Vohenstrauß
09.07.2018 - 17:21 Uhr

Liebesgeschichte leidet unter Slapstick

"Harold und Maude" als Inszenierung beim Landestheater. Wer den Kultfilm kennt und liebt, denkt unweigerlich: Das kann nur ein Reinfall werden. Aber so kann man sich irren.

Wo soll das alles enden? Diese Fragen stellen sich Maude (Veronika Ostermeier, links )und Pater Finnegan (Reinhard Kausler) bei dem Stück „Harold und Maude“. Die LTO-Aufführung unter der Regie von Doris Hofmann hatte am Freitag in Vohenstrauß Premiere. prlto
Wo soll das alles enden? Diese Fragen stellen sich Maude (Veronika Ostermeier, links )und Pater Finnegan (Reinhard Kausler) bei dem Stück „Harold und Maude“. Die LTO-Aufführung unter der Regie von Doris Hofmann hatte am Freitag in Vohenstrauß Premiere.

Das Landestheater Oberpfalz (LTO) macht mit seiner Inszenierung unter der Regie von Doris Hofmann, die am Freitag in der Friedrichsburg Premiere hatte, nur einen Kardinalfehler: Es macht aus dem Stück eine Slapstick-Komödie, was der Geschichte von Colin Higgins nicht gerecht wird. Das hat zwar zur Folge, dass die Zuschauer während eines Großteils der Aufführung Tränen lachen, aber es verzerrt die Botschaft des Films, die die beiden Hauptdarsteller Veronika Ostermeier (Maude) und Samuel Merold (Harold) beinahe verzweifelt in ein schenkel-klatschendes Publikum hineinzuspielen versuchen.

Lohmann ist Mrs. Chasen

Die Leistung der - überwiegend ungelernten - Darsteller ist überragend. Ostermeier und Merold werden nur noch übertroffen von Claudia Lohmann in der Rolle von Harolds Mutter, die neben Julian Struck in der Nebenrolle des Psychiaters als einzige eine Schauspielausbildung hat. Lohmann spielt die dominante Hüterin ihres Sohnes, die bar jedes Sinns für dessen Nöte ist, mit einer derart authentischen Nonchalance, man möchte nach der Aufführung "Mrs. Chasen" zu ihr sagen.

Veronika Ostermeier, eines der großen Laien-Talente des Landestheaters, zuletzt 2007 auf der Burg Leuchtenberg in der Hauptrolle des Stücks "Zeugin der Anklage" zu sehen, hat für "Harold und Maude" ihre elfjährige Bühnenpause beendet. Endlich. Denn sie hat das Spielen nicht verlernt. Da mag man die alte Ruth Gordon aus Hal Ashby's Original im Hinterkopf haben, Ostermeiers Maude ist eine eigenständige Version mit einem ganz eigenen Augenzwinkern.

Samuel Merold ist erst seit dem vergangenen Jahr beim Landestheater, auch er lässt schnell die Vorlage aus der US-Verfilmung vergessen. Das heißt nicht, dass Bud Cort nicht der geborene Harold bleibt, aber er schwebt nicht dauernd über dem Spiel Merolds. Und das ist die Kunst des jungen Mannes, der schon seit der Grundschule Laientheater spielt: einen eigenen Merold'schen Harold zu erschaffen.

Reinhard Kausler, der Stadtbühnen-Vorsitzende mit der Clowns-Ausbildung, kann in einer Szene sein ganzes komödiantisches Talent entfalten: Als er Harold gequält darzulegen versucht, wie gruselig es sei, wenn ein junger straffer Körper sich verbinde mit dem welken Fleisch und so weiter.


Die Liebesgeschichte leidet

Es fällt schwer, eine Inszenierung zu kritisieren, die so viele Zuschauer so lang und ausgiebig schallend lachen lässt. Trotzdem: Der Liebesgeschichte zwischen einem jungen Mann, der mittels makaberer Selbstmord-Inszenierungen um die Aufmerksamkeit seiner Mutter buhlt, und einer 79-jährigen lebensbejahenden Frau, die mit ihrem 80. Geburtstag ihr Leben beendet, weil danach nichts Gescheites mehr zu erwarten ist, diese Liebesgeschichte leidet unter dem Slapstick-Mantel, den diese Inszenierung ihr überwirft. Und nicht nur die Geschichte leidet darunter, auch das, was Maude Harold und den Zuschauern beizubringen versucht: "Himmel, warum liebt man auf der Welt so den Käfig?"

 
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