Sie heißen „Unschuld“ oder „Grobian“, „Errötung“ oder „Zauberhaft“, „Himmelsstürmer“ oder „Freudenfeuer“ – die Rosen im Garten von Franz Wänninger in Altenstadt an der Waldnaab. 1977 hat der gelernte Kfz-Mechaniker seine Passion für Rosen entdeckt. Viele der Rosensträucher, die im Garten der Familie Wänninger stehen, hat der 76-Jährige selbst gezüchtet. Für einige erhielt er sogar Auszeichnungen beim „Internationalen Rosenneuheiten-Wettbewerb“ in Baden-Baden.
Mitte Juli stehen Wänningers Rosen eigentlich noch in voller Blüte. „Durch das warme Wetter im Frühjahr ist die Vollblüte in diesem Jahr vier Wochen früher dran“, sagt Wänniger. Ihren Sommerschnitt haben die meisten Pflanzen daher schon hinter sich. Neue Knospen haben sich hier und da bereits gebildet. Aus ihnen kommt in ein paar Wochen die zweite Blüte hervor.
Großzügiger Rückschnitt
Vielen Rosen-Anfängern ist jedoch die Heckenschere nicht geheuer. Sie fühlen sich überfordert und lassen deshalb oft ganz davon ab, die Rose zurückzuschneiden. „Dabei muss man gar nicht ängstlich sein, dass man zu viel abschneidet“, versichert Michaela Basler, die Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege im Landratsamt Amberg. Beim Sommerschnitt werden hauptsächlich die verblühten Triebe entfernt. „Der Rückschnitt kann ruhig großzügig sein – die gesamte Blüte und noch ein paar Blätter mit dazu.“
Bei jedem Rosenschnitt sollte unbedingt eine scharfe Gartenschere zum Einsatz kommen. Nur so ist eine saubere Schnittstelle möglich. Stumpfes Werkzeug hinterlässt zu starke Verletzungen an der Pflanze und kann die sogenannten Augen quetschen. Die Augen sind unscheinbare, kleine Ausbuchtungen mit einem kleinen Pünktchen. Nur an diesen Stellen kann die Rose neue Seitentriebe bilden.
Schlafende Augen
Franz Wänninger orientiert sich beim Sommerschnitt an den Blättern. Er schneidet die abgeblühten Triebe ein paar Millimeter vor dem, von der Blüte aus gesehen, ersten vollständig ausgebildeten Blatt ab. „Das sind meistens zwei bis drei Blätter nach der Blüte“, erklärt der Rentner. Hinter den Blättern, am Stiel der Pflanze, befinden sich die Augen.
Der Schnitt selbst ist leicht schräg zu setzen. „Selbst wenn man etwas mehr abschneidet, ist das kein Problem“, erläutert Basler. „Es gibt dann immer noch die ,schlafenden Augen’ im tiefen Gehölz, wo die Rosen wieder austreiben können.“
Franz Wänninger empfiehlt außerdem: „Wenn man ein großes Rosenbeet hat mit zehn oder mehr Rosen, dann wartet man, bis das Beet ungefähr zu zwei Drittel abgeblüht ist und schneidet das ganze Beet. Also auch die noch blühenden Rosen. Dann bekommt man wieder eine gleichmäßige Nachblüte.“ Die Abfallprodukte können auf dem Kompost entsorgt werden – zumindest solange die Pflanzen nicht von Pilzkrankheiten befallen sind. „In einem heimischen Kompost bekommt kaum jemand die hohen Temperaturen hin, wie sie in einer professionellen, großen Kompostanlage vorhanden sind, um Bakterien und Keime abzutöten“, betont die Kreisfachberaterin Basler. Sollten also Pilzinfektionen auf den Blättern zu sehen sein, gehören die abgeschnittenen Zweige auf den Wertstoffhof.
Wer den Sommerschnitt ausfallen lässt, bringt damit die Blume nicht gleich um. Allerdings kann das die Blütenfreude auf lange Sicht schmälern. „Die Rose blüht dann spärlicher und ist in ihrer Gestalt nicht mehr so kompakt und voll“, erklärt Basler. Die Pflanzen stecken dann ihre Kraft unnötig in die Hagebutten, die Früchte der Rose. Dies ist bei einmal blühenden Rosen gut zu beobachten. Bei öfter blühenden Rosen fördert der Schnitt neue Seitentriebe und eine zweite Blüte im August.
