Pharah Seutter über ihr Leben als Model, magische Romane und kreative Inspirationen

Oberpfalz
19.07.2023 - 10:30 Uhr
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Pharah Seutter ist erfolgreich. Die 22-jährige Oberpfälzerin lebt ihre vielfältigen Leidenschaften. Sie ist ein gefragtes Model, Influencerin und Studentin. 2019 erfüllte sie sich ihren großen Traum und veröffentlichte ihren ersten Roman.

Pharah Seutter lebt ihren Traum als Model und Buchautorin.

Im Interview erzählt Pharah von ihrem aufregenden Modelleben, warum sie das Schreiben so sehr liebt und wo

rauf sich die Fans ihrer Buchreihe freuen dürfen.

ONETZ: Du bist Model und Jugendbuchautorin. Beides verbindet ein Thema: Das Modeln. Wie bist du dazu gekommen?

Pharah Seutter : Zum Modeln bin ich später als zum Schreiben gekommen, was viele überrascht. Mit 17 habe ich angefangen zu modeln. Schon früher in meiner Jugend bin ich immer wieder von Modelscouts auf der Straße angesprochen worden, aber ich wollte erst mein Abi machen. Beides wäre für mich nicht vereinbar gewesen. Als Model reist man viel herum, es ist ein sehr zeitintensives Business. Deshalb wollte ich mich erst auf meinen Abschluss konzentrieren. Gleich nach dem Abi bin ich 2018 nach Berlin gegangen und habe mich bei einigen Agenturen beworben. Der Plan war, wieder zurück in die Heimat zu kommen, nachdem ich mich bei den Agenturen vorgestellt habe. Aber ich wurde sofort genommen – und bin geblieben. Das war ein großer Schritt für mich, ich war ja erst 17 Jahre alt. Die erste Zeit war nicht immer leicht, aber ich bereue heute keinen Moment.

ONETZ: Wie war deine erste Zeit in Berlin und der Branche?

Pharah Seutter : Berlin hat mir schon erst einmal Respekt abverlangt. Die erste Zeit war sehr aufregend, überall waren Menschen, das kannte ich aus meiner alten Heimat nicht. Es war so Vieles komplett anders in dieser großen Stadt. Die erste Zeit in der Modelbranche war bestimmt von Trainings – posen vor der Kamera und Laufstegcoachings – und davon, ein Portfolio zu erstellen. Das ist wichtig, denn damit stellt man sich anschließend bei den Marken und Auftraggebern vor. In einem Portfolio sollten möglichst viele Facetten von einem Model abgebildet sein: Beautyshots, Editorialshots, Bilder, die natürlich gehalten sind und zeigen, wie man ungeschminkt aussieht. Als das alles erledigt war, habe ich schnell erste Aufträge erhalten.

ONETZ: Du arbeitest für Marken wie Tchibo und Wella. Wie sieht dein Modelalltag aus?

Pharah Seutter : Kein Tag gleicht dem anderen – und genau das liebe ich auch so an diesem Job. Allerdings hat die Pandemie einiges verändert. Vor Corona bin ich viel gereist, wenn ich für einen Job gebucht worden bin. Morgens ins Ausland, dann ein Shooting oder eine Werbekampagne, abends zurück zum Flughafen und wieder nach Berlin. Ich habe auch drei

Monate in Istanbul gelebt und gearbeitet. Ein sogenanntes „On Stay“. Ich liebe es, andere Länder und Kulturen kennenzulernen und Neues zu entdecken. Als Corona kam, waren viele Aufträge und Shootings nur noch in Deutschland möglich. Durch die ganzen Quarantäne-Vorschriften haben die Agenturen kaum noch Models ins Ausland geschickt. Ich hatte zu dieser Zeit viele Shootings für Onlineshops, unter anderem für KaDeWe oder auch Amazon, also vorrangig E-Commerce. Auch das hat mir großen Spaß gemacht. Aktuell verändert sich die Branche wieder ein wenig zurück – Reisen nehmen wieder zu. Aber der Trend, mehr Models aus dem Inland zu buchen und sie nicht länger von A nach B zu fliegen, bleibt in großen Teilen. Das ist auch sinnvoll. Denn das ist gut für die Umwelt und die Unternehmen sparen Geld.

ONETZ: Du bist unter dem Namen „pharah_onic“ auch bei Instagram erfolgreich ...

Pharah Seutter : ... auch da liegt mein Fokus auf dem Thema Mode. Ich poste auch viel zu nachhaltiger Mode. Dabei bin ich nicht komplett strikt, aber ich versuche, unter anderem Firmen, die nachhaltig produzieren, eine Plattform zu geben und sie sichtbarer zu machen. Ich unterstütze diesen Wandel und hoffe, dass ich durch meine Posts vielleicht auch den einen oder anderen Follower dazu bringen kann, über die Thematik nachzudenken. Denn ich glaube fest daran, dass sich dadurch langfristig etwas zum Guten verändern kann. Hin und wieder poste ich auch vegane Rezepte, wobei ich nicht vegan lebe. Auch in dem Fall ist es kein strikter Lebensstil, sondern lediglich Anregungen. Ich will Möglichkeiten aufzeigen und einen Anstoß geben.

