Direktor Richard Loibl hat es geschafft. Knapp ein halbes Jahr nach seiner Eröffnung gilt das Museum der Bayerischen Geschichte, dessen Dauerausstellung Loibl federführend konzipiert hat, als Erfolg. Im Presseclub Regensburg verrät der Ausstellungsexperte, wann das gesamte Projekt am seidenen Faden hing – und was er vom umstrittenen goldenen Waller hält.
Loibl muss mit Kritik umgehen können. Erst stand die Architektur des Bayern-Museums unter Beschuss. Dann hieß es, in die Ausstellungsräume käme Gerümpel – weil die Museumsmacher die Bevölkerung dazu aufgerufen hatten, private Stücke beizusteuern. Nach der Eröffnung wurde bemängelt, die Räume seien zu dunkel, die Wege zu schlecht ausgeschrieben und die Ausstellung „zu CSU- und FC-Bayern-lastig“. Jüngst kam der Vorwurf aus Franken, die Region sei im Museum unterrepräsentiert.
Im Regensburger Presseclub kann Loibl fast alle Kritikpunkte – die meist von Einzelnen kamen – entspannt entkräften. Die Regensburger seien dabei, sich an das Gebäude zu gewöhnen. Das Lichtkonzept und die Beschilderung seien schnell verbessert worden. Alle Regierungsbezirke seien berücksichtigt – die „Berufsfranken“ müssten nur richtig hinschauen. Und die CSU und der FC Bayern seien nun einmal ein wichtiger Bestandteil Bayerns. „Die Geschichte ist kein Wunschkonzert.“ Wirklich getroffen habe ihn der Vorwurf, „dass wir hier nur Mist ausstellen“, sagt Loibl. Das findet er „provinziell“. Das Museum setze bewusst nicht darauf, goldene Kostbarkeiten auszustellen, sondern wolle die bayerische Geschichte der vergangenen 200 Jahre mit geschickten Inszenierungen erzählen.
Der gebürtige Niederbayer Loibl ist ausgewiesener Experte, wenn es um die Darstellung und Vermittlung von Geschichte geht. Als Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte mit Sitz in Augsburg ist Loibl seit Jahren für die bayerischen Landesausstellungen zuständig. Mit dem Bayern-Museum in Regensburg gehört nun erstmals eine sesshafte Dauerausstellung zu seinem Verantwortungsgebiet.
Jüngst stand allerdings vor allem ein Objekt im Fokus der Berichterstattung, das nicht im, sondern vor dem Museum steht: der riesige goldene Waller, den die Stadt Regensburg in diesem Herbst als Kunstobjekt für die neu angelegte Uferpromenade aufstellen ließ. Das 180 000-Euro-Kunstwerk war schnell zerkratzt; die Diskussion über die abstrakte Form, die so manchen an ein Spermium erinnert, hält an. Darauf angesprochen, sagt Loibl, er finde den Waller „nicht schlecht“. Als Historiker hätte er sich vielleicht eine historisch relevante Figur gewünscht.
Die Erfolgszahlen des Museums hat Loibl aus dem Stand parat: 333 000 Besucher zählte das Haus seit seiner Eröffnung – „mehr als Herrenchiemsee in diesem Zeitraum“. Publikumsmagnet sei der riesige Löwenbräu-Löwe im Foyer, der die Menschen ins Museum ziehe. In den Besucherbefragungen schneide das Museum mit einem Schnitt von 4,3 von 5 Punkten sehr gut ab. Die moderne Technik, die Temperatur und Feuchtigkeit für die Exponate reguliert, habe sogar die Fachfrau aus dem Pariser Louvre beeindruckt.
Ein Brand in einem Nebengebäude im Jahr 2017 hatte dafür gesorgt, dass sich die Eröffnung des Museums um ein Jahr nach hinten verschob. Bis heute ist unklar, ob es sich um einen Brandanschlag handelte. Loibl erzählt im Presseclub, wie brenzlig die Situation damals war. Es sei anfangs nicht klar gewesen, wer für den Brandschaden haftet – die am Bau beteiligten Firmen oder der Freistaat Bayern als Kostenträger des Museums. Ein Rechtsstreit drohte, Firmen begannen, ihre Leute von der Baustelle abzuziehen. Loibl fürchtete, dass der Bau für Jahre zum Stillstand kommt. Die Rettung kam durch eine Zusage des Freistaats: Er erklärte sich bereit, den Zehn-Millionen-Euro-Brandschaden zu übernehmen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.