24.06.2021 - 12:12 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik von Tom Petty, Nick Waterhouse, Mick Fleetwood und Co.

Diesmal bei unseren Musik-Neuvorstellungen von Hubert Schober: Mick Fleetwood und seine prominente Freundesschar verneigen sich vor Peter Green, dazu Juwelen aus dem Nachlass des 2017 verstorbenen Tom Petty.

Frisch gepresst: Unsere Musik-Neuvorstellungen. Bild: exb
Frisch gepresst: Unsere Musik-Neuvorstellungen.

Nick Waterhouse: "Promenade Blue"

Nick Waterhouse: "Promenade Blue" Bild: Innovative Leisure/exb
Nick Waterhouse: "Promenade Blue"

Nick Waterhouse sieht nicht nur so aus, als wäre er einem Film aus den goldenen Zwanzigern entstiegen (und so das amerikanische Pendant zu unserem Max Raabe), er hat diese Musik aus Vaudeville, Jazz, Blues, frühem Rhythm & Blues und Rock `n` Roll aufgesogen wie ein nasser Schwamm – und sie in die Jetztzeit transformiert. Alleine die Girl-Group-Chöre auf der Single „Place Names“ sind so „nice“ und authentisch wie die schmissigen Bläser auf „Vincentine“ oder die coole Twang-Gitarre in Kombination mit Honky Tonk-Piano und den dunkel-verruchten Männer-Chören in „Medicine“ oder der fulminant-orchestralen Süßholzraspelei in „Very Blue“. Meisterhaft.

Tom Petty: "Finding Wildflowers"

Tom Petty: "Finding Wildflowers" Bild: Warner/exb
Tom Petty: "Finding Wildflowers"

Das „neue“ Album enthält 16 Aufnahmen von alternativen Takes, langen Tracks und Jam-Versionen von "Wildflowers"-Songs aus der Zeit, als Tom, die Bandmitglieder und Co-Produzent Rick Rubin 1994 an der Fertigstellung des gleichnamigen Albums arbeiteten. Die Veröffentlichung bietet den Fans weitere tiefe Einblicke in den Songwriting- und Aufnahmeprozess des Meisterwerks und die Verwirklichung der kompletten Vision des Projekts. Produziert wurde die Sammlung von Toms langjährigem Tontechniker und Co-Produzenten Ryan Ulyate, der sich 245 Rollen von 24-Spur-Bändern anhörte und so den Entwicklungsprozess von Tom und seinen Mitstreitern ergründete.

Damien Jurado: "The Monster Who Hated Pennsylvania"

Damien Jurado: "The Monster Who Hated Pennsylvania" Bild: Bertus/exb
Damien Jurado: "The Monster Who Hated Pennsylvania"

Der Albumtitel passt hervorragend zum gesamten Oeuvre des Singer/Songwriters aus Seattle, verhandelt er doch schon immer die dunklen, die Schattenseiten menschlichen Daseins-Geister. Mörder, grausame Liebhaber, der falsche Messias, Krankheiten oder schief gelaufene Beziehungen bevölkern diese, meist überhaupt nicht so düster klingenden Lieder. Und so verhält es sich auch auf dem inzwischen 17. Album, das sogar noch relaxter, entspannter und völlig losgelöst klingt. So tänzelt zum Beispiel ein Vibraphon zu Besenschlagzeug und markantem Bass in „Dawn Pretend“, Jurados sanfte Stimme gemahnt dabei an Nick Drake. Wunderbar wie meist.

Graham Costello's Strata: "Second Lives"

Graham Costello`s Strata: "Second Lives" Bild: Bertus/exb
Graham Costello`s Strata: "Second Lives"

Der Name des schottischen Schlagzeugers und Komponist verrät nicht, dass er burmesisch-indianische Wurzeln hat. Ebenso wenig sind diese Instrumentalstücke sonderlich intensiv vom Schlagwerk geprägt, auch wenn man seiner Klasse sofort bewusst wird. Gitarre, Bass, Klavier, Posaune und Saxophon werden gleichberechtigt verhandelt, wenn auch letzteres intensivere Kommunikation mit dem Stockzauberer eingeht. Ein intensives, kraftstrotzendes, hoch dynamisches Grenzwerk an den Nahtstellen von Jazz, Minimal, Noise und Post-Rock.

Mick Fleetwood & Friends: "Celebrate The Music Of Peter Green"

Mick Fleetwood & Friends: "Celebrate The Music Of Peter Green" Bild: BMG/exb
Mick Fleetwood & Friends: "Celebrate The Music Of Peter Green"

"... and the early years of Fleetwood Mac” ist der volle Titel dieser Doppel-CD – und macht damit ja schon klar, um was es hier geht. Nur: Es handelt sich hier um den Mitschnitt eines Konzerts im Londoner Palladium, kurz vor dem Lockdown im Februar 2020. Das Salz, ja der ganze Salzstreuer in dieser wohlfeilen Suppe für Blues-Rock-Nostalgiker ist natürlich das Gänsehaut erzeugende Line-up des Abends! Noel Gallagher, David Gilmour, John Mayall, Pete Townsend, Bill Wyman, Christine McVie, Neil Finn, Steven Tyler, Jonny Lang. Und das sind noch nicht alle, die Klassiker wie „Albatross“ oder „Oh Well“ zu neuem Leben erweckten.

Balthazar: "Sand"

Balthazar: "Sand" Bild: PIAS/exb
Balthazar: "Sand"

Im Gegensatz zu ihren Landsleuten von dEUS sind diese Belgier alles andere als sperrig. Ihr Indie-Rock-Pop weist zahlreiche Verweise auf eine gut sortierte Plattensammlung aus den 80ern und 90ern aus. Wer möchte, kann den funkigen Wave von Heaven 17 heraushören, kann sich am wummernden Bass und dem elaborierten Kode von Shrieckback-Alben erfreuen, nur dass Balthazar deutlich sämiger daherkommen, und manchmal greifen Sie auch auf den charmanten wie minimalistischen Pop der holländischen Nachbarn von The Nits zurück, garnieren diesen aber mit der Nonchalance des ersten Matt-Bianco-Albums. Streicher-, Chor- und Bläsereinlagen sind dabei das Tüpfelchen auf dem i.

Deutschland & Welt17.06.2021
 
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