Seit Montag muss sich ein 59-jähriger, selbst ernannter "Bauprojektant" vor dem Landgericht Regensburg verantworten: Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Betrug in 20 Fällen und Insolvenzverschleppung vor.
Der Mann führt seit 2008 eine Baufirma. Schon mehrfach fiel er wegen Geldsorgen auf und musste 2013 in diese Insolvenz. Zu diesem Zeitpunkt stand den aufgelaufenen Verbindlichkeiten von 554.000 Euro eine magere freie Masse von 24.432 Euro gegenüber. Trotz der prekären Situation schloss der Angeklagte mindestens in 14 Fällen Verträge mit verschiedenen Bauherren ab. Dabei habe er gewusst, dass er diese Verträge nicht werde erfüllen können, so der Vorwurf. Umso fleißiger war der Mann beim Rechnungschreiben. Er täuschte die Bauherrn und erlangte so insgesamt 920.499 Euro. Diese Geld verwendet er um private Löcher zu stopfen.
Vorwürfe teils nicht haltbar
Nur ein Auftraggeber, für den er für 154.000 Euro das Dachgeschoss ausbauen sollte, hat rechtzeitig die Reißleine gezogen. Er war von anderen Bauherren gewarnt worden. In den anderen Fällen ermittelte die Staatsanwaltschaft vier Jahre lang gegen den Angeklagten. Weitere vier Jahre vergingen, ehe sich der Angeklagte mit Wohnsitz in Spanien der Strafjustiz stellen muss.
Der Gerichtsvorsitzende erklärte, dass in einem Zwischenverfahren ein Gutachten über den Zeitpunkt der tatsächlichen Zahlungsunfähigkeit eingeholt wurde. Anders als die Staatsanwaltschaft, die vom Mai 2012 ausging, habe sich der Sachverständige auf den 31. Dezember 2012 festgelegt. Damit sei es nach vorläufiger Meinung der Strafkammer fraglich, ob bei sieben Taten der Nachweis eines Betrugsvorsatzes geführt werden kann. Daraufhin wurde dieser Teil der Anklage eingestellt.
Anschließend räumten die Verteidiger Saskia Oberndorfer und Wolfgang Janack die anderen Vorwürfe ein. Nach seinem Werdegang befragt erklärte er selbst, dass er ein sehr "sensibler und lernbegieriger" Mensch sei. Bevor er in die Baubranche wechselte, habe er vier Berufsausbildungen erfolgreich absolviert. Bereits als 35-Jähriger sei er dreifacher DM-Millionär gewesen. Das Geld habe er durch falsche Berater größten Teils verloren.
Riesenberg Schulden
Bis 2010 sei alles gut gelaufen. Da er selbst völlig überarbeitet war, habe er zwei Bauleiter eingestellt, was sich als Missgriff herausstellte. Zwischen 2013 und 2016 habe er wieder Vermögen aufgebaut, aber durch seine neue Partnerin erneut verloren. Heute sitze er auf einem Berg Schulden. Allein das Finanzamt fordere von ihm für die zurückliegenden zehn Jahre rund 250.000 Euro. Der Prozess dauert an.















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