Leise dreht der Sion auf dem Parkplatz der Continental-Arena seine Runden. Technikfreaks, Idealisten, ältere Ehepaare, ein paar Studenten: Die Gruppe der Leute, die das Solarauto ausprobieren wollen, ist bunt gemischt. "Das ist immer so", sagte Alexa Rauscher, die für das Münchner Start-up-Unternehmen Sono Motors an diesem Tag die Presse betreut. Regensburg ist der Schlusspunkt einer sechswöchigen Probefahrt-Tour durch Deutschland. Vorher ging es durch Frankreich, die Niederlande, Österreich, die Schweiz und Italien.
"Überall ist das Interesse groß, in Deutschland aber schon am größten, da uns viele schon kennen." Rauscher hat in den letzten Wochen viel mit potenziellen Kunden geredet, aber man nimmt ihr ab, dass die Begeisterung für das Solarauto nicht ein rein beruflich-professionelles ist. "Wir wollen wirklich etwas verändern, Nachhaltigkeit ist uns ganz wichtig." Wir, das sind die rund 60 Mitarbeiter von Sono Motors. Sie arbeiten an etwas, das große Autokonzerne noch nicht geschafft haben: der Verwirklichung des "ersten serienmäßigen Elektroautos, das seine Batterie durch die Sonne lädt".
Die Entstehungsgeschichte klingt nach einem Bilderbuch-Start-up: Zwei Münchener Abiturienten bauten vor sechs Jahren in der heimischen Garage einen Verbrenner in ein E-Auto um. Die Idee entstand, dazu auch Solarzellen aufs Dach zu installieren.
Kein Geld verdient
Eine Crowdfunding-Kampagne übertraf alle Erwartungen: Statt der angepeilten 250 000 Euro kamen 850 000 Euro zusammen. Das überzeugte drei große Investoren, die mit einstiegen. Deren Geld ist noch immer wichtig, denn verdient hat Sono Motors bisher noch keinen Cent. Ende 2019 sollen die ersten Autos ausgeliefert werden, derzeit kann man sich per Anzahlung ein Fahrzeug reservieren. 5000 Kaufinteressenten haben das bereits getan. Auch in den sozialen Netzwerken und auf Youtube ist der Hype um das Auto groß. "Das war nicht so geplant, ist aber natürlich toll", sagte Rauscher. Und es spielt den Machern in die Hände, deren Ziel es war, künftige Käufer so früh wie möglich miteinzubeziehen. So durften alle, die bereits eine Anzahlung geleistet oder anderweitig in das Unternehmen investiert haben, über die Farbe des Solarautos abstimmen. Das Ergebnis: Der Sion wird schwarz.
Nix für Individualisten
Individualisierungsmöglichkeiten gibt es bewusst nicht. Weder bei Farben, Stoffen, Innen- oder Außenausstattung hat der Käufer eine Wahl. "Das macht die Herstellung viel günstiger", erklärte Rauscher. "Wir wollen, dass sich die Leute das Auto leisten können." Für 16 000 Euro soll der Sion, der maximal 140 Kilometer pro Stunde fährt, auf den Markt kommen. Dazu kommt die etwa 4000 Euro teure Batterie, die auch per Rate abbezahlt werden kann.
Aktuell gibt es zwei Prototypen, die für die Probefahrten genutzt werden. Anfang 2019 soll eine Vorserie für Straßen- und Crashtests an den Start gehen. Wenn alles gut geht, soll das Familienauto mit fünf Sitzen und fünf Türen Mitte 2019 die Zulassung für den Straßenverkehr bekommen. Die Autoteile wurden teils selbst entwickelt, teils von Zuliefererfirmen zugekauft. Gefertigt werden soll der Sion künftig von einem europäischen Auftragsfertiger, den Namen hält Sono Motors noch geheim.
Der Sion ist bewusst schlicht gehalten, um den Preis nicht in die Höhe zu treiben. Ganz auf Annehmlichkeiten muss der Fahrer aber nicht verzichten. Ein Infotainmentsystem mit einem Zehn-Zoll-Display, eine Klimaanlage und eine Sitzheizung gehören zur Ausstattung. Extravagant ist das beleuchtete Moos, das in das Armaturenbrett integriert ist: Es soll bis zu 20 Prozent des Feinstaubs aus der Luft filtern.
Der größte Hingucker sind die Solarzellen auf beiden Seiten, dem Dach, dem Heck und der Motorhaube. Durch sie kann der Sion bis zu 30 Kilometer am Tag nur durch Sonnenenergie zurücklegen. Die Reichweite bei vollgeladener Batterie liegt bei 250 Kilometer. Reizvoll ist das Auto auch für Solaranlagenbesitzer: Sie können die Batterie des Sion als Stromspeicher nutzen. Durch die Technologie des bidirektionalen Ladens kann das Solarauto nicht nur selbst Energie generieren, sondern sie auch wieder abgeben. Mit einem Haushaltsstecker können gängige elektronischen Geräte vom Sion angetrieben werden, erklärte Rauscher. Das eröffne ganz neue Möglichkeiten. "Nicht wenige wollen ihn mit in den Wald zum Holzspalten nehmen, weil sie Strom abzapfen können."














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