Pro und Contra: Kleider-Liebe vs. Hosen-Liebe

Oberpfalz
12.07.2023 - 13:20 Uhr

Die Einen lieben Kleider, die Anderen lieben Hosen. Auch die Redakteurinnen Julia Hammer und Evi Wagner könnten in dieser Hinsicht nicht unterschiedlicher sein. Ein Pro und Contra für die Stilfrage.

Liebst du eher Kleider oder Hosen? Die Redakteurinnen Evi Wagner und Julia Hammer haben klare Favoriten.

Evi Wagner: Kleider-Liebe

„Kleider machen Leute“, sagt ein Sprichwort so schön. Für mich steht fest: Kleider machen Laune. Vor allem dann, wenn sie bunt sind. An einem tristen Tag muss ich nur einen Blick in meinen Kleiderschrank werfen und schon hellt sich meine Stimmung schlagartig auf. Es ist doch wirklich ganz einfach, mehr Farbe und Glamour in den Alltag zu bringen. Denn dafür braucht es nur eins: das richtige Kleid. Erlaubt ist, was gefällt. Denn wir leben zum Glück in einer Zeit, in der wir Frauen endlich das tragen können, auf was wir Lust haben. Und nicht das anziehen müssen, was uns ein bestimmtes Modediktat oder ein bestimmter Zeitgeist vorschreibt.

Sicher, hätte ich Anfang des letzten Jahrhunderts gelebt, hätte ich wahrscheinlich Hosen getragen. Schon allein aus Protest. Um sichtbar zu machen, dass es höchste Zeit wurde für die gesellschaftliche Gleichberechtigung von Frau und Mann. Und um zu zeigen, dass ich mir von einer patriarchalischen Gesellschaft nicht vorschreiben lasse, was ich anzuziehen habe. Doch heutzutage muss ich das zum Glück nicht mehr. Ich kann auch als emanzipierte Frau Kleider tragen. Und zwar solche, die mir selbst gefallen – und nicht den anderen.

Das ist für mich echter Luxus, den ich mir gerne gönne. Und das, obwohl ich im tiefsten Herzen eigentlich Minimalistin bin. „Weniger ist mehr“, sage ich gerne. Oder: „Zeit statt Zeug“. Bei Kleidern mache ich allerdings eine Ausnahme. Challenges wie „Wearing the same dress for 100 days“ sind jetzt wirklich nichts für mich. Einfach deswegen, weil es für mich alles andere als Stress bedeutet, mich am Morgen entscheiden zu müssen, was ich denn nun anziehe. Ganz im Gegenteil.

Denn weil eben nicht jeder Tag gleich ist, habe ich nicht jeden Tag Lust auf das gleiche Outfit. Und bin dann froh, wenn ich die Wahl habe zwischen dem kleinen Schwarzen, dem herrlich luftigen Maxikleid mit Blumenmuster, dem schicken Dirndl mit Mieder oder dem weitschwingenden 50s-Retrokleid in Bonbonrosa. Ich kann mich jeden Tag wieder neu erfinden. Dafür brauche ich nur eins: das richtige Kleid.

Dabei ist es nun wirklich nicht so, dass mir meine Liebe zu Kleidern in die Wiege gelegt wurde. Als Kind habe ich es gehasst, wenn mich meine Mutter in eins der süßen Kleidchen mit den vielen Rüschen gesteckt hat. Dann wartete ich eigentlich nur auf den Moment, in dem ich das unbequeme Teil wieder gegen meine geliebten Jeans tauschen durfte. Schließlich steht man in einer Jeans viel besser auf dem Skateboard. Und man kann besser auf Bäume klettern. Oder zu den Ponys auf die Weide gehen. Natürlich gibt es auch heute noch Aktivitäten, in denen ich Jeans oder bequeme Chinos einem Kleid vorziehe. Aber es gibt eben auch Momente, die funktionieren ganz einfach nicht in Jeans. Und damit meine ich jetzt nicht die eigene Hochzeit. Ich wundere mich immer wieder, dass viele Frauen erst so einen Anlass brauchen, um sich einmal richtig in Schale zu werfen. Ich muss doch nun wirklich nicht heiraten, um mich wie eine Prinzessin zu fühlen. Das kann ich jeden Tag. Dafür ist wieder nur eins nötig: das richtige Kleid.

Mit diesem wird nicht nur jede Straße und jede Fußgängerzone schnell zum Catwalk. Im richtigen Kleid taucht man auf aus dem unendlichen Ozean der Jeansträgerinnen und zieht die Blicke auf sich. Autos halten plötzlich an und lassen einen über die Straße, Fremde lächeln einem entgegen und an der Supermarktkasse wird man vorgelassen. Einfach mal ausprobieren.

Längst gibt es natürlich auch wissenschaftliche Studien, die sich damit beschäftigt haben, wie Kleider auf uns selbst und andere wirken. Vor allem dann, wenn sie die richtige Farbe haben. Rot zum Beispiel. Forschende der Universität Rochester haben herausgefunden: Männer stehen auf Frauen in roten Kleidern. Nicht umsonst wird die „Lady in Red“ so gerne besungen. Aber darum geht es mir nun wirklich nicht. Wichtig ist, welches Kleid mich selbst glücklich macht. Heute ist es das Grüne mit den Blumen. Passend zum herrlichen Frühlingstag.

