Der Zither-Manä, das ist ein ganzes Buch an Erinnerungen, die er gern vor seinem Publikum ausbreitet. "Ich erinnere mich noch genau, es war am 6. Januar 1980", erzählt Manfred Zick (72) von der Geburtsstunde des "Zither Manä". Sein Studium hatte er sich als Rock-Musiker verdient. Bei einer Session mit zwei Rockmusikern an diesem Tag kam ihm die Idee, mit seiner Zither zu improvisieren. Es gefiel ihm. Manä hatte das Instrument ganz konventionell drei Jahre in Deisenhofen auf der Musikschule gelernt, bis ihn 1960 die Gitarrenleidenschaft packte. Samt Rockmusik und Schülerband, gegründet in seinem Acht-Quadratmeter-Zimmer in einem Wohnblock. Die Mutter und die Mitbewohner hatten ihre helle Freude. "Du mit dein'm scheiß Rox 'n' Roi!" soll die Mutter geschimpft haben. Und dieses Lied hat er vertont. Das Publikum darf gleich mitsingen: Rox-Rox-RoxnRoi".
"Moritat" von der Resl
Zu seinen Weggefährten zählen so unterschiedliche Musiker wie die Spider Murphy Gang, Fredl Fesl oder Georg Kostya, der die Idee für den Landler mit Rockelementen hatte. "Es is scho a weng schwierig, in Bayern Rock auf der Zither zu spielen" bekannte Manä. Zither heiße für viele einfach Volksmusik. Dabei sei die Zither nicht nur klassisch oder volkstümlich einsetzbar. "Ein tolles Instrument" nennt er es, das man "unbedingt für Pop und Rock" einsetzen müsse. Und dem er schaudernde Töne entlockt, als er vom Tod der Resl singt, die am Ende nur scheintot war. Aber ihr Leichenwagenfahrer ist beim Transport zum Friedhof tödlich verunglückt.
Die alten Rocker
Doch auch ein ehemaliger DDR-Musiker, drüben ein Blues-König, in Westdeutschland jedoch völlig untergegangen, hängt ihm nach: Stefan Diestelmann. Mit ihm hat er seinerzeit musiziert. Heute weiß man nicht einmal mehr, wo sein Grab ist. Er vertont Lebensbiografien von Erfolgreichen und Gescheiterten, von einfachen Menschen und Einsamen, denen nur noch die Kneipe an der Ecke bleibt. Aus seiner CD "Coole Zeit" von 2013 singt er. Neun Strophen über die Unterschiede früher und heute, wie früher vieles normaler war.
Wieder Erinnerungen an früher: "Da gab's noch kein Privatfernsehen, kein Internet, kein Handy - was für a schöine Zeit". Als alter Rocker hat er einfach "Riffs von Chuck Berry nachgespielt". Wie das klingt, darf das Publikum gleich hautnah miterleben. Zither-Manä rockt über die Saiten, holt elektronisch verzerrte Klänge hervor. Steht dabei auf dem Stuhl, duckt sich unter den Tisch. "Früher hab i Angst g'habt dass i net naufkomm, heit hab i Angst dass i nimmer runter komm" setzt er scherzend hinzu. Und fährt fort mit "Smoke on the Water", was tatsächlich etwas "strange" klingt auf der Zither. Und plötzlich in eine Walzermelodie mündet, die am Ende furios und laut endet.
Der Sozi ist ratlos
Urig-schräg klingt auch die Geschichte vom Froschweiher und dem Storch, die am Ende als Ermahnung an den Umweltschutz endet. Als der Storch nämlich im Folgejahr wiederkommt, ist der Froschweiher verdreckt und stinkend, die Frösche alle weg. "Und des hab i schon 1983 geschrieben!" Und uraufgeführt im Hinterhoftheater in München, zusammen mit Helmut Eckl. Er nennt sich gern politischer Liedermacher, hat eine eindeutig-kritische politische Meinung. "Zu teuer bezahlte Politiker können sich nicht in normale, arme Menschen hinein versetzen". Deshalb werde sich an diesem Zustand kaum etwas ändern. Und er warnt: vor den vielen unberechenbaren Machthabern unserer Zeit: Trump, Putin, Erdogan, Kim Jong-un, Johnson und so weiter. Sein Aufruf: "Komm lass uns wieder fair miteinander streiten". Eine Durchblicker-Strophe in einem seiner Gstanzln: "Wenn manche Politiker nach ihrer Leistung bezahlt würden, müssten sie sich von Hartz 4 ernähren". Er wisse nicht mehr, wen er wählen solle, obwohl er immer bekennender Sozialdemokrat gewesen sei.
Es wird still im Saal
Eine Reise nach Irland, wo es "keine Menschen aber gefühlt eine Million Schafe gibt und es 25 Mal pro Tag regnet", habe ihn zur bayerischen Übersetzung von "Waltzing Matilda" animiert, einem "beinharten Kriegslied". Das Lied, in einem irischen Pub gespielt, geht unter die Haut. Erzählt vom Ersten Weltkrieg, von dem jungen Mann, dem eine türkische Granate die Beine abriss. "Ich wusste nicht dass es etwas Schlimmeres gibt als den Tod" soll dieser bekannt haben. Er kann nicht mehr tanzen, mit Matilda. Sieht das grausame Elend um sich. Im Futura-Saal wird es still.
Der "Manä" mag die Oberpfalz
Ein richtig uriger Bayerischer Blues schließt sich an: er denkt, er habe in seinem Leben einfach "Ois Vosaamt (alles versäumt). "Nicht Champs Elysees sondern Starnberger See". Das Publikum darf mit den Fingern mitschnippen. An die Oberpfalz hat er gute Erinnerungen. An das WAA-Festival in Wackersdorf, an Waldsassen oder Weiden. Er mag, dass hier noch Dialekt gesprochen wird, anders als in München.
Lustiges und Trauriges, Schmerzhaftes und Freude wechseln sich ab. Mit seiner Blues Harp und dem "Manä's Harp Blues" spaziert er zum Abschied durch die Zuschauerreihen.
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