Hans Vollath ist heute noch unter seinem Spitznamen der "Gauner" bekannt. Viele Geschichten geistern durch den Ort. Ob sie tatsächlich alle stimmen, soll dahingestellt sein. Auf jeden Fall war der "Gauner" nicht nur eine "amtsbekannte Person", er machte sich auch eines Tages auf die Walz (Wanderschaft).
Vollath wurde am 22. Juli 1905 in Altenstadt/WN geboren, er war nie verheiratet und hauste unter nicht gerade einfachen Verhältnissen im Dachgeschoss des Elternhauses gleich an der Brücke nach Neustadt/WN. Nach seiner Schulzeit machte er eine Lehre als Schreiner im Schreinerei-Betrieb Fröhlich in Neustadt/WN. Anschließend arbeitete er als Betriebsschreiner im Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) in Weiden.
Soldat in Russland
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er als Soldat eingezogen. Im Russlandfeldzug schoss er sieben feindliche Panzer ab. Dafür wurde er ausgezeichnet und erhielt Sonderurlaub in die Heimat. Diesen nutzte er, um alle ihm bekannten Stellen im RAW abzuklappern. Er wollte eine Bestätigung, dass er als Schreiner unabkömmlich für den Betrieb sei, um nicht mehr in den Krieg zu müssen. Ein schlauer Schachzug. Ob er wohl ahnte, wie die Geschichte ausgehen sollte? Jedenfalls schaffte er es, tatsächlich die Front nie mehr zu sehen. Bis Kriegsende arbeitete er fleißig in Weiden.
Viel Unsinn
Nach Kriegsende sollte sich sein Leben grundlegend ändern. Was genau vorgefallen war, konnte bislang nicht herausgefunden werden. Hans Vollath wurde zum Außenseiter, zum "Gauner", aber nie im negativen Sinne, sondern eher als Sonderling. Als "Gauner" trieb Hans Vollath in seinen Sturm- und Drang-Jahren so manchen Unsinn. Seine Geschichten sind bis heute noch lebendig an den Stammtischen.
Nur einmal fing er sich. Von 1962/63 bis 1966/67 arbeitete er bei der Firma Würschinger im Straßenbau. Es war das Bauprojekt der Straße von Neustadt nach Theisseil. Im Winter stempelte er, wie es damals üblich war.
Alte Gewohnheiten
Während dieser Zeit ging er oft monatelang nach der Arbeit nicht aus dem Haus. Im Frühjahr darauf verließ er erneut seinen Arbeitsplatz und fiel in die alten Gewohnheiten zurück. Anfang der siebziger Jahre war es seinem Bruder Peter und dessen Frau - auch aufgrund der beengten und unzulänglichen Wohnverhältnisse (fehlende Heizung) - nicht mehr möglich, ihn weiter zu versorgen.
1971 kam Hans Vollath in das Altenheim Hemau in der Oberpfalz. Dort erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr richtig erholte.
Am 24. April 1975 schloss er im Alter von 70 Jahren für immer die Augen. Seine letzte Ruhestätte fand er im Familiengrab in Altenstadt/WN.
"Brückensprengung"
Eine der bekanntesten Geschichten – sie wird heute noch weit und breit erzählt – ist die der „Brückensprengung“.
Eines Tages, der „Gauner“ war gerade im Zenit seiner Schelmereien angelangt, rief er die Neustädter Polizei an und erklärte, die Waldnaabbrücke würde um 14 Uhr gesprengt werden. Die Beamten, die diese Warnung ernst nahmen, rückten aus und beobachteten die Brücke. Punkt 14 Uhr passierte es. Kein Geringerer als der „Gauner“ ging langsamen Schrittes über die Brücke, hatte eine Gießkanne in der Hand und „sprengte“ fleißig das Bauwerk.
Die inzwischen verstorbene Elisabeth Funke aus Altenstadt/WN wusste eine Geschichte zu erzählen, in der ebenfalls die Polizei aus Neustadt eine Rolle spielte. Mit derartigen Behörden hatte der „Gauner“ von jeher seine Probleme. Was war passiert? An einem lauen Sommerabend stand in der Polizeistation Neustadt gerade der Dienstwechsel bevor. Die Beamten, die sehnsüchtig auf den wohlverdienten Feierabend warteten, wurden jedoch durch das permanente Klingeln des Telefons gestört. Schließlich hob ein Polizist den Hörer ab und hörte eine aufgeregte Stimme: „Ich muss eine wichtige Meldung machen. Oben am Felixberg habe ich beim Schwammerlsuchen menschliche Überreste entdeckt. Sie sollten sich das unbedingt anschauen.“ Wenig begeistert fragte der Polizist nach dem Namen des Anrufers. „Johann Vollath“, lautete die Antwort. Dem jungen und ortsfremden Beamten sagte der Name nichts, ein älterer wäre vielleicht hellhörig geworden. „Sie müssen uns unbedingt zum Fundort leiten“, sprach der Polizist und erklärte, dass sie sofort losfahren würden. Hans Vollath versprach, an der Floß-Brücke auf das Polizeiauto zu warten.
Es dauerte nicht lange, da kam der Streifenwagen, er hielt und unser „Gauner“ stieg ein. „Was haben Sie denn genau gefunden?“, wollte einer der Beamten wissen. „Gleich, warten Sie es ab, ich zeige den Weg“, beschwichtigte der Gauner. Im Eiltempo ging es bis zum Kloster St. Felix. Dort wurde der Wagen stehengelassen und das Dreiergespann, voran der „Gauner“, eilte hinauf in den Felixwald. Dort, wo heute der Sportplatz des Gymnasiums endet, zeigte der „Gauner“ in die Büsche. Die beiden Polizisten tasteten sich vorsichtig vor und plötzlich rief der eine: „Was soll denn das, hier liegt ein Haufen Exkremente und sonst nichts. Wollen Sie uns an der Nase herumführen?“ Unschuldig die Antwort des Gauners: „ Aber keineswegs, ich habe doch nichts Falsches gesagt, hätten Sie mich genauer gefragt, hätte ich Ihnen gesagt, dass da jemand einen Haufen hingesetzt hat.“ Wutentbrannt eilten die beiden Beamten zum Dienstwagen zurück. Man kann ahnen, welch ein Gelächter sie auf der Polizeistation von den älteren Kollegen erwartete. Da hat der „Gauner“ mal wieder so richtig zugeschlagen. (cr)
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