Wenn in ihrem Unternehmen das Internet weg wäre, sagt Tina Lambert, dann würde nicht mal mehr die Kaffeemaschine funktionieren. "Dann gibt's einen Aufstand in der Firma", sagt die Geschäftsführerin von Spangler Automation. Und auch die Kunden wären nicht erfreut – die sind zum Teil in systemrelevanten Bereichen tätig, etwa in der Trinkwasserversorgung oder Abwasserreinigung.
Das Familienunternehmen mit 150 Mitarbeitern und Sitz in Töging (Landkreis Neumarkt) ist "durchdigitalisiert", wie die Chefin sagt. Die Firma stellt Schaltanlagen her, die Industriemaschinen auf der ganzen Welt steuern. Die Servicetechniker warteten die Anlagen zum Teil von der Oberpfalz aus. "Das ist alles eine Riesenherausforderung", erklärt Lambert. Die Anlagen müssten sicher sein, überwacht werden. "Und dafür muss das Internet stabil und schnell sein."
Ländlicher Raum unterm Durchschnitt
Neben Lambert sitzt Johannes Helmberger, Geschäftsführer der Fr. Ant. Niedermayer GmbH, im Konferenzraum der Oberpfälzer VBW-Geschäftsstelle in Regensburg. Der Wirtschaftsverband hat zum Pressegespräch geladen, will auf das Thema digitale Infrastruktur in der Oberpfalz aufmerksam machen: Glasfaser, 5G. "Wir sind da schon gut", sagt Helmberger, der auch Vorstandsvorsitzender der VBW-Bezirksgruppe ist. "Wir wollen da aber noch besser werden." Vor allem, weil die benötigten Datenmengen in Zukunft ja weiter zunehmen werden. "Und irgendwann stoßen wir an Grenzen", sagt Lambert. Es gehe ja auch um die Mitarbeiter, die von daheim aus arbeiten – auch die bräuchten schnelles Internet.
Der bayerische Finanzminister Albert Füracker (CSU) ist via Teams dabei. Die Videoverbindung steht, wackelt nicht, das Bild bleibt scharf.
Laut einer aktuellen Verbandsstudie hatten im April 2024 knapp 65 Prozent der Haushalte in der Oberpfalz eine Gigabit-Verbindung, also einen Anschluss mit mindestens 1000 Mbit/s im Download. In städtischen Räumen liegt die Zahl bei 94 Prozent, im ländlichen Raum dagegen bei knapp 41 Prozent, für Oberpfälzer Unternehmen bei etwa 61 Prozent. Die Glasfaseranbindung bis zum Endkunden ist im Bezirk dagegen noch nicht so sehr verbreitet – bei Haushalten sind es 25 Prozent, bei den Unternehmen 26 Prozent, in Gewerbegebieten 40 Prozent.
"In Regensburg ist die Lage super", sagt Helmberger, im ländlichen Raum könne es aber besser sein. Die Situation in der nördlichen Oberpfalz sei gar nicht so schlecht, versichert Füracker. Der Freistaat verlagere ja gerade einige Behörden dorthin – unter anderem "Hightechbehörden". Das würde man ja nicht tun, wenn es dort kein schnelles Internet gäbe.
1500 Quadratkilometer ohne 5G
Überhaupt wird bei dem Thema zu viel schlechtgeredet, findet der Minister. "Wir haben den am besten versorgten ländlichen Raum in ganz Deutschland", sagt er. Bald würden im Freistaat knapp 80 Prozent aller Haushalte gigabitfähig sein. Bayern habe in den vergangenen zehn Jahren mehr als 2,4 Milliarden Euro in die digitale Infrastruktur investiert, davon über 450 Millionen Euro in die Oberpfalz – obwohl der Freistaat dafür gar nicht zuständig sei. Ein Problem liege eher auf der Seite der Verbraucher: Oft sei Glasfaser bereits verfügbar, werde aber von den Haushalten und Unternehmen gar nicht nachgefragt.
Ein anderes Thema, das die Wirtschaft umtreibt, ist der 5G-Mobilfunk. In der Oberpfalz seien 1500 Quadratkilometer immer noch nicht damit erschlossen. Das müsse sich ändern, findet Helmberger. Vor kurzem sei er in Indien gewesen, "mitten in der Pampa, wo es nicht mal richtige Straßen gab" – dafür aber 5G. Finanzminister Füracker kann dazu allerdings wenig sagen, das Thema sei Sache des Wirtschaftsministeriums.
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