Amberg
22.04.2020 - 16:27 Uhr

Pianist Herbert Schuch: Lebendige Erinnerung an die Amberger Zeit

Ein Beethoven-Sonaten-Zyklus ohne Finale? So will Pianist Herbert Schuch nicht stehen lassen, was er im Januar 2019 begonnen hat. Weil aber ein Konzert vor Publikum im Stadttheater Amberg nicht möglich ist, springt nun OTV in die Bresche.

Pianist Herbert Schuch spielt seinen letzten Beethoven-Sonaten-Abend vor OTV-Kameras. Bild: Felix Broede
Pianist Herbert Schuch spielt seinen letzten Beethoven-Sonaten-Abend vor OTV-Kameras.

Für die Aufzeichnung der letzten drei von insgesamt 32 Sonaten aus dem „Neuen Testament der Pianisten“ reist Herbert Schuch eigens aus Köln an. Der Sendetermin am Samstag, 25. April, um 20 Uhr auf OTV liegt dann sogar noch einen Tag vor dem ursprünglich geplanten Konzertabend. Warum es für den Klaviervirtuosen eine musikalische Premiere sein wird und wie er zu solchen „Konserven“ steht, verrät er im Interview:

ONETZ: Herr Schuch, wie bitter ist es, ausgerechnet das achte und letzte Konzert des Beethoven-Sonaten-Zyklus nun nicht mehr live vor Publikum spielen zu können?

Herbert Schuch: Das ist natürlich sehr, sehr schade. Ausgerechnet die letzten drei Sonaten sind eine unglaubliche, intensive Erfahrung für das Publikum, und sicher auch für mich. Ich habe zwar diese drei „Testamente“ immer wieder in Konzerten gespielt, aber tatsächlich nie alle drei an einem Abend. Das wäre also auch für mich eine Art von Premiere geworden.

ONETZ: Ist die TV-Aufzeichnung für Sie ein akzeptabler Ersatz?

Herbert Schuch: Es ist eine Idee, die natürlich nicht mit einem Live-Erlebnis verglichen werden kann. Auf der anderen Seite hat man dann ein bleibendes Dokument dieses so intensiven Zyklus´ in Amberg. Ich bin mir sicher, dass ich irgendwann in ferner Zukunft diesen Mitschnitt hören werde und mich so ganz lebendig und unmittelbar an meine Amberger Zeit erinnern werde. Das ist ja das schöne an diesen „Konserven“: Sie konservieren eben doch einen ganz erheblichen Teil unseres Selbst und wir Musiker haben so die Möglichkeit, zurück in die Zeit zu reisen und unser früheres „Ich“ wahrzunehmen. 

ONETZ: Wie sieht es sonst mit Ihren Terminplanungen aus? Können Sie zumindest einige der Konzerte verlegen oder ist das durch den langen Vorlauf im Kulturbetrieb gar nicht möglich?

Herbert Schuch: Da fahre ich tatsächlich "auf Sicht“, wie auch die Politik. Gerade ist es ja noch nicht klar, ab wann der Spielbetrieb wieder anlaufen wird. Man lebt von Tag zu Tag mit den Nachrichten, das ist auf lange Sicht dann doch sehr ernüchternd. Denn eine klare Perspektive fehlt. 

ONETZ: Wie werden Sie mit den wirtschaftlichen Einbußen fertig?

Herbert Schuch: Das hängt ganz damit zusammen, wie lange diese Situation weiterbesteht. Momentan geht es noch, aber ehrlich gesagt mache ich mir um die Kultur als Ganzes und in der weiteren Zukunft mehr Sorgen. Gerade die Kleinteiligkeit im Kulturbetrieb in Deutschland ist ja ein ganz großes Plus. Was passiert, wenn viele kleinere Reihen sich nicht halten können? Ich befürchte da eine Verarmung der ganzen Kulturszene, da muss die Politik wirklich dahinter sein.

ONETZ: Derweil lassen Sie mit einem athletisch-musikalischen Kunststückchen auf Facebook Pianisten und Yogis gleichermaßen erblassen. Ist Humor das einzige, was hilft, wenn nichts weiter bleibt als Üben, Üben, Üben?

Herbert Schuch: Humor finde ich immer gut. Vielleicht nicht bei den drei letzten Beethoven-Sonaten, aber es hilft, sich selbst nicht zu ernst und zu wichtig zu nehmen.

ONETZ: Wie sieht Ihr häuslicher Isolationsalltag darüber hinaus momentan so aus?

Herbert Schuch: Ich glaube, so oft spazieren gegangen bin ich noch nie! Wir sind ja sehr glücklich, in dieser schrecklichen Zeit das schönste zu haben, was man sich vorstellen kann: Ein kleines Baby, dessen Entwicklung Tag für Tag erlebbar wird. Das ist ein ganz großes Geschenk für mich und meine Frau, das ich nicht missen möchte. 

Aschach bei Freudenberg21.04.2020

ONETZ: Und wird es in absehbarer Zeit ein Wiedersehen im Amberger Stadttheater geben?

Herbert Schuch: Ich glaube ja!  Herr Dr. Kern (Kulturreferent der Stadt Amberg, Anmerk. d. Red.) hat schon die Diabelli-Variationen von Beethoven in meinem Zyklus vermisst- das wäre ein wunderbares „opus summum“ von Beethoven, und ich bin zuversichtlich, dass es da bald eine weitere Begegnung Schuch-Amberg-Beethoven geben wird!

Wunsiedel21.04.2020
Info:

Zum Konzert

Im achten und abschließenden Teil des Beethoven-Sonaten-Zyklus stehen die Sonaten Nr. 30 E-Dur op. 109, Nr. 31 As-Dur op. 110 und Nr. 32 c-moll op. 111 auf dem Programm. Die Aufzeichnung mit Herbert Schuch aus dem Stadttheater ist am Samstag, 25. April, um 20 Uhr auf OTV zu sehen.

 
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