Das sogenannte "Regensburgische Diarium, Oder: Wöchentliche Frag- und Anzeige-Nachrichten" erschien zwischen 1760 und 1810 als wöchentliches "Intelligenzblatt". Als besonders ergiebig erwies sich für die historische Spurensuche, dass "Ankunft und Abgang der Passagiers zu Wasser und zu Lande" bekannt gemacht wurden. In Nr. II vom 9. Januar 1787 findet sich dieser Beleg: "Zur steinernen Bruck herein. Den 5. per ord. Postwagen von Nürnberg, 10 Uhr, morgens: Herr Bertenhoven, Organist von Bonn, log. in Spiegel."
Vier Tage in Regensburg
Der "korrumpierte" Namen resultiert daraus, dass der damals 16-jährige Musiker mündlich aus der Postkutsche gerufen wurde. Ludwig van Beethoven ist an einem Freitag in Regensburg eingetroffen. Am Dienstag reiste er mit der Postkutsche weiter nach Wien. Diese ging damals immer am Dienstag. Beethoven verbrachte also vier Tage in der Stadt, das genannte Gasthaus "Im Goldenen Spiegel" lag in der Spiegelgasse Nummer 4. Einen weiteren Besuch stattete er Regensburg bei der Rückreise nach Bonn ab: Hier ist die Abreise nach München am 24. April 1787 belegt: "Zum Weyh St. Peter-Thor hinaus: Per Münchner Postwagen, um 11 Uhr, Vormittags, Hr. Bethhoffen."
Der damals gerade 16-jährige Beethoven muss in den letzten Tagen des Jahres 1786 in Bonn abgereist sein, um am 5. Januar 1787 in Regensburg einzutreffen, es waren immerhin 31 1/2 Posten und 126 Poststunden zurückzulegen. Finanziert wurde seine Reise vom Kurfürst in Bonn. Was hat Beethoven auf seinen kurzen Besuchen in der Oberpfalz "mitgenommen"? Das sind musikalische Ereignisse und persönliche Kontakte, die seine künstlerische Entwicklung beeinflusst haben. Nahe liegend ist die Kirchenmusik im Dom, in der Alten Kapelle und in St. Emmeram, alle nur ein paar Schritte entfernt von der Spiegelgasse. Die Länge des zweiten Besuch Beethovens in der Oberpfalz endet am 24. April 1787, sie könnte frühestens am 3. April begonnen haben.
Donau-Netzwerke
Auf den langen Fahrten und abends in den Gasthäusern war Zeit für Gespräche. Beethoven hatte Kontakte zu Mitgliedern der hochstehenden Hofmusik-Kapellen der Oettingen-Wallerstein (Hofrat Freiherr von Schaden) und Thurn und Taxis (Signor Durelli, Sänger des "ernsten Fachs" an der Oper) geknüpft. Er lernte Musik der regionalen Komponisten kennen: Darunter war Joseph Reicha (1752-1795). Er war Cellist und kam 1770 von Böhmen nach Regensburg, ging 1774 nach Wallerstein und schließlich 1785 an den kurfürstlichen Hof in Bonn. Sein Neffe Anton, gleichaltrig mit Beethoven, war mit diesem befreundet.
Porträt Dieter Haberl
Die Forschungen von Dieter Haberl über Ludwig van Beethoven und Regensburg gehen zurück auf das Jahr 2006. Sie schlossen eine Lücke in Beethovens Biographie: Durch ihn ist belegt, dass dieser zu Beginn des Jahres 1787 zehn Wochen in Wien verbrachte, dabei traf er sich auch mit Mozart. Dieter Haberl wurde 1965 in Weiden geboren und wuchs in Eschenbach auf. Er besuchte das Max-Reger-Gymnasium Amberg mit Leistungskurs Musik (Violine).
Nach dem Abitur studierte er Lehramt für Gymnasien an der Hochschule für Musik und Theater München sowie Musikwissenschaft an der LMU München und der Paris-Lodron-Universität Salzburg. Er promovierte 1996, anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Proskeschen Musikabteilung der Bischöflichen Zentralbibliothek Regensburg, am Beethoven-Haus Bonn und am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg. Hinzu traten Lehraufträge an der Universität und der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik (HfKM) Regensburg, seit 2019 ist er dort hauptamtlicher Dozent für musikwissenschaftliche Fächer und Leiter der Musikbibliothek der HfKM.
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