Rudolf Merkl, Betreiber von "Oma's Küche" im Ostseebad Binz, begründet laut der Deutschen Presseagentur (dpa) seinen Entschluss folgendermaßen: «Mit dem Gedanken gehen wir schon sehr lange schwanger. Es ist irgendwo eine Grenze erreicht, wo wir sagen, es geht einfach nicht mehr.» Es gehe um Kinder, die Gäste am Nebentisch belästigen würden, die an Tischdecken zerrten und Rotweingläser umschmissen - und Eltern, die nicht eingreifen. «Die quittieren das mit einem Lächeln, essen weiter, und es interessiert sie alles nicht.» Es gehe explizit nicht gegen den Nachwuchs, sondern gegen ignorante Eltern.
Zielgruppe relevant
Robert Drechsel, Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) in Weiden, kann den Entschluss des norddeutschen Kollegen zwar nachvollziehen: "Das hat sicher seine Gründe. Wenn der Wirt vor allem ältere Gäste als Zielgruppe hat, dann möchten die sicher keinen Spielplatz neben ihrem Tisch." Trotzdem sieht Drechsel, der in Weiden das "Schmankerlwirtshaus Zum Alten Schuster" betreibt, den Ausschluss von Kindern nicht als allgemeine Lösung. "Für die klassische Gastronomie kann ich mir so etwas nicht vorstellen, das ist gegen den Trend. Es wird sich nicht durchsetzen." Dabei findet der Weidner die Idee durchaus interessant. Auch er selbst würde sich oft "wünschen, dass die Eltern sich mehr um ihre Kinder kümmern." So würden beispielsweise die Blumenbeete im Außenbereich seines Gasthauses immer wieder mit Stöcken zerschlagen, und es gäbe viel Lärm und Geschrei, "aber keiner greift ein". Juristisch sieht der Gastronom keine Probleme: "Wen ich als Wirt rein lassen will in mein Lokal, das entscheide ich selbst."
Wen ich als Wirt rein lassen will in mein Lokal, das entscheide ich selbst.
Das sagt auch Inge Pannrucker, Vorsitzende des Kinderschutzbundes in Tirschenreuth. "Jeder Wirt kann seine Entscheidung selbst fällen." Der Kinderschutzbund setze sich allerdings für das "kinderfreundliche Wirtshaus" ein. Pannrucker berichtet von einem Aufenthalt in einem Familienhotel, wo Kinder als Erste bedient und gleich mit Malsachen versorgt würden. Auch eine Spielecke stehe dort zur Verfügung. "Vielleicht ist das die Lösung." Trotzdem sieht die frühere Lehrerin vor allem auch die Eltern in der Pflicht. "Sogar in der gehobenen Gastronomie lassen viele ihren Kindern freien Lauf. Ich finde das traurig, aber es erscheint den Eltern wahrscheinlich einfacher, als den Kindern etwas zu verbieten oder zu erklären."
Womöglich diskriminierend
Ein pauschaler Ausschluss ohne zwingenden sachlichen Grund könnte gegen das Diskriminierungsverbot verstoßen, gab indes die Antidiskriminierungsstelle des Bundes in Berlin zu bedenken. «Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schützt vor Benachteiligungen aufgrund des Lebensalters, also auch des Kindesalters», betonte Bernhard Franke, kommissarischer Leiter der Antidiskriminierungsstelle, laut Evangelischem Pressedienst (epd). Unterschiedliche Behandlungen seien nur dann zulässig, wenn es einen nachvollziehbaren, sachlichen Grund gebe.
Der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands Mecklenburg-Vorpommern, Lars Schwarz, betont laut dpa zwar, dass es grundsätzlich jedem Gastronom oder Hotelbetreiber freistehe, seine eigene unternehmerischen Entscheidungen zu treffen, "aber wir zielen in MV auf Kinderfreundlichkeit." Der Tourismusverband Ostbayern, teilt Pressereferentin Ulrike Eberl-Walter unserer Zeitung auf Anfrage mit, und seine Partner stellten sowohl Angebote für Familien mit Kindern bereit als auch Angebote, die eher für Erwachsene geeignet sind, wie zum Beispiel Wellness oder Fernwandern. "Die Spezialisierung und Ausrichtung eines Beherbergungsbetriebs beziehungsweise eines Gasthofs ist eine unternehmerische Entscheidung."
Zurück nach Binz: Wirt Markl will vor allem positive Resonanz auf seinen Vorstoß erhalten haben. Der dpa berichtete er von fast ausnahmslos guten Reaktionen, jedenfalls, wenn man Facebook ausklammere.
Kommentar
Kinder unerwünscht, das klingt wirklich nicht gut. Deshalb schreibt der Gastronom im Nobel-Badeort Binz vermutlich lieber „Adult only Restaurant“ auf sein Hinweisschild. Statt im Einzelfall Gäste mit nervendem Nachwuchs zur Räson zu bringen, schließt er lieber pauschal eine ganze Gruppe aus. Dieser Wirt wird es sich leisten können. Für das Gros des Gastgewerbes ist das jedoch keine Lösung. Eltern sollten aber Verständnis haben, dass auch Dienstleister – und andere Gäste – ein Mindestmaß an Manieren erwarten dürfen. Und auch dem Nachwuchs schadet es bestimmt nicht, frühzeitig angemessenes Sozialverhalten einzuüben.
Ich stimme dem Wirt zu. Eltern mit Kindern haben ja mehr Auswahl an Restaurants. Wie schön hier jetzt rum gemeckert wird, weil kinderunfreundlich. Kinderschutzbund soll sich um wichtigere Sachen kümmern als sowas. Meldet man, dass es einem Kind schlechter geht wird man nur belächelt.
Wenn eine Person in Insolvenz ist und sein Leben durch Einsparungen z. B. beim Stromwechsel vornehmen will und vom Anbieter abgelehnt wird dann ist das auch Diskriminierung. Da regt sich niemand auf.
Es ist das mindeste, dass Kindern ohne Druck beigebracht wird wie man sich benimmt. Zum Glück gibt es auch viele Kinder die das super können. Mir tun so manche Kinder Leid die so Eltern haben denen alles egal ist.
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Schuld sind doch nur die Eltern, die nicht in der Lage sind ihre Kinder richtig zu erziehen oder sich aus irgendwelchen anderen Gründen nicht um ihre Kinder kümmern. Dann sind leider solche Aktionen nicht zu verhindern. Schade für die anderen Familien, aber absolut verständlich. Ich habe 4 Kinder und hatte noch nie ein Problem in einem Restaurant.
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Man müsste eigentlich bei den Eltern anfangen, die ihren Kindern keine Grenzen setzen. Hab ich selbst erlebt in unserem Lokal. Die Eltern sitzen am Tisch und überlassen die Kinder sich selbst. Kam mit drei Tellern aus der Küche und ein Kind (es waren insgesamt 5 ) fiel direkt vor mir auf den Boden, weil es ein anderes schubste. Ich bin dem Kind auf die Hand getreten (das Geschrei war groß) ich konnte die Teller gerade noch so retten. Hab dann eine klare Ansage an die Eltern gemacht. Das erste was sie sagten: Dann kommen wir nicht mehr. Ich zu ihnen: Kein Problem!!! Übrigens ich habe selbst 2 Kinder und wenn wir mit ihnen Essen gegangen sind, dann haben wir ihnen keinen Freifahrtschein gegeben.
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