Früher Erbfeinde, heute ziemlich beste Freunde: Die Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich war nicht immer gut. Seit der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags 1963 in Paris haben sich auf kommunaler Ebene Freunde gefunden: Weiden und Issy-les-Moulineaux etwa oder Schwandorf und Libourne. Wir haben bei den Oberbürgermeistern und ihren französischen Kollegen nachgefragt, was die Erneuerung des Freundschaftsvertrages an diesem Dienstag in Aachen bedeutet.
"Der Elysée-Vertrag jährt sich zum 56. Mal. Es ist nur verständlich, wenn man Ziele bekräftigt und wichtige neue Themenfelder beschreibt", teilt Weidens OB Kurt Seggewiß mit. "Richtig finde ich, auf bilateralem Weg weiter die Zusammenarbeit zu intensivieren." Die gemeinsame Sicherheits-, Währungs- oder Energiepolitik würden in die richtige Richtung zeigen. "Frankreich und Deutschland müssen sich aber weitere Verbündete suchen, die die gleichen oder ähnlichen Wertvorstellungen von einem Miteinander in Europa haben", mahnt Seggewiß. Die wachsende Skepsis an Europa oder der drohende Brexit zwinge die beiden Partner, Initiativen zu unternehmen, um die Haltung der Leute umzukehren, ergänzt Alain Lévy. "Umso mehr, da die Europa-Wahl im Mai sich als Katastrophe ankündigt", sagt Lévy, Bürgermeister für Internationale Beziehungen in Weidens Partnerstadt Issy-les-Moulineaux. "Gerade in diesen Zeiten ist die Neuauflage des Elysée-Vertrages ein wichtiges pro-europäisches Signal. Der Vertrag gibt ein gemeinsames Miteinander in Europa, jenseits von Populismus und Nationalismus, vor", stimmt Andreas Feller zu. Er ist Oberbürgermeister von Schwandorf.
Der Vertrag stärke die bereits engen Verbindungen zwischen beiden Ländern, besonders in den Bereichen Wirtschaft, Außenpolitik, Sicherheit, Bildung, Kultur, Forschung, Technologie, Umwelt und Nachhaltigkeit, zählt Lévy auf. "Wetten wir, dass man dieser Unterschrift die gewünschte Würde zurück gibt und dass sie nicht nur in den beiden Ländern, sondern in der ganzen Europäischen Union als Zeichen der Hoffnung aufgenommen wird."
Für Feller sind die wichtigen Punkte im Aachener Vertrag die Stärkung eines gemeinsamen Wirtschaftsraumes und die enge Kooperation in der Bildungspolitik. Seit fast 54 Jahren ist Schwandorf mit Libourne verbandelt. "Gegenseitige Besuche und das Interesse an der Kultur des jeweils anderen stärken den Zusammenhalt und das Verständnis füreinander", sagt Schwandorfs OB. "Für den Fortbestand einer freundschaftlichen und friedlichen Zukunft beider Länder ist es wichtig, dass mehr ... Schüler die Sprache des anderen Landes sprechen. Nur noch knapp 15 Prozent der französischen Schüler lernen Deutsch. Auch in Deutschland sinkt die Zahl der Französisch-Lernenden", bedauert Feller. Sein Pendant, der Bürgermeister von Libourne Philippe Buisson, hat auf die Presseanfrage nicht reagiert.
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