München
06.12.2023 - 14:55 Uhr

Zustand der bayerischen Wälder vielerorts alarmierend

Das Waldsterben 2.0 scheint schon Realität zu sein. Der Zustand der Wälder in Bayern ist vielerorts so schlecht wie zuletzt vor 40 Jahren. Dieses Mal sorgen nicht Schadstoffe für Schäden an den Bäumen, sondern der Klimawandel.

Seit Jahren setzt der Borkenkäfer den deutschen Fichtenwäldern zu. In einigen Regionen wie dem Harz stehen kaum noch gesunde Bäume. Symbolbild: Julian Stratenschulte
Seit Jahren setzt der Borkenkäfer den deutschen Fichtenwäldern zu. In einigen Regionen wie dem Harz stehen kaum noch gesunde Bäume.

Der Klimawandel setzt den Wäldern in Bayern immer stärker zu. Bei der diesjährigen Waldzustandserhebung waren nur rund zehn Prozent der begutachteten Bäume ohne Schäden. Das ist der schlechteste Wert seit dem großen Waldsterben in den 1980er Jahren. Mit knapp 40 Prozent fast auf Spitzenniveau zugenommen hat gleichzeitig der Anteil deutlich und mäßig geschädigter Bäume. "Der Klimawandel macht keine Pause, die Ergebnisse der Waldzustandserhebung sind sehr, sehr alarmierend", sagte Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) bei der Vorlage des aktuellen Berichts im Agrarausschuss des Landtags. Zunehmende Trockenheit und Hitze sowie Stürme und Schädlingsbefall verursachten große Schäden.

Bayernweit lag der durchschnittliche Nadel- oder Blattverlust bei allen Baumarten bei 26 Prozent, im Vergleich zum Vorjahr ein Plus um 2,2 Prozentpunkte. Am schlechtesten war der Wert in Mittelfranken mit 29,1 Prozent, gefolgt von Oberfranken mit 28,1 Prozent. In der Oberpfalz lag der Wert bei 25 Prozent. Besonders von Schäden betroffen waren die in den Mittelgebirgen Nord- und Ostbayerns bestandsprägenden Fichten. Sie erreichten den schlechtesten Gesundheitswert seit Beginn der Aufzeichnungen vor 40 Jahren. Nur etwa 15 Prozent der Fichten wiesen keine Schäden auf. Hauptgrund für den schlechten Zustand waren Trockenheit und hohe Temperaturen in Verbund mit Schädlingsbefall.

Schlecht bestellt ist es auch um die Kiefern. Bei denen zeigten 98 Prozent der Bäume Schäden, auch das ein Rekordwert. Bei Tannen, Buchen und Eichen nahmen die Schäden ebenfalls zu, sie blieben aber weitgehend im langjährigen Durchschnitt. Vergleichsweise gut mit den klimatischen Veränderungen kamen nach Angaben Kanibers Baumarten wie Bergahorn oder Wildkirsche zurecht, die für den Waldumbau zunehmend genutzt werden. Diesen werde man bis 2030 beschleunigt umsetzen und dabei auch die Beratung von Förderung von Privatwaldbesitzern ausbauen. "Die Herausforderungen sind enorm und sie werden in den kommenden Jahren keinesfalls geringer", erklärte Kaniber.

Deutlich sprach sich die Ministerin für das Erreichen waldverträglicher Wildbestände aus. "Sie sind der entscheidende Hebel, ob der Ausbau zukunftsfähiger Wälder gelingt oder scheitern wird", betonte sie. An der gesetzlichen Vorgabe "Wald vor Wild" gebe es nicht zu ändern. "Denn stirbt der Wald, stirbt auch der Lebensraum für das Wild." Der künftig für die Staatsforstbetrieb zuständige Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) warnte vor weiteren Flächenstilllegungen im Wald. Diese führten in der Konsequenz nur zur weiteren Ausbreitung von Schädlingen.

Ruth Müller (SPD) forderte eine stärkere Unterstützung der vielen kleinen Waldbesitzer in Bayern. Ohne deren Mitwirkung werde der Waldumbau nicht gelingen. Der Kronach AfD-Abgeordnete Harald Meußgeier sprach sich für einen erhöhten Wildabschuss in den kahl gefallenen Regionen des Frankenwalds aus. Würden die Wildbestände dort nicht reduziert, könne der nachgepflanzte Wald nicht aufwachsen. Mia Goller (Grüne) sorgte sich nach dem Ressortwechsel ins Wirtschaftsministerium um die naturnahe Bewirtschaftung in den Staatsforsten. Es fühle sich nicht gut an, dass Aiwanger die Staatsforsten überlassen worden seien. Kaniber betonte dazu, der Betrieb Staatsforsten stehe weiter unter der Aufsicht der Forstverwaltung ihres Ministeriums. "Wir werden da weiter genau hinschauen", sagte sie und verwies auf den auch von der Freien Wählern unterzeichneten Waldpakt.

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