Von Raphael Haubelt, Christoph Fröhlich, Ludwig Höcherl, Alfred Hammer, Elfriede Weiß und Adolf Mandl
Nicht nur die Wasserknappheit, auch manch andere leidvolle Erfahrung – es boten sich den Menschen 2022 vielfach Gründe, für die Ernte ganz besonders "Danke" zu sagen. Angesichts der diesjährigen sommerlichen Trockenheit mochte der Regen das Erntedankfest emotional weniger beeinträchtigen.
So zeigte die Pfarrei Nabburg trotz alledem mit einem prächtigen Kirchenzug, was es heißt, "die Ernte einzuholen". Die Jugendblaskapelle ging den vom Landvolk in diesem Jahr zum zehnten Mal mit Feld- und Gartenfrüchten aufwändig geschmückten Wagen voran durch das Obertor und nach der Segnung am Unteren Markt weiter bis zum Dankgottesdienst in die Pfarrkirche.
Trügerische Sicherheit
Aus dem reichhaltigen Gaben-"Buffett" einen Apfel herausgreifend, sollte es uns, so Pfarrer Hannes Lorenz in seiner Predigt, nicht auf dessen Größe ankommen, sondern die Freude über sein Wachstum und den Gedanken, die Ernte mit anderen zu teilen. "Denn nur auf die eigenen, vollen Scheunen und Keller zu schauen, wiegt uns zuweilen in trügerischer Sicherheit.". Wie schnell ihr Inhalt zur Neige gehen kann, zeigte sich heuer ganz plötzlich beim Mangel an Sonnenblumenöl oder aktuell mit Blick auf die Gaslieferungen. "Der einzige Vorrat, den du in deinem Leben brauchst, ist der an Hoffnung auf einen Gott, der dich nicht allein lässt! Ob groß oder klein, in jeder Frucht zeigt der Herr seine Liebe zu uns – und dafür sollten wir in jedem Fall und in jedem Jahr dankbar sein," betonte Lorenz.
In Oberviechtach hatte man beim Kirchenzug nicht ganz so viel Zutrauen zum Wetter: Die mächtige Erntekrone war vorsichtshalber wegen der schlechten Wetterprognosen schon am Freitag in die Stadtpfarrkirche gebracht worden. Auch hier nachdenkliche Worte des Dekans: Gott habe zwar gesagt, dass die Menschen sich die Erde untertan machen sollen, "nicht aber, dass wir sie ausrauben sollen". Die Folgen würden jetzt schmerzlich spürbar.
Liebevoll geschmückt
Viel Lob gab es überall für die mit viel Liebe aufgebauten Erntegaben. In Oberviechtach hatte dies beispielsweise die Dorfgemeinschaft Niedermurach, in der Jakobikirche in Fuchsberg die KLJB übernommen und in der dem heiligen Laurentius geweihten Kirche der Expositur Gaisthal schmücken seit Jahren Johanna Margraf und Irmgard Bayer den Seitenaltar. Auch frisch gefundene Steinpilze gehörten für die beiden Frauen mit zur Präsentation aus Gottes reichlicher Natur. In der Schwarzhofener Pfarrei "Maria vom Siege" übernahm der Pfarrdienst das Schmücken und in Pfreimd hatten Mitglieder des Kolpingkreises in der Pfarrkirche einen Erntedankaltar mit einer Erntekrone aufgebaut. Der "Familientreff" bot nach dem Gottesdienst am Kirchenausgang noch Erntedankbrote an. In vielen Pfarreien durften auch die Kindergartenkinder mit eigenen Erntekörbchen zum großen Gabentisch beitragen.
Die Pfarrei Teunz hatte das Fest an der Jakobikirche nahe der Ortschaft Fuchsberg eine Woche vorverlegt und hielt den Gottesdienst noch im Freien. "Das christliche Schlüsselwort heißt danke," so Pfarrer Herbert Rösl. Gute Beziehungen und ein schönes Leben seien nicht selbstverständlich. Die gegenwärtige schwierige Situation vertreibe vielen Menschen das Lächeln aus dem Gesicht, aber "durch eine gewisse Heiterkeit, Gelassenheit und ein Lächeln lässt sich manche Situation positiv verändern".
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