Coronavirus in Norditalien: Experte empfiehlt auf Après-Ski zu verzichten

Regensburg
24.02.2020 - 17:50 Uhr

Ein Experte aus Regensburg äußert sich zu den Coronavirus-Fällen in Norditalien. Der Infektiologe Bernd Salzberger von der Uniklinik Regensburg empfiehlt simple Hygienemaßnahmen als Vorsorge.

Auch im Urlaubsziel Venedig ist die Sorge vor dem Virus groß

Es sind drastische Maßnahmen: In Norditalien sind Städte abgeriegelt, nachdem die Zahl der Coronavirus-Infizierten dort auf über 150 gestiegen ist und es mehrere Todesfälle gab. Ein Regensburger Experte ordnet die neuen Entwicklungen ein. Professor Bernd Salzberger leitet seit über 18 Jahren die Infektiologie am Uniklinikum und ist seit kurzem Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie.

Professor Bernd Salzberger, Infektiologe an der Uniklinik Regensburg.

Keine Gefahr auf der Piste

Was rät Salzberger Deutschen, die in den Faschingsferien Urlaub in Italien machen wollen? "Norditalien ist eine große Region. Südtirol ist zum Beispiel relativ weit weg von der betroffenen Region südlich von Mailand", sagt der Mediziner. "Im Skiurlaub auf der Piste an der frischen Luft ist sicher kein Infektionsrisiko vorhanden. Volle Orte für den Après-Ski würde ich meiden."

In der Nacht auf Montag war zwischenzeitlich der Bahnverkehr von Italien nach Österreich gestoppt worden, weil es den Verdacht gab, dass zwei Frauen mit dem Coronavirus infiziert sind, was sich nicht bestätigte. Für Salzberger war die Vorsichtsmaßnahme trotzdem richtig. "Da muss man den Schaden und den Nutzen richtig abschätzen." Der potenzielle Nutzen sei die Vermeidung der Verbreitung des Virus gewesen, der Schaden ein Zwangsaufenthalt von einigen Stunden für die Reisenden im Zug. "Ich glaube, dass man in solchen Situationen Geduld zeigen sollte."

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Weiden in der Oberpfalz24.02.2020

Die Gefahr einer Infektion mit dem Coronavirus in Deutschland schätzt der Experte derzeit als sehr gering ein. "Und auch das Risiko, einen Menschen zu treffen, der aus einem Risikogebiet kommt, ist sehr gering." Gegenwärtig gebe es keine Hinweise auf eine anhaltende Viruszirkulation in Deutschland, stellt auch das Robert-Koch-Institut, das führende Bundesinstitut für Infektionskrankheiten, auf seiner Internetseite fest.

Abstand hilft

Falls es doch zu einem großen Ausbruch mit dem neuen Coronavirus käme, würde das zu einer hohen Belastung für das Gesundheitssystem in Deutschland und auch zu Todesfällen führen, macht Salzberger deutlich. Der beste Schutz vor allen Erkältungskrankheiten sei es, Abstand von Menschen zu halten, die husten oder niesen. Außerdem rät Salzberger zu einer simplen Hygienemaßnahme: Man sollte sich häufig die Hände waschen.

Für einen Patienten sei es nicht leicht zu erkennen, ob er am Coronavirus erkrankt ist oder ob er eine übliche Erkältung oder Grippe hat. "Die Symptome sind sehr ähnlich, vor allem bei den häufigeren leicht verlaufenden Infektionen", sagt Salzberger. "Falls Atemnot auftritt, muss an eine Lungenentzündung gedacht werden - wie übrigens auch bei der Grippe - und es sollte ein Arzt aufgesucht werden."

Als Symptome, die das Coronavirus auslöst, listet das Robert-Koch-Institut (RKI) Husten, Schnupfen, Halskratzen und Fieber auf. Einige Betroffene würden auch an Durchfall leiden. Bei einem Teil der Patienten scheine das Virus mit einem schwereren Verlauf einherzugehen und zu Atemproblemen und Lungenentzündung zu führen. Todesfälle traten dem RKI zufolge bisher vor allem bei Patienten auf, die älter waren oder die zuvor an chronischen Grunderkrankungen litten.

Meist leichte Symptome

Den Anteil der Todesfälle beziffert das Institut auf etwa zwei Prozent. Bei den in Deutschland bekannt gewordenen Fällen seien bisher meist nur Erkältungssymptome im Vordergrund gestanden. Auch wenn aktuell mit Hochdruck geforscht wird: Eine spezifische Therapie oder einen Impfstoff gegen das neuartige Virus gebe es bislang nicht.

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Oberpfalz30.01.2020

Infektiologe Salzberger weist darauf hin, dass in China die Zahl der Menschen, bei denen eine Coronavirus-Infektion festgestellt wird, mittlerweile von Tag zu Tag fällt. Die Gesamtzahl der Todesfälle werde aber so lange steigen, wie die Epidemie andauert.

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