Einen besonderen Ort in der Ferne. Eine Situation, die so schön war, dass du dich nach einer Wiederholung sehnst. Einen Menschen, dessen Nähe du dir so sehr wünschst. Ich kenne das Gefühl gut – in vielen Bereichen meines Lebens. Doch wie gehen wir damit um?
Beginnen wir mit der Definition, die der Duden wie folgt beschreibt: Sehnsucht ist ein „inniges, schmerzliches Verlangen nach jemandem oder etwas Entbehrtem oder Fernem“. Ein wenig negativ, nicht wahr? Für mich ist Sehnsucht vielseitiger, denn sie wird in den unterschiedlichsten Momenten laut. Ich unterteile sie in drei Kategorien: Sehnsucht, die ich selbst stillen kann. Sehnsucht, deren Erfüllung ich nicht beeinflussen kann und hoffen muss. Sehnsucht nach etwas Unerreichbarem.
Im Zentrum stehen immer die Fragen: Was ist wirklich wichtig? Was berührt uns heute und vergeht auch morgen nicht? Ich begebe mich auf den Weg zu meinen Sehnsüchten und muss nicht lange suchen. Ich sehne mich nach dem Sommer, sobald die Tage dunkel und kalt werden. Ich sehne mich nach meiner Lieblingsstadt Prag und dem Glück, das ich empfinde, sobald ich durch die Gassen schlendere. Ich sehne mich nach meinem Mops Mathilda. Immer dann, wenn er nicht bei mir ist. Oft sehne ich mich nach Ruhe. Zeit, die ich nur für mich habe. Nach kindlicher Unbeschwertheit. Ich durchdenke viel, schreibe Listen und bringe so immer wieder anstrengende Gedankenkarussells in Gang. Wie schön wäre da mehr Spontanität und Leichtigkeit. Ich sehne mich nach Abenteuern, wenn ich mal wieder in meinem Alltagstrott versinke. Manchmal sind es kleine Dinge wie ein guter Film, der mich in eine andere Welt entführt, manchmal gravierende wie die große Frage nach dem Sinn des Lebens, der wahren Erfüllung.
Vielleicht sehnst du dich nach Gesellschaft und Nähe. Einem offenen Ohr, dem du deine Wünsche und Sorgen erzählen kannst. Nach der Erfüllung in deinem Job. Gesundheit. Der großen Liebe. Vielleicht sind es ein neues Auto oder die Schuhe, die du schon lange auf deiner Online-Bestellliste hast. Sehnst du dich nach dem Gefühl von Heimat und wünschst dir, endlich anzukommen – auch in dir selbst? Gerade jetzt in dieser Jahreszeit sehnen sich Menschen nach einem glücklichen Familienbild, der perfekten, harmonischen Adventszeit. Oder einem Menschen, der nicht mehr unter ihnen ist. Auch ich kenne diese Sehnsucht.
Sehnsucht ist allgegenwärtig. Das ist in den meisten Fällen auch gut, denn was wäre die Welt für ein trister Ort, wenn es dieses Gefühl in unserem Leben nicht geben würde? Warum? Weil wir durch sie hoffen. Uns inspirieren lassen. Sehnsucht ist unerlässlich, denn sie zeigt, dass wir wissen, was wir wollen. Sie motiviert, wenn wir bereit sind, uns ihr hinzugeben. Sie treibt an und bringt uns dazu, gewohnte Strukturen zu brechen und in unsere Träume zu investieren – sei es eine neue berufliche Ausrichtung, eine große Liebe oder die langersehnte Weltreise. Für mich ist Sehnsucht auch deshalb wertvoll, da sie mich immer wieder aus dem oft stressigen und aufreibenden Alltag holt und mich in wunderschöne Fantasiewelten bringt. Kommen wir noch einmal auf meinen Sehnsuchtsort Prag zurück. Drehen sich meine Gedanken mal wieder im Kreis oder fühle ich mich gestresst, gebe ich mich meiner Sehnsucht hin und sitze kurze Zeit später in einem kleinen Straßencafé in Letná, wo ich bei meinem geliebten Matcha Latte die Menschen beobachte. Natürlich bei sonnigen 27 Grad. Eine schöne Auszeit. Und ein großer Anreiz, bald wieder einen Kurztrip zu buchen.
Allerdings sollten wir bei unseren Sehnsüchten immer realistisch bleiben. Ehrlich hinterfragen, was möglich ist. Loslassen, was unwiederbringlich oder utopisch ist. Das kann eine unerwiderte Liebe ebenso sein wie der Wunsch, eine geliebte verstorbene Person wieder bei sich zu haben. Das einzige Mittel, das dagegen hilft, ist Rationalität. Ein schwerer Weg, doch er ist notwendig, denn sonst verlieren wir uns in Luftschlössern und verpassen dabei das wahre Leben zu leben. Jetzt frage ich dich: Wie gehst du mit deiner Sehnsucht um?
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