Wie sollen sich Eltern jetzt verhalten? Und wie erkennen sie, ob das Kind das Ereignis schlecht verarbeitet und Hilfe benötigt? Eine psychotherapeutische Fachkraft aus dem Kreis Weiden/Neustadt, die anonym bleiben möchte, gibt Ratschläge für Eltern.
Informieren
Was ist die offizielle Information der Kindergartenleitung und der Schule? Wie wurde den Kindern gesagt, was passiert ist? Die Fachkraft rät, dringend diese Erzählweise beizubehalten. Unterschiedliche Informationen würden die Kinder verwirren.
Sicherheit im Alltag
Routine gibt Kindern Sicherheit. Es irritiert sie umso mehr, wenn sie aus dieser Alltagsroutine herausgerissen werden. Deshalb sollten Eltern ihre Kinder auf jeden Fall, wie gewohnt, in den Kindergarten schicken - und sich selbst keine Angst anmerken lassen. "Kinder spüren diese Angst - und lassen sich von ihr anstecken und verunsichern." Sollten die Kinder Angst davor haben, am nächsten Tag in den Kindergarten zu gehen, könnten die Eltern sie begleiten. An erster Stelle aber sollte die Erhaltung des Alltags stehen.
Kindergarten- oder Schulkind?
"Man geht davon aus, dass Kinder erst um das fünfte oder sechste Lebensjahr herum ein Verständnis für den Tod entwickeln." Zuvor sei es nicht ratsam, einem Kind zu erklären, was sich tatsächlich abgespielt habe. "Kindergartenkindern könnte man zum Beispiel erklären, dass soviel Polizei da war, weil jemand mit einer Pistole in die Luft geschossen hat - und man das natürlich nicht machen darf."
Grundschulkindern gegenüber könne man es wie folgt formulieren: "Ein Mann wollte tot sein, deshalb hat es einen Knall gemacht." Auf Details sollten Eltern bei der Erklärung unbedingt verzichten. Mit älteren Grundschulkindern (ab der vierten Klasse) könne man darüber sprechen, dass jemand sehr unglücklich war und so verzweifelt, dass er sich das Leben nehmen wollte. Und dass man manchmal, wenn man so traurig und verzweifelt ist, auch krank sein könnte. Trotz dieser Ehrlichkeit sollte man den Kindern immer auch Hoffnung und Sicherheit geben, rät die psychologische Fachkraft. Dass es nämlich für diese verzweifelten Menschen Hilfe gibt. "Und deshalb, so können Eltern erklären, waren Polizei und Rettungsdienst da. Denn, das wissen Kinder: Beide helfen Menschen in Not."
Beobachten
Verändert sich bei meinem Kind der Schlaf? Verändert sich der Appetit? Biete ich dem Kind genügend Gesprächsangebote? Vor allem, wenn Eltern merken, dass das Erlebte das Kind sehr beschäftigt und nicht mehr loslässt, sollten sie sich immer wieder als Gesprächspartner anbieten. Und sollten sich daraus Schwierigkeiten ergeben, so wenden sich die Familien am besten an einen professionellen Therapeuten.
Wenn Sie sich in einer verzweifelten Lage befinden, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufgezeigt haben.
Suizid - ein sensibles Thema, mit dem Redaktionen immer wieder konfrontiert sind. Dazu gibt es in unserem Haus eine klare Linie: Die Berichterstattung über Selbsttötung gebietet Zurückhaltung. Auch aus folgendem Grund: Es müssen Nachahmungstaten befürchtet werden. Die Zurückhaltung gilt vor allem für die Nennung von Namen, die Veröffentlichung von Fotos und die Schilderung näherer Begleitumstände. Meist wird über Suizid nicht geschrieben. Nicht vermeiden lässt sich eine Berichterstattung aber, wenn die Selbsttötung in aller Öffentlichkeit stattgefunden hat, sie große Aufmerksamkeit erregt hat. Oder es handelt sich um eine bekannte Persönlichkeit. Einen Suizid im privaten Bereich wird die Redaktion kaum publik machen. (kan)
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