Kennst du solche Tage auch? An denen du dich am liebsten in eine Decke einwickeln und wie ein gigantischer Wrap durch die Stadt laufen willst? Oder besser noch: Die Wohnung erst gar nicht verlassen. Der Grund muss nicht immer ein äußerlicher sein. Manchmal ist es die Aussage eines Gegenübers, die uns aus der Bahn wirft. Ein unbedachter Seitenhieb. Kritik. Schon schwankt das Welt- und Selbstbild. Ich kenne dieses Gefühl. Wie so viele von uns. Doch was macht es mit uns? Die Antwort ist so einfach wie frustrierend: Wir durchleben einen spontanen Komplett-Verlust unseres Selbstbewusstseins. Es wird Zeit, daran etwas zu ändern.
Denn genau darin liegt das Problem – in unserem Selbstbewusstsein. Jetzt frage ich dich: Hältst du dich für einen selbstbewussten Menschen? Oder bist du getrieben von Unsicherheiten und Selbstzweifel? Vermutlich ist es eine Mischung aus beidem. Wie bei mir. Es gibt Bereiche in meinem Leben, in denen ich genau weiß, was ich kann – und was ich will. Zweifel? Niemals. Ich weiß, wo meine beruflichen und zwischenmenschlichen Stärken liegen, zweifle nicht an mir, wenn ich meine Laufschuhe anziehe und kilometerweit durch den Wald jogge. Komme was wolle, hier kann nichts und niemand an meinem Selbstbewusstsein kratzen. Grob zusammengefasst: Situationen, in denen die Erfahrung gezeigt hat: Ich habe alles im Griff.
Gleichzeitig finde ich mich manchmal in Situationen wieder, in denen sich mein Selbstbewusstsein in sekundenschnelle verflüchtigt. Ich bin alles andere als ein „Mittelpunkt-Typ“. Du wirst mich nie in knalligen Outfits oder mit auffallenden Haaren sehen. Zum einen ist das nicht mein Stil, zum anderen bleibe ich grundsätzlich lieber im Hintergrund. Stehe ich doch mal im Fokus – ich erinnere mich an eine Hochzeit, bei der ich eine Ansprache vor 140 Gästen halten musste – wankt mein Selbstvertrauen gewaltig. Warum? Weil sich eine gemeine, innere Stimme meldet. „Erzähl jetzt keinen Schwachsinn. Alle schauen dich an.“ „Siehst du einigermaßen aus? Vielleicht hättest du das andere Oberteil anziehen sollen, das wäre vorteilhafter gewesen.“ Ein anderes Beispiel. Ich habe genaue Vorstellungen von meiner Lebensplanung. Eine Hochzeit und Kinder kommen darin nicht vor. Der Weg ist klar, doch für viele nicht nachzuvollziehen.
Die Reaktionen: „Wenn du alt bist, wirst du das bereuen.“ Oder: „Das ist egoistisch.“ Ist es nicht. Aber wieder meldet sich diese Stimme, die mich hinterfragen lässt. Das Gleiche ist es mit äußeren Makeln. Ich habe sie und kann gut mit ihnen leben. Eigentlich. Außer, ich werde deshalb kritisiert. „Vielleicht solltest du kein ärmelloses Oberteil anziehen. Deine Arme schauen zu schmächtig aus.“ Die Folge? Die Stimme, wochenlang keine Tops. Doch wer ist diese gemeine Stimme, die unser Selbstbewusstsein zunichte macht? Es sind Erfahrungen aus unserer Vergangenheit, die uns negativ prägen. Der falsche Einfluss von inszenierten Social-Media-Welten, die uns irrationale Idealbilder vorspielen und uns vorgaukeln, wie wir sein müssen, um akzeptiert zu werden. Gesellschaftliche Normen, die uns vorgeben, wie wir zu leben haben. Und es ist die Angst zu versagen. Wir alle wollen gemocht werden. Aber ist das wirklich wichtig? Wollen wir von Menschen gemocht werden, die uns verunsichern, uns an uns zweifeln lassen? Nein. Wir machen uns viel zu viele Gedanken über unsere Schwächen und lassen dadurch unsere Stärken verblassen. Das muss sich ändern. Es wird Zeit, dass wir selbstbewusst zu uns stehen.
Selbstbewusst, Entscheidungen nur für uns zu treffen. Selbstbewusst, Nein zu sagen. Selbstbewusst, uns so zu zeigen, wie wir wollen.
Selbstbewusstsein setzt voraus, dass wir uns richtig kennenlernen und ehrlich hinterfragen. Denn nur, wenn wir wissen, was wir vom Leben erwarten, können wir all das selbstbewusst verkörpern. Natürlich ist das harte Arbeit. Ein jahrelanger Prozess. Doch es lohnt sich. Denn dann gelingt es uns, auch an Tagen selbstbewusst zu strahlen, an denen wir uns nicht auf dem Höhepunkt unseres Daseins fühlen. Warum? Weil wir wissen: Wir können das. Wir sind es wert. Und genau das werden wir der Welt auch zeigen.
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