ONETZ: 2019 hast du deinen ersten Jugendroman „Miss Laurels magische Mode“ geschrieben ...

Pharah Seutter : ... das war schon seit meiner Kindheit ein Traum. Es geht um ein Mädchen namens Luise Morton. Sie lebt in einer kleinen Stadt, bis sie zu ihrer Tante Laurel nach London reist. Schnell merkt sie, dass Laurel etwas Magisches umgibt – nicht nur wegen ihrer kleinen, sprechenden Katze. Laurel ist Modedesignerin und auch Luise taucht ein in diese Welt. Sie erlebt viele Abenteuer und lernt, über sich selbst hinauszuwachsen. 2022 ist der zweite Teil „Miss Laurels magische Mission“ erschienen.

ONETZ: Wie entstand die Geschichte?

Pharah Seutter : Ich sammle Ideen für Geschichten, seit ich 12 oder 13 Jahre alt bin. Ich überarbeite sie immer und immer wieder. Laurel und Luise hatte ich schon lange in meinen Gedanken – und dann habe ich beschlossen, mit ihnen als Protagonisten das Thema Mode aufzugreifen. Als ich vor ein paar Jahren für einen Job in London war und lange in einem Taxi im Stau gestanden bin, hatte ich Zeit, mir über die Geschichte Gedanken zu machen. Da war mir klar: Der Roman wird in London spielen. Und die magische Modebranche? Auch das hat mit meinem wahren Leben zu tun. Dieses Business zieht Menschen in ihren Bann und bringt sie dazu, Dinge zu tun oder zu riskieren, wozu sie normalerweise nicht bereit wären. Das kann positiv oder auch negativ sein. Aber eines ist sicher: Es ist magisch.

ONETZ: Hast du darin eigene Erfahrungen aufgearbeitet?

Pharah Seutter : Der Roman ist zum großen Teil fiktiv. Aber natürlich habe ich darin einige Eindrücke und Erfahrungen aus dem Model-Business mit eingearbeitet. Ich habe viele Agenturen und Unternehmen erlebt, die unseriös arbeiten. Nicht so unseriös wie in meinem Buch – und natürlich auch ohne Magie (lacht), aber man beobachtet viel. Ich habe viele junge Mädchen erlebt, die naiv in die Branche gehen, auch, wenn sie das vielleicht grundsätzlich überhaupt nicht sind. Ich bin froh, dass ich erst mit 17 angefangen habe. In diesem Alter war ich schon gefestigter und weniger beeinflussbar. Was in dem Roman aber authentisch ist, sind die Schauplätze, an denen die Geschichte spielt. Sie alle existieren in London: Restaurants, Geschäfte, auch die Besitzer des Antiquitätenladens heißen im realen Leben genauso wie im Buch – genauso wie die Straße, an der die Boutique von Tante Laurel liegt.

ONETZ: Wie lange hat der Prozess gedauert?

Pharah Seutter : Ich habe etwa ein Jahr an dem Roman geschrieben. Das Layout, die finalen Anpassungen, der Druck – das hat in etwa noch einmal ein Jahr gedauert. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich ihn das erste Mal in meinen Händen hielt. Der Verlagschef hat mir einen Vordruck vorbeigebracht, ein unglaubliches Gefühl. Ich konnte das zuerst gar nicht realisieren, mein eigenes Buch. Ich war damals knapp 19 Jahre alt und hatte endlich das geschafft, wovon ich so lange geträumt hatte. Als ich „Miss Laurels magische Mode“ das erste Mal in Buchhandlungen gesehen habe, dieses Glücksgefühl werde ich nie vergessen.

ONETZ: Welche Botschaft willst du deinen Lesern vermitteln? Und wie ist das Feedback?

Pharah Seutter : Ich habe sehr viel positives Feedback von meinen Lesern erhalten, sowohl von Jungs als auch Mädchen. Das freut mich unheimlich, vor allem, weil ich versucht habe, durchaus kritisch mit der Thematik umzugehen. Die Modebranche ist alles andere als perfekt – genauso wie die Unternehmen in meinem Roman. Selbst das Modelabel von Tante Laurel, das als Positiv-Beispiel dient, hat Ecken und Kanten, an denen es arbeitet. Auch meine Charaktere male ich nicht schwarz und weiß. Sie sind vielschichtig, nicht perfekt und dadurch etwas Besonderes. Meine Romane haben mehrere Botschaften. Mir ist es wichtig, Jugendlichen durch sie ein positives Gefühl zu vermitteln. Gleichzeitig will ich den Lesern zeigen, dass jeder über sich hinauswachsen kann, wenn man an sich glaubt – so wie die Protagonistin Luise.

ONETZ: Wann hast du das Schreiben für dich entdeckt?

