Zufrieden zeigte sich Hans Schmidt am Dienstag beim Pressegespräch in Regensburg. „Die positive Entwicklung bei den neuen Ausbildungsverträgen zeigt, dass sich die Ausbildungssituation im Handwerk stabilisiert“, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. Schon 2020 habe die Corona-Pandemie auf das Handwerk weniger Auswirkungen gehabt als etwa auf die Industrie. Die Zahl der Ausbildungsverträge sei im Handwerk damals um sieben Prozent gesunken – im Bereich der Industrie- und Handelskammer um bis zu 16 Prozent.
Der Berufswahlprozess war in der Pandemie erschwert, da Ausbildungsmessen und Berufsberatungen wegfielen. „Insgesamt ist das Handwerk dennoch relativ gut durch die Krise gekommen“, sagte Schmidt. Gerade im Bau und im gewerblichen Bereich sei es gut gelaufen. Stark von Corona-Maßnahmen betroffen waren hingegen Friseure oder Caterer.
Kfz-Mechatroniker vorn
Wenig verändert hat sich bei den Top-Ten der beliebtesten Handwerksberufe in Ostbayern. Die Ausbildungsberufe, die 2021 am häufigsten gewählt wurden, sind: Kfz-Mechatroniker, Elektroniker, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Maurer, Schreiner, Büro-Kaufmann, Zimmerer, Land- und Baumaschinenmechatroniker, Metallbauer und Friseur. Von einer sehr guten Situation für Bewerber sprach Vize-Hauptgeschäftsführer Schmidt. Auch nach dem Start des neuen Ausbildungsjahres sei der Einstieg in einen Handwerksberuf möglich. 1151 Lehrstellen seien noch frei. Auf jeden unversorgten Bewerber kämen fast vier Stellen. „Die jungen Leute können sich ihren Berufswunsch und ihre Ausbildungsstelle aussuchen.“ Die Betriebe wiederum müssten sich anstrengen, um die Nachwuchskräfte für ihren Bereich zu begeistern.
Schmidt sieht mittlerweile eine Abkehr vom Akademisierungs-Trend. „Vor zehn Jahren meinte man, man kann nur als Akademiker glücklich werden.“ Mittlerweile sei die berufliche Bildung bei vielen Jugendlichen und ihren Eltern „wieder mehr in den Köpfen“. Viele Handwerksbetriebe könnten mit einem familiären Arbeitsumfeld punkten und damit, dass „man sieht, was man tut“. Auch bei der Bezahlung könne man in Führungspositionen mit Akademiker-Gehalten mithalten.
2020 brachten die neuen Lehrlinge im ostbayerischen Handwerk zu 51 Prozent einen Mittelschulabschluss mit, zu 36 Prozent die mittlere Reife und knapp 10 Prozent die Hochschulreife. Der Anteil der Absolventen von Gymnasium und Realschule steigt seit Jahren. Als Ziel gibt Schmidt für Azubi-Jahrgänge der Zukunft aus: 20 Prozent Absolventen vom Gymnasium und je 40 Prozent von Realschule und Mittelschule. Denn: Die Anforderungen in manchen Ausbildungsberufen würden deutlich steigen. Bei den Elektronikern kämen zum Beispiel die Themen regenerative Energien und Smart Living dazu.
Manche Schüler zögern
Knapp zwölf Prozent der ostbayerischen Azubis sind nicht-deutscher Staatsangehörigkeit. 810 Lehrlinge haben eine Fluchterfahrung hinter sich. Das Handwerk habe sie sehr offen aufgenommen, betonte Schmidt. Während der Corona-Pandemie habe es nicht mehr Ausbildungsabbrüche gegeben als sonst. In vielen Betrieben sei die Auftragslage trotz Krise gut gewesen, manche Jugendliche hätten vielleicht auch gezögert, eine sichere Stelle aufzugeben. Sorgen, dass die Schulschließungen der vergangenen Zeit große Lücken bei den angehenden Azubis hinterlassen hat, hat Schmidt nicht allzu sehr. Dennoch sei es sehr wichtig, die Schulen künftig offen zu lassen. „Die Schüler sind unsere Fachkräfte von morgen.“
Ausbildung in
- 2021 wurden im ostbayerischen Handwerk 4912 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, 2561 in Niederbayern und 2351 in der Oberpfalz.
- Das entspricht einem Zuwachs von 5,14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Niederbayern lag das Plus bei 4,19 Prozent, in der Oberpfalz bei 6,19 Prozent.
- Corona-bedingt war die Zahl der Ausbildungsverträge 2020 im Vergleich zu 2019 um etwa 7 Prozent zurückgegangen. In Niederbayern lag das Minus bei 9 Prozent, in der Oberpfalz bei 5 Prozent.
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