Ob als Faust in Goethes Werk, als Ochse in einem Kinderstück oder als Polizist in der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY" – Johannes Aichinger aus Regensburg ist seit knapp zehn Jahren professioneller Schauspieler. Davor hat der heute 39-Jährige viele andere Jobs ausprobiert: Nach dem Abitur absolvierte er eine Ausbildung zum Buchhändler, studierte im Anschluss Nautik und war ein halbes Jahr lang an Bord eines Frachtschiffes unterwegs. "Meine Mama kommt aus Lübeck. Die Liebe zum Meer – da ist ein zweites Herz, das in mir schlägt", sagt er. Abgeschlossen hat er das Studium nicht – "Bauchgefühl", erklärt er. Stattdessen ging es für ihn zum Radio. "Ich war zwei Monate in Weiden und vier Monate in Regensburg." Nebenher hat er stets Theater gespielt. Nach seine Radiozeit arbeitete er in der Gastronomie und leitete sogar einen Coffee-Shop. "Ich bin ausgebildeter Barista. Wenn man mit mir zusammenarbeitet, kriegt man immer guten Kaffee", lacht er. Doch der Gedanke, als Schauspieler Fuß zu fassen, lies ihn niemals los und so entschloss sich Aichinger, 2009 an der Akademie für Darstellende Kunst Bayern in Regensburg zu studieren.
Angefangen hat seine Leidenschaft für das Theater aber schon im Kindergarten. "Meine erste Rolle war ein Hamster. Und später in der Grundschule kam der Klassiker hinzu – der Baum", lacht Aichinger. Mittlerweile zählt der Schauspielergroße Sprechrollen zu seinem Repertoire. Während und vor seinem Studium gastierte er an verschiedenen Theatern, beispielsweise am Theater Regensburg und am Theater Ingolstadt. Aber auch am Landestheater Oberpfalz war er als Schauspieler aktiv, unter anderem in den Stücken "Ox und Esel", "Die unendliche Geschichte", "Faust" und "The Rocky Horror Picture Show". Im Musical "Xanadu" stand Aichinger sogar singend auf der Bühne. Gesangsunterricht hatte er bei Markus Engelstädter, der auch schon Gast im Oberpfalz-Medien Podcaststudio war. "Die Vorbereitungen, die Proben, die Aufführungen waren einfach der größte Spaß", so Aichinger. Zu seinen liebsten Inszenierungen gehört bis heute "Der Tod und das Mädchen". Das Stück wurde 2006 bis 2007 am LTO aufgeführt.
Ein Mosaik aus vielen Erinnerungen
Hin und wieder gibt es für Aichinger Inszenierungen, die weniger Spaß machen und so nimmt er auch Rollen an, die ihn persönlich nicht ansprechen. "Am Ende ist es aber mein Job und wie in jedem Job muss auch ich Geld verdienen. Aber egal, welche Rolle ich spiele, ich entdecke immer etwas Positives darin. Es fügt sich alles zu einem großen Mosaik zusammen: Kleine Erinnerungen ergeben eine große", so Aichinger. Das Theater ist und bleibt für ihn aber ein wundervoller Arbeitsplatz. "Ich kann mich für einen Moment aus der realen Welt auskoppeln und eine neue Geschichte erleben. Und das motiviert mich jeden Tag, auf die Bühne zu treten", erklärt er.
"Kulturkiosk"- Folge 16 mit Johannes Aichinger
Peinliche Momente und Rituale
Requisiten gehen auf der Bühne plötzlich kaputt, die Technik versagt, Text wird vergessen – Das sind Pannen, mit denen Schauspieler immer rechnen müssen. "Ohne Improvisation läuft nichts", sagt er. "Einmal stand ich mit offenen Hosenstall auf der Bühne. Jetzt prüfe ich jedes Mal, bevor ich auf die Bühne gehe, ob der Reißverschluss auch wirklich oben ist", lacht er. Vor einer Aufführung hilft auch Musik hören, um ruhig zu bleiben. Materielle Glücksbringer hat Aichinger nur selten dabei.
Film und Fernsehen – die Rettung in der Pandemie
Während der Pandemie haben für Aichinger Film und Fernsehen einen besonderen Stellenwert bekommen. "Das Feuer für das Theater war weg. Ich hatte keine Auftritte und das Geld wurde knapp. Also musste ein Plan B her." Dank Fortbildungen bekam er beispielsweise eine Rolle als Polizist in der ZDF-Serie "Aktenzeichen XY". Durch die aktuell immer noch geringe Auftragslage in Theatern plant Aichinger, weiter in Fernsehsendungen und Filmen mitzuspielen. "Ich komme sogar ins Kino. Der Rest ist noch geheim.", strahlt er.
Das Theater bleibt aber sein Steckenpferd. "Nach Faust wäre Mephisto natürlich interessant. Für Romeo und Julia wird es wohl nicht reichen. Romeo ist zu jung und ich viel zu alt", lacht er. Aktuell spielt er unter anderem den Grafen und Bösewicht "Rochefort" in "Die drei Musketiere" am Dehnberger Hoftheater in Lauf an der Pegnitz. Zu sehen gibt es das Stück noch am vierten, fünften und sechsten August.
Zur Person: Johannes Aichinger
- Steckbrief: 39 Jahre alt, aus Regensburg.
- Beruflicher Werdegang: abgeschlossene Ausbildung zum Buchhändler, "Nautik"-Studium, Tätigkeiten beim Radio und in der Gastronomie; seit 2013 professioneller Schauspieler.
- Theaterstücke: Faust, Xanadu, Der Tod und das Mädchen, The Rocky Horror Picture Show, Die unendliche Geschichte, Der kleine Horrorladen, Ox und Esel, Die drei Musketiere.
- Sonstiges: Gastrolle in der ZDF-Serie "Aktenzeichen XY – ungelöst".
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