A 6, 10 Uhr. Der Fahrer des Flixbusses Nürnberg-Prag kann gar nicht so schnell schauen. Da hält ihm der Vertreter der tschechischen Gesundheitsbehörde schon das Stirnthermometer an die Schläfe. Piep. Unter 38 Grad. Reihe um Reihe gehen die "Corona-Kontrolleure" den Bus ab. Brav halten die Passagiere still. Der Bus bekommt das Zeichen zur Weiterfahrt. Fröhliches Winken.
Es geht auch anders. Seit einer Stunde sitzt ein Fernreisebus aus Zürich auf dem Parkplatz an der Autobahn fest. Bei vier deutschen Passagieren, die in Nürnberg zugestiegen sind, ist eine erhöhte Temperatur - über 38,5 Grad - gemessen worden. Vojtech Palencár, Kommandeur der Feuerwehr Rozvadov, hält die Kamerateams auf dem Laufenden: Die vier Deutschen hätten gesagt, sie hätten geschlafen und seien deshalb so warm. Der Bus bleibe jetzt erst einmal stehen.
Kontrollen an der deutsch-tschechischen Grenze gegen den Coronavirus
Apropos Kamerateams: Die Kontrollen haben ordentlich Show-Charakter. Tschechische Fernsehteams, Radio, Zeitungsfotografen haben sich postiert. Selten lassen sich Einsatzkräfte so bereitwillig ablichten. Pixeln? Braucht es heute nicht. Kein einziger Polizist, Zöllner oder Feuerwehrmann, der keinen Mundschutz trägt. Tschechien zählte bis Freitag nur 15 bestätigte Corona-Fälle, übers Wochenende hat sich die Zahl mehr als verdoppelt. Der Staat demonstriert: Wir schützen euch.
Im Volk kommt's an. Jiri Chesnovsky vom Restaurace Baileys in Rozvadov findet die Kontrollen gut. Auch wenn er sagt: "Keine Panik." Tschechien habe "so wenig Fälle". Dabei soll es bleiben.
Die deutsche Kundschaft an der Tankstelle in Rozvadov sieht das ein wenig anders. "Alles a bisserl übertrieben", meint Siegfried Maier aus Erlangen. Aber er sei natürlich kein Experte: "Den großen Durchblick müssen andere haben." Norbert Klier aus Sulzbach-Rosenberg gesteht den Tschechen die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen gern zu: "Vielleicht ist das ganz sinnvoll, ein bisschen strenger zu sein." Er hätte auch nichts dagegen, wenn etwa Fußballspiele abgesagt würden.
Die Tschechen machen am Montag durchaus Ernst. Vom Übergang Waidhaus-Rozvadov wird ein fiebriger Fahrer in die Uniklinik Pilsen gebracht, informiert Vojtech Palencár im "Ceska televize". Ähnliche Meldungen kommen aus Südböhmen und von der Grenze zu Österreich. Dort landet ein Lkw-Fahrer aus der Lombardei im Sanka.
Palencár ist auch so ehrlich, auf irreführende Messergebnisse hinzuweisen. Es habe sich herausgestellt, dass das Schläfenthermometer nicht immer auf Anhieb korrekt funktioniere. So geschehen am Übergang Pomezí, wo ein Mann erst nach der zweiten Messung grünes Licht bekommt. Eine zweite Chance gibt es auch für den wartenden Bus aus Prag. Die vier Deutschen sind "abgekühlt". Allgemeines Aufatmen. Und ein schnelles "Ahoj!".
"Noch 14 Tage"
Die Maßnahmen werden voraussichtlich 14 Tage dauern, so Pavel Musil, Feuerwehr Pilsen im tschechischen Radio „Irozhlas“. Kontrollen finden an folgenden Grenzübergängen statt: Waidhaus, Furth im Wald, Markt Eisenstein, Philippsreut und Schirnding.
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