Von Simon Stadler
Die ersten Erdkabel für die Gleichstromtrasse Süd-Ost-Link sind in der Oberpfalz angekommen: Vergangene Woche erreichte ein Schiff mit zehn Kabeltrommeln den Bayernhafen in Regensburg, am Mittwoch legte nun das zweite Schiff an.
„Der Süd-Ost-Link wird greifbar, er nimmt konkrete Formen an“, sagt Thorsten Dietz, der bei Tennet die großen Gleichstromprojekte verantwortet. Von einem „bedeutenden Meilenstein bei der Realisierung“ der Gleichstromleitung spricht Tim Meyerjürgens, der bei Tennet das operative Geschäft führt.
Die Trommeln – Durchmesser: 4,2 Meter, Länge: 10,5 Meter – wiegen bis zu 80 Tonnen. Bis zu 1,75 Kilometer Kabel sind pro Trommel aufgerollt. In Regensburg entlädt sie ein eigens dafür angeschaffter beweglicher Raupenkran. Diese Maschine transportiert die Rollen zu einer angemieteten Lagerfläche, die ans Hafenbecken grenzt.
Gewicht von drei Eiffeltürmen
30 Schiffe werden in den nächsten Monaten nach und nach 300 Trommeln anliefern, die zusammen rund 24 000 Tonnen wiegen – was dem Gewicht von drei Eiffeltürmen entspricht. Der Netzbetreiber Tennet benötigt insgesamt 600 Kabeltrommeln für den bayerischen Teil des Süd-Ost-Links zwischen Hof und Landshut.
Baubeginn 2024
Herstellen lässt Tennet das Erdkabel in einem Werk in Gron, südlich von Paris. Von dort transportieren Schiffe die Trommeln auf verschiedenen Wasserstraßen bis nach Ostbayern. Starten wird der Bau der Stromtrasse erst 2024, trotzdem beschafft Tennet schon jetzt das nötige Material. „Wir parallelisieren das Projekt“, erklärt Dietz, „wir machen also nicht eines nach dem anderen, sondern möglichst viel parallel. Wir gehen hier ins Risiko, in Vorleistung. Sobald wir den Planfeststellungsbeschluss haben, können wir gleich am nächsten Tag beginnen.“
Ob es wirklich so kommt, hängt auch vom Widerstand gegen das Projekt an. Tatsächlich sind gegen einen Planfeststellungsbeschluss Klagen vor einem Verwaltungsgericht möglich. Und schon jetzt haben verschiedene Institutionen juristischen Widerstand angekündigt. Werden die Pläne wie von Tennet angestrebt umgesetzt, werden die kunststoffisolierten Kupferkabel zwischen Thüringen und Landshut mit einer Spannungsebene von 525 Kilovolt (kV) verlegt. "Der besonderer Vorteil ist ein minimierter Flächenverbrauch", heißt es in einer Pressemitteilung von Tennet.
Die 525-kV-Technologie ermögliche eine reduzierte Kabelmenge zur Übertragung der gleichen Leistung gegenüber beispielsweise 380 kV-Systemen. Dadurch sei der Bauaufwand bei der Installation des Systems geringer, unter anderem bei den Grabenbreiten. Ab 2027 soll die Leitung laut Tennet "Strom aus Windenergie vom Norden und Osten Deutschlands in den Süden" transportieren. Alleine in Bayern werden dafür auf rund 270 Kilometer strecke zwei Erdkabel verlegt.
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