Am Ausbildungsmarkt der Oberpfalz ist von Abschwung nichts zu spüren. Sowohl Industrie-und Handelskammer (IHK) als auch Handwerkskammer (HWK) sehen zum Start des neuen Ausbildungsjahres optimale Bedingungen für Auszubildende. Für die Unternehmen hält dagegen der Trend der Vorjahre an: Es wird schwerer, passenden Nachwuchs zu finden. 4363 neue Ausbildungsverträge verzeichnet die IHK Regensburg für die Oberpfalz und den Landkreis Kelheim - 2,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit bestehen nun rund 14 000 Ausbildungsverhältnisse in etwa 140 Berufen. 2378 neue Handwerksazubis in der Oberpfalz bedeuten dagegen ein Minus von 7,58 Prozent. Insgesamt werden damit derzeit 7288 Azubis in der Oberpfalz ausgebildet.
Der Rückgang im Handwerk liegt nicht an den Unternehmen: "Auf einen Bewerber kommen in Bayern laut Statistik der Agentur für Arbeit aktuell 3,5 freie Lehrstellen", schreibt die HWK in einer Mitteilung. Die IHK zieht ein ähnliches Fazit: Rund 800 Ausbildungsstellen im Bereich der IHK Regensburg blieben demnach unbesetzt. "Der Bewerbermangel ist in allen Orten und Branchen spürbar", sagt Ralf Kohl, Bereichsleiter Berufsbildung bei der IHK.
Glücksfall für Absolventen
"Das beste Mittel gegen den anhaltenden Fachkräftemangel ist immer noch die Ausbildung", erklärt Kohl weiter. Deshalb würden die Unternehmer trotz schwächelnder Konjunktur ausbilden. Demografische Entwicklung und der "Trend zur höheren Schulbildung" machen dies schwer. Bis 2037 werde die Zahl der 16- bis 19-Jährigen in der Oberpfalz um 6,7 Prozent sinken. Für die Schulabsolventen sei dies ein Glücksfall: Die Chancen, im Wunschberuf einen Ausbildungsplatz zu finden, seien gut wie selten. Umfragen unter Azubis bestätigten zudem, dass die Ausbildungsqualität in der Region gut ist.
Stellvertretender HWK-Hauptgeschäftsführer Hans Schmidt spricht ebenfalls von einem "sehr bewerberfreundlichen" Markt. "Um geeigneten Nachwuchs zu finden, müssen sich die Betriebe aus der Menge der Arbeitgeber hervortun." In der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer sind oberpfalzweit 623 freie Ausbildungsplätze quer durch alle Berufe und Regionen gemeldet. Die meisten freien Stellen gibt es bei Anlagenmechanikern für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Elektronikern, Metallbauern, Fachverkäufern im Lebensmittelhandwerk, bei den Maurern und bei Kfz-Mechatronikern. Dies sind auch die Berufe, in denen die Nachfrage nach Azubis insgesamt am größten ist.
Den Handwerksbetrieben rät Schmidt offensiv für die eigenen Stärken zu werben. "Um sich zu behaupten, müssen die Handwerksbetriebe den Jugendlichen und ihren Eltern aufzeigen, warum sich eine Ausbildung ausgerechnet bei ihnen lohnt." Er sei überzeugt, dass die Handwerksbetriebe gute Argumente haben: innovatives Arbeiten, Stellen in Heimatnähe und guter Verdienst.
Azubis mit Abi
Diese Vorzüge würden auch gewürdigt: So habe der Anteil an Azubis mit Mittlerer Reife oder Abitur zuletzt zugenommen. Erstere machen ein Drittel, solche mit Hochschulreife neun Prozent der Handwerksazubis aus. Für das Handwerk in Ostbayern spreche zudem: In den kommenden zehn Jahren suchen 11 000 Handwerksbetriebe hier einen Nachfolger.
Auch die IHK rät ihren Unternehmen bei der Werbung um Azubis zur Offensive. Neben einem sicheren Arbeitsplatz sei für Jugendliche heute wichtig, im Beruf eigene Ideen einbringen und eine sinnvolle Tätigkeit ausüben zu können. Viele wünschten sich eine ausgewogene Work-Life-Balance. Die Unternehmen reagieren darauf, indem sie ihre Auszubildenden durch vielfältige Aufstiegs- und Fortbildungsangebote fördern.













Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.