Hauptsache Rosen
Den Ruf der Rose, sie sei sehr anspruchsvoll und aufwendig in der Pflege, kann der Hobbyzüchter Wänninger nicht bestätigen. Zu unrecht fühlten sich seiner Meinung nach Garten-Anfänger der „Königin der Blumen“ oft nicht gewachsen. „Das war einmal so mit den älteren Sorten. Da waren viele dabei, wie Edelrosen oder Teehybriden, die sehr empfindlich gegen Pilzkrankheiten waren und auch nicht so winterhart.“ Anfänglich sei das den Menschen egal gewesen. „Hauptsache Rose“, hieß es da. „Später, so von 1955 bis 1970, kamen die ersten knall-orangenen Rosen auf den Markt. Da wurden Rosen nur nach der Farbe gekauft“, erklärt er.
Erst in den 1990er Jahren züchtete die Firma Noack die ersten sogenannten gesunden Rosen. „Die waren der Renner, weil die fast keine Pilzkrankheiten bekommen haben“, erinnert sich Wänninger. Bis dahin hätten viele Züchter ihren Schwerpunkt auf die Schönheit der Pflanze, nicht auf ihre Gesundheit gelegt. Heute kann Wänninger sagen: „Wenn der Boden passt und die Behandlung mit dem richtigen Dünger und dem Schnitt, hat man mit den Rosen keine Probleme.“
Rosen trainieren
Während großer Hitzeperioden im Sommer ist jede Pflanze dankbar für Wasser. „Aber auch wenn es eine längere Trockenzeit gibt, benötigen Rosen nicht unbedingt zusätzliches Wasser“, sagt die Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege in Amberg, Michaela Basler. Dazu könne jeder Hobby-Gärtner seine Pflanzen „trainieren“. Das bedeutet, sie nicht zu viel zu gießen, sondern an die Trockenheit zu gewöhnen. „Die Rose ist dadurch gezwungen, stärkere Wurzeln auszubilden“, erklärt Basler.
Wenn die Rosen doch einmal gegossen werden sollen, rät sie: „Lieber größere Wassermengen und der Pflanze dann wieder Ruhe und Trockenheit gönnen, als immer wieder kleinere Wassermengen.“ Der Hobby-Rosenzüchter Franz Wänninger weist außerdem drauf hin, keinesfalls direkt über die Blätter zu gießen. Das Risiko eines Pilzbefalls würde dadurch erhöht. „Am besten gießt es sich dann am Morgen, dass die Rose Zeit hat, abzutrocknen“, fügt er hinzu.
Düngen und Kontrolle
Wichtig bei der sommerlichen Rosenpflege ist auch die zweite Düngung. „ Die sollte stattfinden zwischen Mitte Juni und Anfang Juli“, sagt Franz Wänninger. „Da nimmt man dann aber keinen Langzeitdünger mehr, sondern einen für höchstens drei Monate.“ So kann die Rose langsam „herunterfahren“, ausreifen und sich ab September oder Oktober auf den Winter vorbereiten. „Das übernimmt die Pflanze aber selbst am besten“, betont Michaela Basler vom Amt für Gartenkultur und Landespflege.
Außerdem sollte das ganze Jahr über kontrolliert werden, ob Pilzerkrankungen die Rose befallen haben. „Wer von Anfang an eine gute, resistente Rose kauft, sollte da aber kaum Probleme haben“, sagt Basler. Sollten sich doch einmal Mehltau oder Rosenrost breit machen, müssten die befallenen Blätter sofort entfernt werden.
Die richtige Rose
Sowohl Rosenzüchter Franz Wänninger als auch die Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege Michaela Basler betonen, dass es wichtig sei, von Anfang an, gute und resistente Rosen zu kaufen. Beide empfehlen, beim Kauf auf das ADR-Zeichen (Allgemeine Deutsche Rosenprüfung) zu achten. „Das sind gesunde Rosen und für jeden Hausgebrauch geeignet“, sagt Wänninger.
Wurzelnackte Rosen können sowohl im September oder Oktober als auch im Februar oder März gepflanzt werden. „Sowohl im Herbst als auch im Frühjahr müssen die jungen Triebe, zum Beispiel mit Erde, vor zu starker Sonneneinstrahlung geschützt werden“, erklärt Wänninger. Der Trend geht jedoch zu Containerpflanzen. Diese sollten allerdings erst im Frühjahr gepflanzt werden. „Die werden rund ums Jahr gedüngt, damit sie Blüten haben. Denn es werden meistens nur Blumen mit vielen Blüten gekauft.“ Er gibt Rosen-Anfängern mit auf den Weg: „Man hat mehr davon eine Rose zu kaufen, die viele Knospenansätze zeigt mit nur einer offen Blüte.“




















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