Regensburg
09.01.2023 - 09:35 Uhr

Verurteilter Mörder flüchtet durch Fenster: Das sagt der Anwalt

Die Polizei sucht weiter mit einem Großaufgebot nach dem Flüchtigen verurteilten Mörder, der in Regensburg aus einem Fenster geflohen ist. Gegenüber Focus Online hat sich nun erstmals dessen Anwalt geäußert, der mit im Raum war.

Ein verurteilter Mörder ist am Donnerstag in Regensburg aus dem Fenster des Amtsgerichts geflohen. Die Polizei sucht seitdem mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften nach dem Mann. Bislang ohne Erfolg. Als Einziger während der Flucht des Mannes mit im Raum war sein Rechtsanwalt Moritz Schmitt-Fricke. Der hat sich nun erstmals dazu geäußert, was im Anwaltszimmer des Gerichtsgebäudes genau passiert ist.

So bestätigte Schmitt-Fricke dem Focus online, sein Mandant sei aus dem Gerichtssaal im zweiten Stock in das Anwaltszimmer im erhöhten Erdgeschoss geführt worden. Dabei habe er weder Hand- noch Fußfesseln getragen. Das Anwaltszimmer bietet Mandant und Verteidiger die Möglichkeit, sich ungestört beraten zu können. Da bei solchen Gesprächen keine Justizvollzugsbeamten dabei sein dürfen, müssen diese vor der Tür warten.

Das sei so auch in Regensburg geplant gewesen. Bevor der Flüchtige und sein Anwalt aber den Raum betreten durften, habe ein Wachmann diesen überprüft, heißt es im Focus-Bericht weiter. Laut Schmitt-Fricke habe der Mann dabei gemerkt, dass sich das Fenster leicht öffnen ließe. Er sei aus dem Gebäude gegangen, um sich vor das Fenster zu stellen.

Doch hätten - berichtet der Anwalt gegen über Focus weiter - Schmitt-Fricke und sein Mandant genau in diesem Moment das Anwaltszimmer betreten dürfen. Der eine Polizeibeamte sei noch auf dem Weg nach draußen gewesen, der andere vor der Zimmertür. Ein Blick von außen in den Raum sei unmöglich gewesen. Die Tür besteht aus Milchglas.

Dann sei es schnell gegangen. Sein Mandant habe den Moment genutzt, wortlos das Fenster aufgerissen und sei rausgestiegen. „Auf einmal waren nur noch die Schuhsohlen des Angeklagten zu sehen“, zitiert Focus Moritz Schmitt-Fricke. Der Strafverteidiger aus Mainz ist übrigens nicht zum ersten Mal in den Medien. Er verteidigte erst dieses Jahr den suspendierten Bundeswehroffizier Franco A. vor Gericht.

Schmitt-Fricke sei dann durch die Tür auf den Gang gestürmt und habe den Wachmann informiert. Der sei dem Flüchtigen durch das Fenster hinterher gesprungen, habe ihn aber nicht mehr erwischt.

Schmitt-Fricke übt im Focus-Bericht auch Kritik an den Gegebenheiten in Regensburg: "Am Amtsgericht Regensburg ist die Besprechungsmöglichkeit mit Mandanten in zweierlei Hinsicht schlecht gelöst: einmal die fehlende Einsichtsmöglichkeit für das Wachpersonal wegen der Milchglasscheibe, andererseits die unverschlossenen Fenster.“

Der Flüchtige war 2013 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der mittlerweile 40-jährige Algerier hatte 2011 mit seinem jüngeren Bruder in Nürnberg einen Kiosk überfallen und dessen Besitzerin getötet. In Regensburg stand er nun wegen einer tätlichen Auseinandersetzung mit Justizvollzugsbeamten in der JVA Straubing vor Gericht. Seit seinem Fenstersprung sucht die Polizei mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften nach dem Mann. Mittlerweile seien laut einem Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz 151 Hinweise aus der Bevölkerung zu dem Flüchtigen eingegangen, bislang habe aber keiner zum Aufenthaltsort des Mannes geführt.

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