Regensburg
19.04.2021 - 17:41 Uhr

20 Bayernwerk-Mitarbeiter testen mit neuen E-Autos das Netz

Mehr Elektro-Autos auf den deutschen Straßen bedeuten eine Herausforderung für das Stromnetz. Mit einem Feldversuch testen das Bayernwerk und Audi gemeinsam, wie sich das Ladeverhalten der Nutzer und das Stromangebot vereinbaren lassen.

Roman Straßer (Audi, von links), Egon Westphal (Bayernwerk) und Staatssekretär Roland Weigert gaben den Startschuss für den E-Mobilitäts-Testlauf. Bild: gib
Roman Straßer (Audi, von links), Egon Westphal (Bayernwerk) und Staatssekretär Roland Weigert gaben den Startschuss für den E-Mobilitäts-Testlauf.

Der Pressetermin am Montagmorgen fand auf einem Parkdeck der Bayernwerk AG im Regensburger Stadtwesten statt – zum einen, um die Corona-Regeln in Freien leichter umsetzen zu können, zum anderen, um die 20 Hauptdarsteller des Projekts in Szene setzen zu können: 20 nagelneue, weiße Audi E-trons warteten darauf, von ihren neuen Fahrern in Empfang genommen zu werden. 20 Bayernwerk-Mitarbeiter werden die E-trons für ein Jahr fahren. Währenddessen werden ihre Fahr- und Ladedaten gesammelt und anschließend ausgewertet. Ziel ist es, das Ladeverhalten der Fahrer und den vorhandenen Strom, der im Bayernwerk-Netz zu einem guten Teil aus erneuerbaren Energien stammt, möglichst gut in Einklang zu bringen.

Bislang seien in Deutschland etwa 300 000 reine Elektro-Autos auf der Straße, sagte Bayernwerk-Technikvorstand Egon Westphal. Eine ausbaufähige Zahl – darüber war man sich in der Runde einig. „Aber die Zahl wird rasant wachsen“, sagte Westphal voraus. Deshalb sei das Bayernwerk als Netzbetreiber gefragt, die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen. „Die Sonne scheint, wann sie möchte, und der Autofahrer fährt, wann er möchte“, brachte Westphal die Herausforderung mit Blick auf die erneuerbaren Energien auf den Punkt. Deshalb sei vor zwei Jahren das Projekt „Merging Grid & E-Mobility“ (Merge) zusammen mit dem Ingolstädter Autobauer Audi entstanden.

Erst in der Nacht aufladen

Für das Bayernwerk liege der Projektfokus auf der Nutzung von Flexibilitätspotenzialen im Niederspannungsnetz, da dort künftig mehr und mehr private Ladestationen angeschlossen würden. Ziel sei ein Laden, dass das Netz möglichst wenig belastet. Möglich werden solle das durch ein intelligentes Ladesystem. So könnte ein E-Auto zum Beispiel nach Feierabend um 18 Uhr ans Ladegerät angeschlossen werden – das eigentliche Aufladen erfolgt aber erst in der Nacht, wenn mehr Strom im Netz verfügbar – und auch günstiger ist.

„Das intelligente Laden von Elektro-Autos ist ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige Energiewende“, sagte auch Roman Straßer, Leiter für die Entwicklung von Ladesystemen bei Audi. Deshalb arbeite Audi eng mit der Energiewirtschaft zusammen. Ziel von „Merge“ sei es, perspektivisch das Stromnetz zu entlasten und auch die Akzeptanz der Elektromobilität zu steigern. Eine „Reichweiten-Angst“ hält Straßer für unnötig. Er berichtete von einem Kollegen, der mit entsprechenden Ladestopps regelmäßig und problemlos 700 Kilometer nach Oldenburg pendle – bewusst mit einem Elektro-Auto, um seinen ökologischen Fingerabdruck so klein wie möglich zu halten.

Burglengenfelder wird ausgelost

Das intelligente Ladesystem des Audi E-trons ermögliche es außerdem, den übrigen Stromverbrauch in einem Haushalt zu berücksichtigen und nur die verbleibende Restleistung zu laden – um eine Überlastung des Hausanschlusses zu vermeiden, sagte Straßer. Verfügt das Haus über eine Photovoltaikanlage, könne das Auto bevorzugt den selbst erzeugten Strom nutzen.

Von der Politik kommt viel Wohlwollen für das „Merge“-Projekt: Roland Weigert, Staatssekretär im Bayerischen Wirtschaftsministerium, begrüßte die Zusammenarbeit zweier großer bayerischer Unternehmen auf den beiden Zukunftsfelder Elektromobilität und Energiewende. „Nur wer kooperiert, floriert.“

Einer der 20 Bayernwerk-Mitarbeiter, die ein Jahr lang einen Audi E-tron fahren und testen werden, ist Thomas Heller aus Burglengenfeld. Der 43-Jährige ist in einem firmeninternen Losverfahren gezogen worden. Er solle mit dem Fahrzeug möglichst so fahren wie sonst auch in seinem Alltag, erklärte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Ziel sei es, zum Beispiel herauszufinden, ob alle 20 Teilnehmer stets zu ähnlichen Zeiten ihr Fahrzeug aufladen. Für Familienvater Heller ist es auch ein persönliches Experiment: Wenn sich der Audi E-tron im Alltag bewährt, könnte er sich vorstellen, danach selbst ein Elektro-Auto zu kaufen.

Sulzbach-Rosenberg25.03.2021
Zum Projekt:

Einjähriger Feldversuch

  • Für den einjährigen Feldversuch nutzen Mitarbeiter des Bayernwerks eine Elektroauto-Flotte aus zwanzig Audi E-tron.
  • Die Studien-Teilnehmer wohnen im Netzgebiet des Bayernwerks und nutzen das vollelektrische Audi-Modell im Alltag.
  • Sie nutzen Ladeeinrichtungen mit High-Tech-Messgeräten, die detaillierten Aufschluss über Mobilitätswünsche und jeweiligem Netzzustand erfassen.
  • Ziel ist es, das Ladeverhalten mit einem sicheren und effizienten Netzbetrieb in Einklang zu bringen.
 
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