Weiden in der Oberpfalz
20.01.2021 - 18:47 Uhr

Pensionierungsdruck auf ältere Arbeitnehmer steigt

Der Oberpfälzer DGB-Rentenexperte Hofmann beklagt, dass verdeckt durch die Coronakrise immer mehr ältere Arbeitnehmer in den Vorruhestand gedrängt werden. Er rät jedem zur Vorsicht, nicht zu früh Rente zu beantragen.

Peter Hofmann, Oberpfälzer DGB-Regionssekretär und Rentenexperte. Archivbild: Hartl
Peter Hofmann, Oberpfälzer DGB-Regionssekretär und Rentenexperte.

In einer Online-Konferenz hat Peter Hofmann, Oberpfälzer DGB-Regionssekretär und Rentenexperte, deutliche Vorwürfe gegen regionale Arbeitgeber erhoben. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Albert Rupprecht hatte führende Vertreter von DGB und Verdi zu einem Gespräch über die aktuelle Situation der Arbeitnehmer in der Nordoberpfalz gebeten.

Überlagert durch die Coronakrise, so Hofmann, würden Betriebe immer mehr Druck auf ihre älteren Arbeitnehmer ausüben, rasch in den Vorruhestand einzutreten. "Der Versuch, Menschen in den Vorruhestand zu schicken, ohne ihnen zu sagen, was auf sie zukommt, zieht sich in letzter Zeit wie ein roter Faden durch fast alle meine Beratungsgespräche" beklagte er. Er nannte es "erschreckend", dass das Thema Rente so stark in den Vordergrund gerückt sei. "Leider werde ich immer erst dann gerufen, wenn es richtig brennt", so Hofmann.

Demnach werde immer häufiger versucht, ältere Arbeitnehmer über Abfindungen, oder Kurzarbeitergeld plus Transfergesellschaft zum vorzeitigen Ausscheiden aus dem Betrieb zu bewegen. "Mit 58 Jahren ist man doch auf dem heutigen Arbeitsmarkt nicht zu alt, und viele wollen doch auch gar nicht in eine Transfergesellschaft" berichtet der Gewerkschaftssekretär. Noch bis vor kurzer Zeit sei doch "fast nur über Fachkräftemangel gesprochen worden". Er beobachte auch die Absicht von Betrieben, die Arbeitnehmer nach dem Ausscheiden, wieder als freie Mitarbeiter zurückzuholen.

Weiden in der Oberpfalz19.02.2020

Viele Männer und Frauen müssten sich nach dem Ausscheiden aus der Transfergesellschaft bei Arbeitsagentur oder Jobcenter arbeitslos melden. Das sei mit zahlreichen Verpflichtungen verbunden. Oft müssten Bewerbungen nachgewiesen oder Fortbildungen absolviert werden. "Wer resigniert und frühzeitig Rente beantragt, muss mit enormen Abschlägen bis zu einem Viertel der Rente ein Leben lang rechnen." Albert Rupprecht sagte, er haben den Eindruck, "dass die Coronakrise genutzt wird, um Dinge umzusetzen und Bereinigungen zu machen, die nicht sinnvoll sind".

Der geschilderte Trend eines verstärkten Vorruhestandsdrucks auf ältere Arbeitnehmer erfolgt vor dem Hintergrund einer enormen Zunahme der entsprechenden Beschäftigtenzahlen in den vergangenen Jahren. So wuchs bei den 55- bis Unter-65-Jährigen die Beschäftigtenzahl alleine zwischen März 2017 und März 2020 in der nördlichen Oberpfalz um 14,6 Prozent - die höchste Zunahme-Rate aller Altersgruppen. Insgesamt nahm die Beschäftigtenzahl insgesamt dagegen nur um 5,8 Prozent zu.

Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht hatte zur Videokonferenz mit Gewerkschaftsvertretern eingeladen Bild: Bühner
Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht hatte zur Videokonferenz mit Gewerkschaftsvertretern eingeladen
 
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