneut deutlich zugenommen haben die Fallzahlen bei Sexualstraftaten. Haupttreiber dabei ist die – nicht selten unbedachte – Weiterleitung kinderpornographischer Inhalte über das Smartphone. Seit 2019 hat sich die Zahl dieser Fälle auf 4725 fast verdreifacht. Herrmann will diesen Trend durch mehr Aufklärung und Prävention stoppen. Gestiegen sind im Vergleich zu 2019 auch die Fallzahlen bei Vergewaltigung (plus 38,5 Prozent auf 1478) und sexueller Belästigung (plus 24,1 Prozent auf 2067). Als ein Grund für die Anstiege gelten die 2018 verschärften Strafrechtsvorschriften, die in der Tendenz zu mehr Anzeigen geführt haben. Die Hälfte der Opfer von Sexualdelikten – 85 Prozent waren Frauen – hatten eine Vorbeziehung zu dem oder der Tatverdächtigen.

Rekord bei Internetbetrug

Mit Blick auf 2019 deutlich rückläufig war die Zahl der Rauschgiftdelikte. Sie sank um 9,8 Prozent auf knapp 50.500 Fälle. Rückgänge gab es vor allem bei Cannabis, psychoaktiven Stoffen und Crystal Meth. Bei Letzterem habe sich die Lage bezüglich des Schmuggels aus Tschechien "entspannt", sagte Herrmann. Crystal komme nun vermehrt aus den Niederlanden. Insgesamt starben 2022 in Bayern 277 Menschen am Drogenkonsum, etwas mehr als in den Vorjahren.

Weiter auf hohem Niveau blieben mit knapp 110.000 Fällen Vermögens- und Fälschungsdelikte. So erbeuteten "falsche Polizisten" bei mehr als 13.000 Versuchen 6,4 Millionen Euro. Mit Schockanrufen und dem "Enkeltrick" wurden 13 Millionen Euro erbeutet, mittels Trickbetrug durch Whatsapp-Nachrichten weitere acht Millionen. Um Bürger noch besser vor diesen "perfiden Betrugsmaschen" zu schützen, kündigte Herrmann die Ausweitung der polizeilichen Präventions- und Informationskampagnen an. Auf Rekordniveau liegt laut Statistik die Internetkriminalität. Hier wurden gut 45.000 Delikte registriert. Hier steigen die Fallzahlen seit Jahren zweistellig bei einer hohen vermuteten Dunkelziffer.

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