Weiden in der Oberpfalz
06.06.2018 - 17:06 Uhr

Bernd Posselts Lösung lautet Europa

Bernd Posselt ist Bayer, Sudentendeutscher und vor allem glühender Europäer. Als solcher sagt der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe auch seinen Parteifreunden die Meinung.

Der Vorsitzende der Sudetendeutschen, Bernd Posselt, wirbt für die europäische Einigung. Gabi Schönberger
Der Vorsitzende der Sudetendeutschen, Bernd Posselt, wirbt für die europäische Einigung.

In der Familie von Bernd Posselt gibt es ein Leitmotto, das der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, sein Bruder und seine Schwester beherzigt haben - bis zum heutigen Tag. "Kämpft für Europa, helft den Nationalismus zu überwinden", lassen sich die Lehren zusammenfassen, die in der Familie aus dem Zweiten Weltkrieg gezogen wurden. Gerade wegen des eigenen Erlebens. Der Vater Posselts stammt aus dem Iser-Gebirge in Nordböhmen, die Mutter aus der Steiermark.

"Der Nationalismus hat unsere Familie zerstört, der eigene und der der anderen", beschreibt Posselt die Haltung in der Familie. Revanchismus habe es daheim nie gegeben. Gleichwohl sei die nordböhmische Heimat nie vergessen worden, die "Wurzelheimat", wie Posselt sagt. Sie sei das besondere, das Bayern mit sudetendeutschen Wurzeln ausmacht.

Werben für europäische Einigung

Daher kann es auch nicht überraschen, dass der 62-Jährige seit Jahrzehnten leidenschaftlich für die europäische Einigung und die Aussöhnung zwischen Sudetendeutschen und Tschechen kämpft. Letzteres ist inzwischen so weit gediehen, dass er Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft die Hoffnung auf einen Sudetendeutschen Tag in Tschechien äußert - irgendwann zwischen 2020 und 2024. Posselt setzt darauf, dass sich eine Stadt im Nachbarland findet. Inzwischen seien rund ein Zehntel der Besucher bei einem Sudetendeutschen Tag Tschechen, schätzt er. Ein Grund, weshalb das Treffen im nächsten Jahr erstmals in Regensburg stattfindet. In der Stadt, die im Jahr 1951 die Patenschaft für die Sudetendeutsche Volksgruppe übernommen hatte.

Posselt, der stolz darauf ist, dass er wohl der einzige CSU-Politiker ist, der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin mit einem Einreiseverbot belegt ist, will sich erneut um ein Mandat für das Europaparlament bewerben. Dort vertrat er zehn Jahre Bayern, von 1994 bis 2014. Obwohl er 2014 den Wiedereinzug verpasste, fährt er zu jeder Sitzungswoche des Parlaments nach Straßburg. Er müsse informiert bleiben. Mit Blick auf die europäische Einigung, sagt Posselt: "Zweifellos sehe ich die Gefahr eines neuen Nationalismus." Er warnt vor der Illusion derjenigen, die meinen, sie könnten im "nationalen Schrebergarten" in einer zunehmend gefährlichen Welt bestehen. Für Posselt ist dies nur in einem geeinten, starken Europa möglich.

Krise der Nationalstaaten

Der langjährige Europaparlamentarier will nicht von einer Krise der Europäischen Union sprechen. Er sieht eine Krise der Nationalstaaten. Der CSU-Politiker betont, dass das Europäisches Parlament und die Europäische Kommission bereits 1998 einen EU-Außengrenzenschutz und Quoten zur Flüchtlingsverteilung beschlossen hätten. Das wurde damals von einigen Staaten blockiert, darunter von Deutschland unter der Führung von Gerhard Schröder (SPD). Wie viele Europapolitiker ärgert sich Posselt, dass in der Flüchtlingsfrage und beim Thema EU-Außenschutz nun alle mit dem Finger auf Brüssel zeigen. Dabei säßen die wahren Verantwortlichen in den Hauptstädten.

Angesichts des regierenden "Duo Infernale" in Rom vertraut Posselt auf den Genius der Italiener. Sie würden diese Regierung schnell wieder abwählen. Er verweist darauf, dass Süddeutschland und Norditalien zusammen der stärkste Wirtschaftsraum in der EU seien.

Info:

Posselt für Manfred Weber als Spitzenkandidat

Sichere Außengrenzen, eine europäische Armee, drei Millionen neue Jobs und weniger Bürokratie: Die konservative EVP-Fraktion will bei ihrer seit Mittwoch laufenden Klausur in München ihre politischen Ziele für die kommenden Jahre festzurren. Die Führung hat seit fünf Jahren der niederbayerische Europaabgeordnete Manfred Weber (CSU). Für Bernd Posselt ist er der richtige Mann für die Spitzenkandidatur bei der Europawahl im Sommer 2019. Es sei an der Zeit, dass nach Walter Hallstein, dem ersten Präsidenten der EU-Kommission, wieder ein Deutscher das Amt bekleide. Weber, der seit fünf Jahren erfolgreich die 2019 Mitglieder zählende EVP-Fraktion aus 28 Nationen leitet, habe als Bayer beste Chancen. Zwar steht die Aufstellung des Spitzenkandidaten nicht auf der Tagesordnung, aber Personalfragen dürften in München eine wichtige Rolle spielen. Zu der Klausur kommt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als Gast. (paa)

 
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