Das Landgericht hat die Anklage auf versuchten Mord nicht zugelassen. Das Verfahren wird damit nicht von der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Weiden (Straferwartung vier Jahre aufwärts) verhandelt. Sie hat das Hauptverfahren zum Schöffengericht am Amtsgericht eröffnet. Ausschlaggebend war ein weiteres Gutachten, das vom Landgericht in Auftrag gegeben worden war. Dazu lagen jetzt auch Daten des Unternehmens Firma Tesla vor, das sich zunächst gegen eine Herausgabe gesträubt hatte. Das Landgericht Weiden hatte daraufhin der Deutschland-Niederlassung in Berlin die Durchsuchung angekündigt. Das Elektroauto speichert Daten auf dem Bordcomputer. Es überspielt aber auch Informationen auf einen zentralen Server: unter anderem Lenkeinschlagwinkel und Gaspedalbetätigung, verknüpft mit GPS-Daten.
Professor Dr.-Ing. Hans Bäumler, Unfallanalytiker aus Gebenbach, hat die Zahlenkolonnen ausgewertet. Diese wirken sich offenbar positiv für den Angeschuldigten aus. "Es gibt keine Anhaltspunkte für einen hinreichenden Tatverdacht bezüglich eines Tötungsdelikts", sagt Landgerichtssprecher Matthias Bauer. Denkbar wäre am Schöffengericht eine Verurteilung wegen gefährlichen oder fahrlässigen Eingriffs in den Straßenverkehr.
Damit geht die Achterbahnfahrt der Anklage vorerst zu Ende: Ursprünglich hatte die Staatsanwaltschaft Anklage zum Amtsgericht erhoben. Dieses legte den Fall dem Landgericht vor. Jetzt kommt das Verfahren aufgrund der neuen Erkenntnisse wieder retour.
Zweieinhalb Jahre liegt der Vorfall inzwischen zurück: Der Weidener war im geliehenen Tesla mit Tempo 200 auf der B 470 unterwegs, als vor ihm eine Kontrolle der Polizeiinspektion Eschenbach auftauchte. An der Einfahrt Pichelberg wartete bereits ein Auto mit einem Rentnerehepaar, an dem der Tesla-Fahrer mit immerhin noch mit etwa 140 Sachen vorbeizog. Ein Polizeibeamter rettete sich mit einem Sprung auf die Gegenfahrbahn. In der Folge versteckte sich der Tesla-Fahrer in einem Feldweg. Das Geschehen war zwei Mal vor Ort mit mehreren Statisten rekonstruiert worden, zuletzt im Sommer 2019 für Gutachter Bäumler.
Der Angeschuldigte wird vom Regensburger Strafverteidiger Professor Jan Bockemühl vertreten. Er hat zudem ein drittes Gutachten privat anfertigen lassen.
Sollte der 54-Jährige verurteilt werden, kommen auf ihn die Kosten (Gutachter, Anwalt, Gerichtskosten) zu, die sich jetzt schon im sechsstelligen Bereich bewegen dürften. Seit zweieinhalb Jahren hat er zudem keinen Führerschein. Frühere Verkehrssünden waren wohl auch der Grund für die rasante Flucht: Der Weidener hatte zum Zeitpunkt des Vorfalls schon fünf Punkte in Flensburg. Der Tesla steht seit Juni 2017 in einer Garage der Weidener Polizei, was ebenfalls einen Wertverlust zur Folge hat.













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