Julia Hammer: Hosen-Liebe

Ich liebe Hosen. In allen denkbaren Varianten. Sie sind praktisch. Alltagstauglich. Formend. Hosen bedeuten für mich Freiheit. Bei Kleidern sieht das anders aus. Ich bin einfach kein Kleid-Typ. Äußerlich und innerlich. Ich habe ihnen immer wieder Chancen gegeben, habe mich in die unterschiedlichsten Modelle gezwängt und gemerkt: Wir werden keine Freunde. Das hat viele Gründe, aber dazu später mehr.

Nein, ich bin definitiv ein Hosen-Mensch. Warum? Weil sie mir so viele Möglichkeiten eröffnen. Fangen wir mit der offensichtlichsten und für mich wichtigsten an: die Hosentaschen. Egal ob Haarklammer, Kaugummi oder Feuerzeug, ich habe immer etwas, das ich griffbereit brauche. Da meine Handtaschen wie schwarze Löcher sind, die immer genau das in den unendlichen Weiten der Unauffindbarkeit verschlucken, was ich gerade brauche, sind sie keine Option, weshalb meine Hosen für mich nahezu lebensnotwendig sind. Dann wäre da noch der Wind-Vorteil. Ich kann mich noch gut an einen prägenden Sommernachmittag in der Stadt erinnern. Es ist heiß und ich habe mich für ein leichtes, hellblaues Kleid entschieden. Als ich auf dem Marktplatz stehe, erwischt mich eine Windböe und der Rock des Kleides verabschiedet sich in Richtung Nasenspitze.

Ich muss nicht erwähnen, dass die umliegenden Cafés voll besetzt waren. Was soll ich sagen, dieser Marilyn-Monroe-Auftritt wäre mir erspart geblieben, wenn ich eine Hose angehabt hätte. Vor Schreck bin ich mit meinen Absätzen im Kopfsteinpflaster hängengeblieben und wäre fast noch filmreif nach vorne gestürzt. Apropos Absätze. Noch so ein Plus, das Hosen im Vergleich zu Kleidern mit sich bringen – die Schuhauswahl. Ich liebe Sneaker, Chucks. Alles, was flach und bequem ist. All das, was nicht zu Kleidern passt.

Laufe ich in High-Heels, sehe ich aus, als würde mein Mops auf Stelzen gehen. Nicht sehr grazil. Ich kann dir verraten, dieser Anblick macht das schönste Kleid zunichte. Gleichzeitig schätze ich die Vielfalt an Hosen-Modellen und die unendlichen Möglichkeiten, sie mit den unterschiedlichsten Oberteilen zu kombinieren. Egal, wie ich mich fühle, ich finde immer genau das richtige: Sportlich in Röhren-Jeans, schick in Chinos, luftig in Culottes … und natürlich bequem in Jogginghosen. Bei letzterem muss ich Karl Lagerfelds Aussage „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“ klar widersprechen. Für mich gibt es nichts Schöneres, als nach einem langen Arbeitstag nach Hause zu kommen und in meine Joggi“, wie ich sie nenne, zu schlüpfen. Entspannung pur. Hosen bedeuten für mich Sicherheit. Ich bewege mich viel und sitze selten länger als fünf Minuten ruhig – und gerne im Schneidersitz. Die Vorstellung, in einem Kleid immer penibel darauf achten zu müssen, mich ladylike zu verhalten – nehmen wir das Beispiel „stilvoll aus dem Auto auszusteigen“ – ist für mich der pure Horror. Und hat bisher auch nie wirklich geklappt. Sie bieten mir auch Sicherheit in Hinblick auf meine Tollpatschigkeit. Ich habe das Talent, mich regelmäßig anzukleckern. Kaffee, Essen, ganz egal. Das hat mich bei Kleidern mehrfach in dumme Situationen gebracht, da ich selten ein Ersatzkleid in meiner Tasche habe – ein Ersatzoberteil hingegen schon. Also: kurz T-Shirt wechseln und es ist, als wäre nie etwas passiert.

Welche Vorteile würden mir also Kleider bieten? Natürlich wären sie praktisch, wenn ich einen Fluss durchqueren muss und mich nicht nass machen will. Oder würde ich in der Wildnis stranden, könnte ich mir daraus ein kleines Zelt bauen. Da ich aber nicht davon ausgehe, regelmäßig in derartige Situationen zu kommen, sind das keine überzeugenden Gründe. Eine Sache gibt es aber, in der ich Kleider meinen geliebten Hosen vorziehe: An Urlaubstagen am Strand. Dann genieße ich es, nach einem ausgiebigen Bad im Meer und voll Sand nicht in Jeans oder Stoffhosen schlüpfen zu müssen, sondern einfach einen luftigen Einteiler überzustreifen. Ansonsten bleibt es dabei. Hosen bleiben meine große Liebe – und Kleider definitiv eine Rarität in meinem Kleiderschrank.

OnetzPlus
Oberpfalz28.06.2022
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