Dass die Regensburger Domspatzen eine musikalisch hochwertige Ausbildung genießen, darf als allgemein bekannt angenommen werden. Dass diese gut ausgebildeten Sänger nach ihrer schulischen Laufbahn in zahlreichen hochkarätigen Vokalensembles vertreten sind, liegt auf der Hand, wird aber nicht selten vergessen. Oft bestehen solche Gesangsensembles sogar ausschließlich oder zum größten Teil aus ehemaligen Domspatzen. Bekannte Formation aus dem Klassik-, Jazz- und Pop-Bereich wie das „Spatzen-Quartett“ oder das Vokalensemble „Singer Pur“ sind hier ebenso zu nennen wie das renommierte Regensburger „Renner Ensemble“.
Musikalische Vielfalt und klangliche Perfektion waren die Ziele für Bernd Englbrecht, als er 1987 das „Renner Ensemble“ gründete, das nach dem Regensburger Domorganisten und Komponisten Josef Renner, welcher von 1868 bis 1934 lebte, benannt ist.
Prämierungen und Preise bei zahlreichen Wettbewerben und Festivals unterstreichen das hohe Niveau der Formation eindrucksvoll. Auf der Basis der soliden Ausbildung der Ensemblemitglieder hat Bernd Englbrecht damit einen perfekt aufeinander abgestimmten Klangkörper geformt, der seit 2011 von Hans Pritschet souverän geleitet wird. Konzertreisen führten den Chor nach Schweden, Frankreich, Italien, Österreich, Spanien, Lettland, Taiwan, Japan, Singapur, auf die Philippinen sowie nach Uruguay und Argentinien.
Nun hat das 21-köpfige „Renner-Ensemble“ eine CD veröffentlicht, auf der selten zu hörende Kompositionen zu vernehmen sind. Denn Männerchorwerke mit Klavierbegleitung von Franz Schubert bilden zumindest in Bezug auf den Bekanntheitsgrad eine Rarität im Schaffen des unter anderem für seine zahlreichen Liedkompositionen für Solo-Vokalisten mit Klavierbegleitung gefeierten Komponisten.Hinzugezogen wurden für dieses schlicht mit „Ständchen“ betitelte Projekt noch der Tenor Maximilian Schmitt, der Altus Franz Vitzthum und der Pianist Gerold Huber. Herausgekommen ist ein musikalisch hochwertiges CD-Album mit 14 eingespielten Chorliedern.
Schon beim ersten Lied „Ständchen“, das als Titelstück die CD einleitet, wird deutlich, dass Hans Pritschet bei diesen frühromantischen Kompositionen zurecht viel Wert auf Ausdrucksstärke und emotionale Umsetzung des Affektgehalts legt, ohne dies jedoch zu übertreiben. Geschlossen folgt ihm der Chor in den Dynamik-Spannungsbögen, während sich Vokalsolist Franz Vitzthum mit sauber intonierter Alt-Stimme und schöner Textartikulation kommunikativ in das Geschehen einbringt. Gerold Huber verbindet hier durch die streng durchgezogene Motorik Vokalsolist und Chor auf eine bodenständige und doch einfühlsame Art.
Ein ebenfalls gut abgestimmtes Miteinander zwischen dem Solo-Tenor Maximillian Schmitt, dem Chor und dem Pianisten vernimmt man in Stücken wie „Nachthelle“, Mondenschein“ und „Die Allmacht“. Geballte Leidenschaft, packende Energie von Chor und Pianist, aber auch Gespür für zeitweiliges Innehalten beeindrucken in „Widerspruch“. Große emotionale Rührung und Tiefe, aber auch dazu lebendig kontrastierende Forte-Passagen prägen die Interpretation des ursprünglichen Fragments „Gesang der Geister über den Wassern“, welches von Hans Pritschet mit filigranem Gespür für Schuberts Kompositionsstil vollendet wurde und welches unter anderem in der Schlusspassage „Schicksal des Menschen, wie gleichst du dem Wind“ durch ein berührendes Decrescendo allmählich im kaum mehr hörbaren Pianissimo verschwindet. Die nicht nur für eingefleischte Schubert-Fans empfehlenswerte CD ist auf verschiedenen Internet-Plattformen und im Fachhandel erhältlich.
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