Pharah Seutter : Schon als ich zehn Jahre alt war habe ich am Computer die ersten Schreibversuche gemacht. Diese Leidenschaft hat schon begonnen, als ich ganz klein war. Seit ich denken kann, hatte ich den Traum, irgendwann einen eigenen Roman zu schreiben. Mit 12 Jahren habe ich dann angefangen, im größeren Rahmen zu schreiben und dadurch meine Geschichten zu erzählen. Ich schreibe auch Gedichte. Ich denke, dass ich diese kreative Ader von meiner Familie geerbt habe. Meine Oma war eine Schauspielerin in Berlin, mein Papa ist Musiker und hat eine eigene Musikschule in Regensburg.

ONETZ: Hast du literarische Vorbilder, die dich inspirieren?

Pharah Seutter : Ich hatte nie „den einen“ Lieblingsautor. Ich habe alles gelesen, was mich interessiert hat, und dann sehr verglichen: die Inhalte, den Schreibstil. Das hat mich schon immer fasziniert. Am liebsten bin ich in Fantasy-Welten eingetaucht, aber auch andere Genres habe ich gerne gelesen. Ich habe mal mitgezählt – in einem Jahr habe ich 200 Bücher gelesen. Da kann man sich in etwa vorstellen, wie sehr ich Literatur liebe. Im Moment komme ich aber leider nicht mehr oft zum Lesen, weil ich zu viel zu tun habe und zu wenig Zeit dafür finde.

ONETZ: Findest du im Schreiben Ausgleich zu der Modelwelt?

Pharah Seutter : Auf jeden Fall. Viele Modeljobs beginnen schon am Vormittag und enden gegen 17 oder 18 Uhr. Dann liebe ich es, mich in Ruhe zu Hause hinzusetzen und zu schreiben – am Computer oder auch handschriftlich. Meine Ideen sammle ich in der Natur oder lasse mich von den Menschen und dem Treiben in einem Café inspirieren. In Berlin habe ich einen Lieblingsort, an dem ich superkreativ sein kann: eine kleine Teestube. Dort sitzt man mit Kissen auf dem Boden, das Ambiente ist wundervoll traditionell orientalisch. Das ist ein besonderer Ort für mich, an dem ich meinen Gedanken freien Lauf lassen kann.

ONETZ: Hast du weitere Roman-Veröffentlichungen geplant?

Pharah Seutter : Aktuell arbeite ich an dem dritten Teil der „Miss Laurels“-Reihe. Es wird der letzte Band. Ich habe von Anfang an geplant, dass ich aus der Geschichte eine Trilogie machen werde. Danach will ich eine kleine Pause vom Schreiben machen und mich voll auf das Modeln konzentrieren. Aber ich plane fest, nach einer gewissen Zeit weitere Romane zu veröffentlichen, allerdings in anderen Genres und für eine andere Zielgruppe. Ich denke da an Young Adult.

ONETZ: Zusätzlich studierst du Politik und Wirtschaft in Potsdam. Wie vereinbarst du das alles mit deinem Privatleben?

Pharah Seutter : In letzter Zeit kommt mein Privatleben sehr zu kurz. Ich habe einen genauen Plan, wie ich alles – das Schreiben, das Modeln, mein Studium und meine Arbeit bei Instagram – unter einen Hut bekomme: Für Modelaufträge reise ich vor allem in den Semesterferien. An den Abenden und am Wochenende schreibe ich an meinem Roman. Und unter der Woche gehe ich zur Uni und investiere Zeit für Social Media. Allerdings merke ich, dass ich auf Dauer etwas kürzer treten muss, weil ich endlich wieder ein erfülltes soziales Leben haben und das auch pflegen will. Das bedeutet: Ich muss an ein paar Stellen ein bisschen drehen, aber das ist es wert.

ONETZ: Wie verbringst du deine Freizeit?

Pharah Seutter : Ich reise gerne in meiner Freizeit. Schon das Planen entspannt mich. Außerdem boxe ich und mache Yoga – das eine lässt die überschüssige Energie raus, das andere entspannt. Wenn ich zu Hause in der Oberpfalz bin, fahre ich gerne nach Tschechien und mache einen Spa-Tag. Marienbad und Karlsbad sind wunderbare Orte, um einfach mal abzuschalten.

ONETZ: Welche Pläne und Wünsche hast du für die Zukunft?

Pharah Seutter : Ich glaube, ich werde nicht für immer in Berlin bleiben. Mal sehen, ob ich ins Ausland gehe oder in eine andere große Stadt. Beruflich will ich auch in Zukunft Bücher veröffentlichen, ich könnte mir mein Leben ohne nicht mehr vorstellen. Natürlich will ich auch weiterhin modeln. Ich wünsche mir, dass ich mit vielen tollen Marken zusammenarbeiten und noch oft reisen werde. Ich wünsche mir auch, dass mehr nachhaltige Firmen auf den Markt kommen – sowohl in der Kosmetik- als auch in der Modebranche. So wie das nachhaltige Unternehmen „Und Gretel“ aus Berlin. Diese Marke fand ich schon toll, bevor ich angefangen habe zu modeln. Als ich für sie arbeiten durfte, war das ein großer, persönlicher Erfolg. Wenn ich aber heute auf mein Leben blicke, muss ich sagen: Ich bin gerade sehr zufrieden.

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Neunburg vorm Wald24.04.2023
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